Meinung: Deutschland ist ungerecht - und das muss sich ändern!

In seinem Kommentar befasst sich TAG24-Redakteur Florian Gürtler (46) mit einem Ergebnis des jüngsten "ZDF-Politbarometers": Demnach hält eine Mehrheit Deutschland für ein ungerechtes Land.

Eine deutliche Mehrheit von 63 Prozent hält Deutschland für ein ungerechtes Land. Zu diesem Ergebnis kam eine Umfrage für das am gestrigen Freitag bekannt gewordene "ZDF-Politbarometer". Ich schließe mich dieser Meinung an: Ja, Deutschland ist ungerecht - und das muss sich ändern!

Der Bundestag in Berlin ist der Sitz des nationalen Parlaments in Deutschland - doch unser Redakteur hält von der Bundespolitik der vergangenen 30 Jahre nicht sehr viel.
Der Bundestag in Berlin ist der Sitz des nationalen Parlaments in Deutschland - doch unser Redakteur hält von der Bundespolitik der vergangenen 30 Jahre nicht sehr viel.  © 123RF/anibaltrejo

Wer sich einen Eindruck davon verschaffen möchte, wie es um die gerechte Verteilung des Wohlstands in unserem Land steht, der kann etwa auf der Plattform Ungleichheit.info vorbeischauen. Hier ist zu erfahren, dass gegenwärtig zwei hyperreiche Familien in Deutschland zusammen so viel Vermögen besitzen wie die ärmere Hälfte der gesamten Bevölkerung. Ist das wirklich gerecht?

Zu dem Thema passt auch ein in diesem Jahr erschienener Sammelband: "Genug! Warum wir einen politischen Kurswechsel brauchen" (Brumaire Verlag, 2023).

Darin zeigen mehrere Expertinnen und Experten anhand verschiedener Themenkomplexe wie der Krise im deutschen Gesundheits- und Pflegesystem, der Wohnungskrise, der Energiewende oder der Armut in Deutschland, wie die Bundesregierungen und die sie tragenden Parlamentsmehrheiten der vergangenen drei Jahrzehnte unter der Maßgabe der politischen Ideologie des Neoliberalismus durchgehend eine Politik zulasten der ganz normalen Menschen betrieben.

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Die Profiteure dieser neoliberalen Politik waren die Hyperreichen und die Konzerne - eine Umverteilung von unten nach oben.

Zugleich schlagen die Expertinnen und Experten in dem Sammelband auch verschiedene Lösungswege vor, wie Deutschland zu einem gerechteren Land werden könnte. Es fragt sich nur, welche politische Partei diese Lösungen umsetzen sollte?

CDU und CSU, SPD, Grüne und FDP waren alle an den Bundesregierungen der vergangenen 30 Jahre beteiligt, sie haben den Schaden verursacht.

"Was es bräuchte, wäre eine durchsetzungsstarke, linke Partei in Deutschland"

TAG24-Redakteur Florian Gürtler (46) lebt und arbeitet in Frankfurt am Main - er bezeichnet sich selbst als "überzeugten Linken".
TAG24-Redakteur Florian Gürtler (46) lebt und arbeitet in Frankfurt am Main - er bezeichnet sich selbst als "überzeugten Linken".  © Florian Gürtler

Das aktuelle "ZDF-Politbarometer" zeigt auch, dass eine besonders große Mehrheit unter den AfD-Anhängern (93 Prozent) der Meinung ist, dass Deutschland ungerecht sei. Diese sollten sich allerdings besser keinen Illusionen hingeben.

Die Rechtspopulisten geben zwar gerne vor, sie seien eine Partei der sogenannten kleinen Leute, doch schaut man in das aktuelle Parteiprogramm der AfD, so fällt auf, dass der Themenkomplex "Arbeitsmarkt und Sozialpolitik" ziemlich dünn und voller inhaltsleerer Allgemeinplätze ist.

Die Rechtspopulisten sind gut darin, Minderheiten zu Sündenböcken zu machen und gegen diese zu hetzen, aber an der Ungerechtigkeit in Deutschland würden sie wahrscheinlich so gut wie nichts ändern, kämen sie an die Regierung.

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Und ansonsten? Was es bräuchte, wäre eine durchsetzungsstarke, linke Partei in Deutschland. Doch ob der verunsicherte und ziemlich elend anmutende Haufen, der aktuell unter dem Namen "Die Linke" firmiert, jemals diese Rolle wird einnehmen können, ist ungewiss.

Ebenfalls ungewiss ist die Frage, ob eine eventuelle "Wagenknecht"-Abspaltung von der Linkspartei dauerhaft Bestand haben wird und wie diese sich dann inhaltlich positioniert.

Deutschland wird daher bis auf Weiteres ungerecht bleiben. Doch wir alle sollten den Wunsch nach einer gerechteren Gesellschaft niemals aufgeben.

Titelfoto: Montage: 123RF/anibaltrejo, Florian Gürtler

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