Tod von Kind (†2), Vater (†48) und Oma (†65): Ermittler äußern sich zu Todes-Fahrt-Theorie

Santo Stefano di Cadore (Italien) - Die 31 Jahre alte Frau aus Niederbayern, die in Norditalien vergangene Woche mit ihrem Audi in eine Menschengruppe gerast war, handelte laut Ermittlern nicht mit Absicht.

Nach ersten Ermittlungen fuhr die 31 Jahre alte Frau aus Bayern nicht mit Absicht in die Familie, die in einer Kleinstadt in den Dolomiten spazieren ging.
Nach ersten Ermittlungen fuhr die 31 Jahre alte Frau aus Bayern nicht mit Absicht in die Familie, die in einer Kleinstadt in den Dolomiten spazieren ging.  © Vigili del Fuoco/dpa

Das teilten sowohl Staatsanwaltschaft als auch Verteidigung am Dienstag mit. Zuvor gab es erste Spekulationen, dass die Frau bewusst in die Familie gerast wäre, wodurch ein Junge (†2), sein Vater (†48) und seine Oma (†65) tödlich verletzt wurden.

"Es gibt aktuell kein Anzeichen dafür, dass es Vorsatz war", betonte der Verteidiger der 31-Jährigen, Giuseppe Triolo, gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Anders als zuvor gemeldet wurde die Frau auch noch nicht der Haftprüfungsrichterin vorgeführt. Seine Mandantin sei seit dem Unglück vergangener Woche in psychiatrischer Behandlung.

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Sie soll den Unfall komplett verdrängt haben und sei derzeit auch nicht vernehmungsfähig.

Triolo kritisierte in dem Zusammenhang vor allem die Öffentlichkeit und die Medien, die zur Verbreitung des Absichtsvorwurfs beigetragen hatten: "Man erreicht keine Gerechtigkeit, wenn man eine fragile Person auf diese Weise ans Kreuz nagelt und massakriert", sagte er im Gespräch mit der dpa.

Zugleich bestätigte Staatsanwalt Paolo Luca, dass es nach bisherigen Kenntnissen tatsächlich keine Bremsspuren auf der Straße gegeben hätte. Auch hatte die Frau freie Sicht auf der geraden Straße.

Haftstrafe zwischen zwei und sieben Jahre möglich - pro Opfer

Ein weiterer Vorwurf, dass die Frau durch das Handy abgelenkt gewesen wäre, konnte sich nach dem Auslesen des Geräts ausgeräumt werden. Dennoch gehe man derzeit davon aus, dass die Frau in einem "Zustand von Wut", dessen Grund noch unbekannt sei, unterwegs war.

Bei der in Italien als Straftat eingestuften Tötung im Straßenverkehr sind Haftstrafen von zwei bis sieben Jahren pro Opfer möglich. Maximal gäbe es bei mehreren Toten bis zu 18 Jahre Strafe.

Höher kann die Strafe ausfallen, wenn der Unfall absichtlich herbeigeführt wurde oder man doppelt so schnell fuhr wie erlaubt. In der Kleinstadt waren 50 Kilometer pro Stunde erlaubt, die Frau war offenbar mit etwa 90 Kilometern pro Stunde unterwegs.

Titelfoto: Vigili del Fuoco/dpa

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