Wien (Österreich) - Offenbar über Monate hinweg wird ein Mädchen sexuell missbraucht - von angeblich 17 größtenteils minderjährigen Jungen. Als Annas* Mutter Katharina* davon erfährt, bricht eine Welt zusammen. Und nochmals, als die ersten Urteile fallen.
(*Namen geändert)
TRIGGERWARNUNG: Sexuell gewalttätige Schilderungen!
Anna (12) lernt einen vier Jahre älteren Jungen aus dem Wiener Stadtteil Favoriten kennen, die beiden aus dem sozialen Brennpunkt werden ein Paar, wie in der ZDFinfo-Doku "Ein Opfer. Viele Täter" skizziert wird.
Anfangs habe nur er sexuelle Handlungen verlangt. Später trifft er seine Freundin in Park- oder Treppenhäusern, bestellt Kumpels dazu, die die Minderjährige gemeinsam missbrauchen.
Druckmittel für die Gang waren angefertigte Videoaufzeichnungen, die sie zu veröffentlichen drohte, sollte Anna sich weigern.
Sogar ein Hotelzimmer soll gebucht worden sein, in dem sich Anna und 13 andere Jungen aufgehalten, sich abwechselnd an ihr vergangen hätten.
Das hinterlässt bei dem Mädchen, das daheim immer wieder das Essen verweigert, Spuren. "Meine Tochter war ganz plötzlich einfach anders", sagt Mutter Katharina in ihrer Aussage bei der Polizei. "Sie hatte einen ganz leeren Blick. Man hat das Gefühl gehabt, man sieht durch sie durch. Das war schrecklich."
Ein Opfer. Viele Täter: "Wenn du mir einen bl*st, lösch' ich die Videos"
Rechtsanwalt Sascha Flatz vertritt Anna und sieht den Tatbestand der Vergewaltigung schnell gegeben: "Sie wurde zu sexuellen Handlungen gezwungen und sie wurde nicht gehen gelassen."
Anna schreibt einem der Täter, er solle die expliziten Videos löschen. "Er hat ihr dann geschrieben: 'Wenn du mir einen bl*st, lösch' ich die Videos'", erzählt ihre Mutter.
17 teils vorbestrafte Beschuldigte aus Österreich, Bulgarien, Italien, Serbien, Syrien und der Türkei werden identifiziert. Nur einer ist volljährig, zwei sind jünger als 14 - und damit wie in Deutschland strafunmündig.
Für Sascha Flatz gilt es nun, aufgrund Aussage gegen Aussage, seine Mandantin glaubwürdig als Missbrauchte darzustellen. Doch Anna selbst scheint sich nicht im Klaren zu sein, was ihr angetan wurde. Dass sie zu Oralverkehr genötigt wurde "ist doch keine Vergewaltigung, oder?", habe sie ihre Mama gefragt.
Angeblich in Gruppe vergewaltigtes Mädchen von Peinigern ausgelacht
Vor einem Gerichtssaal und auf der Straße trifft Anna auf mutmaßliche Täter, wird von ihnen ausgelacht.
Im September 2025 werden die zehn mutmaßlich an der Gruppenvergewaltigung im Hotel Beschuldigten freigesprochen - aus Mangel an Beweisen. Annas Anzeige bewirkt dennoch hoffentlich ein Umdenken - bei den Angeklagten und der gesamten Gesellschaft.
Die zweiteilige Doku "Ein Opfer. Viele Täter" gibt's auf Abruf in der ZDFmediathek.