Ukraine-Krieg: Nach Flugzeugabsturz fragt Ukraine - "Wo sind die Leichen?"

Ukraine - Die Ukraine hält die von Russland zum mutmaßlichen Abschuss der militärischen Transportmaschine Il-76 bisher vorgelegten Angaben für nicht stichhaltig.

Ein russischer Soldat steht an der Absturzstelle.
Ein russischer Soldat steht an der Absturzstelle.  © Uncredited/Russian Investigative Committee/AP

Es gebe weiterhin keine Beweise dafür, dass an Bord der am Mittwoch in Belgorod abgestürzten Iljuschin tatsächlich 65 Kriegsgefangene gewesen seien, sagte der Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes, Kyrylo Budanow.

Laut einer am Freitag veröffentlichen Mitteilung des Koordinierungsstabes für den Austausch von Kriegsgefangenen stellte Russland nach langem Hinhalten eine Liste mit Namen zur Verfügung. Unklar ist demnach aber weiter, ob diese Menschen in der Il-76 waren.

Russland habe zwar eine Liste mit Kriegsgefangenen überreicht, auf der auch die Namen von 65 Soldaten gestanden hätten, die für einen Austausch vorgesehenen waren. Aber ihr Schicksal ist demnach weiter ungeklärt.

Ukraine-Krieg: Reformplan von EU gebilligt, Ukraine winken 50 Milliarden Euro
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Die wichtigsten Entwicklungen in der Ukraine findet Ihr in diesem fortlaufend aktualisierten Artikel.

27. Januar, 21.47 Uhr: Nach Flugzeugabsturz fragt Ukraine - "Wo sind die Leichen?"

Der Absturz eines russischen Militärflugzeugs vom Typ Il-76 wirft nach Ansicht der ukrainischen Führung trotz der Veröffentlichung erster Bilder durch Moskau weiter viele Fragen auf.

"Das liegt vor allem daran, dass sie (die Russen) nicht das mit Leichen und Überresten übersäte Feld gezeigt haben, das sie hätten zeigen müssen, um der Ukraine die größtmögliche Schuld zuzuweisen", sagte der Chef des Militärgeheimdienstes HUR, Kyrylo Budanow, am Samstag im ukrainischen Fernsehen. Daher sei weiter unklar, ob tatsächlich wie von Moskau behauptet Dutzende gefangene ukrainische Soldaten an Bord der Maschine gewesen seien.

Das Militärflugzeug war am Mittwoch im westrussischen Gebiet Belgorod etwa 50 Kilometer vor der ukrainischen Grenze abgestürzt. Russland zufolge befanden sich in der Maschine auch 65 ukrainische Soldaten, die für einen Austausch von Kriegsgefangenen vorgesehen waren.

Von der russichen Seite veröffentlichte Bilder zeigen die Absturzstelle.
Von der russichen Seite veröffentlichte Bilder zeigen die Absturzstelle.  © Telegram/Russisches Verteidigungsministerium
Außerdem haben die Russen ein Video vorgelegt, dass zeigen soll wie die ukrainischen Kriegsgefangenen in das Unglücks-Flugzeug steigen.
Außerdem haben die Russen ein Video vorgelegt, dass zeigen soll wie die ukrainischen Kriegsgefangenen in das Unglücks-Flugzeug steigen.  © Telegram/Russisches Verteidigungsministerium

27. Januar, 18.21 Uhr: Putin poltert gegen Ukraine

Kreml-Despot Wladimir Putin (71) hat seinen brutalen Angriffskrieg bei einer Gedenkveranstaltung als Kampf gegen den Nazismus bezeichnet.

"Wir tun alles, alles, um den Nazismus zu unterbinden und endgültig auszurotten", sagte er Medien zufolge am Samstag bei der Eröffnung eines Denkmals für zivile Opfer des faschistischen Terrors nach dem Überfall Hitler-Deutschlands auf die Sowjetunion. Der Kremlchef führte die Ukraine und das Baltikum als aktuelle Beispiele für das Erstarken des Nazismus auf.

Die baltischen Staaten "erklären Zehntausende zu Untermenschen, nehmen ihnen die elementarsten Rechte und setzen sie Hetze aus", behauptete er.

Die Ukraine wiederum "heroisiert Hitlers Helfer und SS-Leute, setzt Terror gegen Missliebige ein", so Putin weiter. Der Kreml hat seinen seit fast zwei Jahre währenden Angriffskrieg auf die Ukraine immer wieder mit der angeblichen Notwendigkeit gerechtfertigt, die dort lebende russischsprachige Bevölkerung vor Angriffen ukrainischer Nationalisten schützen zu müssen.

Wladimir Putin wirft der Ukraine vor, mit "Nazi-Methoden" die russischsprachige Bevölkerung zu drangsalieren.
Wladimir Putin wirft der Ukraine vor, mit "Nazi-Methoden" die russischsprachige Bevölkerung zu drangsalieren.  © Kreml

27. Januar, 17.12 Uhr: Ukraine beschließt Drohnen-Deal mit Litauen

Die Ukraine und Litauen haben die gemeinsame Produktion von Drohnen besprochen.

Ein Großteil seines Gesprächs mit seinem litauischen Amtskollegen Gabrielius Landsbergis sei diesem Thema gewidmet gewesen, sagte der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba am Samstag auf einer gemeinsamen Pressekonferenz der beiden in Kiew. "Litauen hat die Technologien, wir haben die Möglichkeit, die Zusammenarbeit auszubauen, und das war das Schlüsselthema."

Daneben seien auch der Weg der Ukraine in die Nato, weitere Militärhilfen für das Land und Sanktionen gegen Kriegsgegner Russland besprochen worden.

27. Januar, 14.52 Uhr: Russisches Militär erhöht Zahl der Angriffe

Das russische Militär hat in den vergangenen Tagen nach Angaben aus Kiew seine Bemühungen zur Eroberung ukrainischer Orte enorm verstärkt.

"Die Besatzer haben die Zahl der Angriffs- und Sturmaktionen deutlich erhöht – den zweiten Tag in Folge führt der Feind 50 Kampfhandlungen aus", schrieb der für den Frontabschnitt im Süden und Südosten der Ukraine zuständige General Alexander Tarnawskyj am Samstag auf seinem Telegram-Kanal. Dabei habe auch die Zahl der Luftangriffe zugenommen.

Die von Tarnawskyj genannten Zahlen beziehen sich offenbar auf den südlichen Teil des Gebietes Donezk. Explizit erwähnt er Schläge gegen die dort gelegenen frontnahen Städte Myrnohrad und Nowohrodiwka, die am Vortag mit umfunktionierten Luftabwehrraketen beschossen wurden.

Ein ukrainischer Soldat feuert eine Panzerabwehr-Rakete ab.
Ein ukrainischer Soldat feuert eine Panzerabwehr-Rakete ab.  © Telegram/Alexander Tarnawskyj

27. Januar, 7.35 Uhr: Weiter Ringen um neue US-Hilfen für Ukraine - Trump schaltet sich ein

Auf neue Finanzhilfen seines wichtigsten Verbündeten, den USA, muss die Ukraine warten. Die Genehmigung weiterer Unterstützung wird von einem innenpolitischen Streit zwischen Republikanern und den Demokraten von US-Präsident Joe Biden überlagert.

Zudem habe sich im Hintergrund wohl auch der frühere US-Präsident, Donald Trump, eingemischt. Er wolle verhindern, dass Biden vor der Wahl im Herbst einen Erfolg beim Thema Migration im Wahlkampf einen Erfolg verbuchen kann, hieß es.

Biden hatte 2023 Milliarden-Unterstützungen für die Ukraine angekündigt. Die Republikaner stemmen sich jedoch gegen die Bewilligung, weil sie von Biden im Gegenzug eine Verschärfung der Asylpolitik in den USA fordern.

Donald Trump (77), ehemaliger Präsident der USA, will einen Wahlsieg von Joe Biden (81) verhindern - mit allen Mitteln.
Donald Trump (77), ehemaliger Präsident der USA, will einen Wahlsieg von Joe Biden (81) verhindern - mit allen Mitteln.  © Matt Rourke/AP

27. Januar, 7.19 Uhr: USA bringen Verkauf von F-16-Kampfjets an Türkei auf den Weg

Nach der finalen Zustimmung der Türkei zum Nato-Beitritt Schwedens hat die US-Regierung den Verkauf von F-16-Kampfjets an Ankara auf den Weg gebracht.

Der Kongress in Washington sei über das geplante Rüstungsgeschäft informiert worden, teilte die zuständige Behörde am Freitagabend (Ortszeit) mit.

27. Januar, 7.02 Uhr: Selenskyj: Aufwärtstrend bei Eigenproduktion von Waffen und Munition

Wolodymyr Selenskyj sieht einen Aufwärtstrend bei der Eigenproduktion von Waffen und Munition für den Verteidigungskampf gegen Russlands Invasion.

Er sei allen dankbar, die an den eigenen Fähigkeiten der Ukraine arbeiteten, Lücken zu schließen und die Truppen auszurüsten, sagte er in seiner am Freitag verbreiteten abendlichen Videobotschaft. Die Ukraine arbeite auch weiter daran, die Verteidigung gegen den russischen "Luftterror" in den Grenzstädten und Stellungen an der Front mit noch mehr Flugabwehrsystemen zu stärken. Zum Schutz vor Flugzeug- und Raketenangriffen werde die passende Munition bereitgestellt.

Für eine ökonomische Stärkung der Ukraine kündigte Selenskyj die Gründung einer Wirtschaftsplattform an, damit Unternehmen besser unterstützt werden und effektiver kommunizieren können.

26. Januar, 22.28 Uhr: Russische Ermittler veröffentlichen Videos zum Il-76-Absturz

Nach dem Absturz der militärischen Transportmaschine Il-76 im Gebiet Belgorod hat das russische Ermittlungskomitee Videos mit Bildern von Leichen und einem Flugzeug veröffentlicht.

Die am Freitag in Moskau veröffentlichten Aufnahmen zeigen Ermittler auf einem Trümmerfeld, die dort etwa einen Leichensack schließen und auch Tätowierungen auf Körperteilen zeigen. Zu sehen sind zudem ukrainische Dokumente mutmaßlicher Kriegsgefangener. Ein anderes Video zeigt ein Flugzeug, zu dem Transporter fahren. Laut Behörden soll das belegen, dass die ukrainischen Kriegsgefangenen die Maschine vor dem Abschuss bestiegen haben.

Von unabhängiger Seite waren die Videos zunächst nicht überprüfbar.

26. Januar, 21.34 Uhr: Putin gibt Ukraine für Flugzeugabsturz die Schuld

Kremlchef Wladimir Putin (71) hat in einer ersten öffentlichen Reaktion nach dem Absturz des russischen Flugzeugs Il-76 im Gebiet Belgorod der Ukraine die Schuld gegeben.

Die Flugabwehr auf ukrainisch kontrolliertem Gebiet habe die Iljuschin mit zwei Raketen abgeschossen, sagte Putin am Freitag in St. Petersburg bei einem Treffen mit Militärvertretern.

Die ukrainische Seite habe vorab Bescheid gewusst, dass an Bord 65 ihrer Kriegsgefangenen gewesen seien. "Was geschehen ist, das ist ein Verbrechen", betonte Putin. Er forderte eine Aufklärung des Vorfalls vom vergangenen Mittwoch.

26. Januar, 17.04 Uhr: Russland übergibt erneut Soldatenleichen an Kiew

Die Ukraine hat von Russland die Überreste von 77 getöteten Soldaten erhalten.

Die Übergabe sei längerfristig vorbereitet worden, teilte der für Kriegsgefangene zuständige Koordinierungsstab am Freitag per Telegram mit. Die Behörde dankte dem Internationalen Roten Kreuz für dessen Mithilfe.

Im Gegenzug habe Russland 55 eigene getötete Soldaten bekommen, teilte der Duma-Abgeordnete Schamsail Saralijew mit. Zuletzt hatte die Ukraine Ende Dezember 66 Soldatenleichen an Russland übergeben.

Erneut wurden Soldatenleichen von Russland an die Ukraine übergeben. (Symbolfoto)
Erneut wurden Soldatenleichen von Russland an die Ukraine übergeben. (Symbolfoto)  © Efrem Lukatsky/AP/dpa

26. Januar, 16.53 Uhr: Russisches Militär kündigt Ausbau seines Hightech-Arsenals an

Das russische Militär will in diesem Jahr eine Reihe strategisch wichtiger Hightech-Waffen in Dienst stellen.

So sollen die Streitkräfte 2024 die Atomrakete "Sarmat", neue strategische Bomber vom Typ Tupolew Tu-160M, moderne Flugabwehrsysteme von Typ S-500 und ein weiteres strategisches Atom-U-Boot erhalten, kündigte Vizeverteidigungsminister Alexej Kriworutschko der Nachrichtenagentur Interfax zufolge am Freitag auf einer Sitzung des Militärs an.

Die erste atomare Interkontinentalrakete "Sarmat" wurde offiziellen Angaben zufolge im September 2023 in Dienst gestellt. Kriworutschko sprach nun von "der Beendigung von Arbeiten zur Indienststellung". Die Formulierung lässt offen, ob neue Raketensysteme ausgeliefert oder mögliche Probleme bei der Indienststellung des ersten Komplexes behoben werden.

Titelfoto: Telegram/Russisches Verteidigungsministerium

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