Manta-Manta-"Uschi" macht sich bei "Stern TV" für Null-Promille-Grenze stark

Köln - Schauspielerin Tina Ruland (56) sprach sich bei "Stern TV am Sonntag" für die Einführung einer Null-Promille-Grenze beim Autofahren in Deutschland aus. Hintergrund des Talk-Themas ist der tragische Verkehrsunfall bei Bad Langensalza (Thüringen).

Schauspielerin Tina Ruland (56) - besser bekannt als "Uschi" in den "Manta, Manta"-Filmen - lässt das Auto nach eigenen Angaben stehen, wenn sie was getrunken hat. (Archivbild)
Schauspielerin Tina Ruland (56) - besser bekannt als "Uschi" in den "Manta, Manta"-Filmen - lässt das Auto nach eigenen Angaben stehen, wenn sie was getrunken hat. (Archivbild)  © Henning Kaiser/dpa/Montage

Dieser April-Samstag schockierte Menschen in Thüringen und weit darüber hinaus. Insgesamt sieben Menschen wurden aufgrund eines schweren Verkehrsunfalls auf der B247 bei Bad Langensalza aus dem Leben gerissen.

Fünf davon waren junge Erwachsene, gerade einmal 19 Jahre alt, hatten noch so viel vor sich. Als wäre es für die Angehörigen nicht schon schmerzhaft genug, soll der Unfallverursacher unter erheblichem Alkoholeinfluss gestanden haben.

Thüringens Innenminister Georg Maier (55, SPD) sprach sich kurze Zeit nach dem Unglück für strengere Regeln im Straßenverkehr aus - die Promille-Grenze sollte auf 0,0 gesenkt werden. Ein Thema, das auch bei "Stern TV am Sonntag" diskutiert wurde.

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Es gehe nicht darum, diesen Unfall zum Anlass zu nehmen, um politisch zu punkten, sagte Maier in der RTL-Sendung. Er habe "wirklich lange" überlegt, habe sich kundig gemacht. Straßen und Autos würden zwar besser, aber der "Faktor Mensch" müsse in den Blick genommen werden. Er wolle Klarheit schaffen. "0,0 und dann wissen alle, was los ist", betonte der SPD-Politiker.

Auf Kritik stieß dieser Forderung bei Dr. Daniela Mielchen. "Ich glaube, die 0,0-Promille-Grenze wird uns hier nicht weiterbringen", sagte die Fachanwältin für Verkehrsrecht. "Im Rahmen von 0,1 und 0,2" Promille hätten "wir" keine alkoholbedingten Unfälle. "Im Laufe der Sendung relativierte sie: "In dem Bereich [...] gibt es, würde ich mich aus dem Fenster lehnen, keine alkoholbedingten tödlichen Verkehrsunfälle."

Anwältin kritisiert Maier-Forderung

Nach dem Horror-Unfall Anfang April bei Bad Langensalza forderte Thüringens Innenminister Georg Maier (55, SPD) die Null-Promille-Grenze. (Archivbild)
Nach dem Horror-Unfall Anfang April bei Bad Langensalza forderte Thüringens Innenminister Georg Maier (55, SPD) die Null-Promille-Grenze. (Archivbild)  © Martin Schutt/dpa

Würde man auf diesen Einzelfall mit einer 0,0-Promille-Grenze reagieren, so die Juristin, würde man eine "Masse an Menschen kriminalisieren - schon bei einer Schnapspraline". Die Anwältin fuhr fort mit Bier- und Weinvergleichen.

Moderator Dieter Könnes (51) meinte daraufhin, das klinge wie "ein bisschen schwanger, ganz oder gar nicht - oder?" Dabei sprach er Tina Ruland direkt an. Die Schauspielerin betonte: "Ich finde, wer Auto fährt, muss nicht trinken."

Sie selbst trinke kein einziges Glas, wenn sie Auto fahre. Sollte sie doch trinken, nehme sie ein Taxi oder die U-Bahn. "Da gibt es drei Millionen Möglichkeiten", formulierte es die 56-Jährige überspitzt. Ihr Unverständnis ob dieser Diskussion war ihr deutlich anzumerken.

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Sie wisse nie, wann sie bei 0,1 oder 0,3 Promille liege. Das hänge mit "so vielen" Faktoren zusammen. Ob man genug gegessen, ausreichend geschlafen habe, die Größe, das Gewicht, meinte Ruland.

Wenn sie sich vorstelle, sie hätte mit Alkoholeinfluss einen Unfall verursacht, so würde sie sich - unabhängig von der Promillezahl - immer fragen, ob dieser hätte vermieden werden können, hätte sie nichts getrunken. "Ich finde, es muss eindeutig sein: nicht trinken - nicht Auto fahren", stellte die "Uschi"-Darstellerin, die "Bertie" im ersten "Manta, Manta"-Film davon abhält, besoffen an einem Autorennen teilzunehmen, klar.

Alkohol und Auto fahren? Plötzlich gehen die Hände hoch!

Insgesamt sieben Menschen starben an jenem April-Samstag bei dem schweren Verkehrsunfall auf der B247. (Archivbild)
Insgesamt sieben Menschen starben an jenem April-Samstag bei dem schweren Verkehrsunfall auf der B247. (Archivbild)  © Michael Reichel/dpa

Das Publikum reagierte mit Applaus. Doch als Moderator Könnes kurz darauf fragte, wer - "Hand aufs Herz und auch Hand hoch" - schon mal Auto gefahren ist, obwohl er zuvor was getrunken hatte, gingen gleich mehrere Hände hoch.

Auch die des Moderatoren. "Ich beziehe mich mal mit ein, auch wenn es nicht gut ist", sagte er. Doch Könnes war nicht allein. Auch die Allgemein- und Notfallmedizinerin, die er anschließend befragte, hebte sehr zaghaft die Hand - so, als ob es ihr unangenehm wäre.

Dr. Katharina Abbing erklärte daraufhin, dass schon ab 0,2 Promille - in Einzelfällen - die Hemmschwelle sowie das Reaktionsvermögen sinke. Zudem steige die Risikobereitschaft, "man greift vielleicht doch zum nächsten Glas", sagt sie.

Könnes verwies auf eine zuvor von Stern TV präsentierte Statistik. Demzufolge ist bei 5 Prozent aller Unfälle mit Personenschaden Alkohol im Spiel, 70 Prozent der alkoholisierten Unfallfahrer mit Personenschaden hatten mehr als 1,1 Promille. Die Einschätzung der Ärztin?

Bei mehr als 1,1 Promille sei das Reaktionsvermögen kaum noch vorhanden, diese Personen seien dann "in aller Regel [...] absolut gang- und standeingeschränkt". Das Risiko werde völlig unterschätzt, "die sind sicherlich nicht sehr verkehrstüchtig". Auf die Frage, ob sie für 0,0 Promille am Steuer ist, antwortete sie: "Ich würde formulieren, dass es keinen Grund gibt, mit auch nur einem Glas Alkohol sich ans Steuer zu setzen."

Trauerbegleiter: "Das habe ich so noch nicht erlebt"

Menschen trauern bei einer Gedenkveranstaltung auf dem Untermarkt in Mühlhausen um die nach einem Unfall bei Bad Langensalza Verstorbenen. (Archivbild)
Menschen trauern bei einer Gedenkveranstaltung auf dem Untermarkt in Mühlhausen um die nach einem Unfall bei Bad Langensalza Verstorbenen. (Archivbild)  © Michael Reichel/dpa

Die Meinung des TV-Publikums war nicht ganz so eindeutig. Nur eine knappe Mehrheit (54 Prozent) war für eine Null-Promille-Grenze, der Rest dagegen.

Ihre Ansicht zum Ausdruck brachte zum Abschluss auch noch mal die Fachanwältin in der Runde. Seit 1995 habe es zwei Drittel weniger Alkoholunfälle und über 90 Prozent weniger "Alkoholtote" gegeben.

Zuvor wurde in der Sendung eine Grafik des Statistischen Bundesamtes eingeblendet, die einen sprunghaften Anstieg an Alkoholunfällen im vergangenen Jahr aufzeigte. Gestiegenen Zahlen entgegnete die Anwältin jedoch, dass man hier den "Corona-Effekt" sehe.

Zum Abschluss des Talks betonte der ehrenamtliche Trauerbegleiter Philipp Bursian, der für die Null-Promille-Grenze ist, dass man die "Wurzel am Schopfe" packen müsse. Man müsse alles dafür tun, um derartige Tragödien zu verhindern.

"Ich habe das in der Konstellation noch nicht erlebt, dass sieben Menschenleben auf diese Art und Weise ausgelöscht werden. Es macht mich natürlich sehr, sehr traurig. Und ich frage mich auch warum. Weil in dieser Form, gepaart mit dem Alkohol: Das habe ich so auch noch nicht erlebt", so Bursian, der Angehörige von Unfallopfern begleitet.

Titelfoto: Henning Kaiser/dpa/Montage

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