Vorgetäuschter Kindstod der DDR-"Verbrecher": Reginas toter Sohn Daniel lebt!

Leipzig - 37 Jahre lang war Regina (59) aus Leipzig vom Tod ihres kleinen Jungen überzeugt. Erst jetzt hat sie die unfassbare Wahrheit erfahren: Das DDR-Regime hat ihren Daniel bewusst falsch für tot erklären lassen, ihn zu Adoptiveltern gegeben. Und eine Mutter zurückgelassen, die fast vier Jahrzehnte später aus allen Wolken fällt.

Regina (59) dachte 37 Jahre lang, dass ihr Sohn Daniel tot ist.
Regina (59) dachte 37 Jahre lang, dass ihr Sohn Daniel tot ist.  © RTL

In der Doku "Entrissen - Die verschwundenen Babys der DDR" wird die Mutter-Sohn-Geschichte erzählt, die auch in dieser Woche bei "Best of Stern TV" aufgegriffen wurde.

Mit 19 erfährt Regina von ihrer Schwangerschaft. Sie freut sich auf ihren Sohn, den sie im April 1983 zur Welt bringt. Obwohl ihre Eltern, der von ihr getrennt lebende Kindsvater und auch das Jugendamt dagegen sind, will die junge Frau ihr Neugeborenes behalten.

Sie heiratet wenig später einen ungeouteten homosexuellen Mann, der für seine Verwandtschaft eine "perfekte" heterosexuelle Ehe präsentieren will. Zudem werden alle Bekannten und Verwandten in dem falschen Glauben gelassen, dass er der Kindsvater ist.

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Weil der damalige Straßenbahnfahrer immer seltener zur Arbeit geht und Regina ihn irgendwann auch selbst nicht mehr erreicht, lässt sie sich scheiden. Für den finanziellen Schaden, den ihr strafrechtlich in Erscheinung getretener Mann verursacht hat, muss sie aufkommen. Daher soll sie im Gemüseladen arbeiten. Aufgrund der langen Arbeitszeit von 8 bis 18 Uhr hat Regina Angst, dass ihr der Sohn weggenommen wird. Schließlich hat so lang keine Krippe geöffnet.

Sie entscheidet sich gezwungenermaßen, den kleinen Daniel in eine Wochenkrippe zu geben.

Entrissen - Die verschwundenen Babys der DDR: "Da wurde mir nur gesagt, er ist schon weg"

Nach fast vier Jahrzehnten herrscht endlich Gewissheit für die Leipzigerin.
Nach fast vier Jahrzehnten herrscht endlich Gewissheit für die Leipzigerin.  © Jan Woitas/dpa

Wegen eines Schreikrampfs wird der damals 15 Monate alte Daniel ins Klinikum St. Georg gebracht. Dann der Schock: "Als ich zwei Tage später zu Besuch war, wurde mir gesagt, dass er verstorben sei." Regina will ihren Sohn sehen, doch das geht nicht. "Da wurde mir nur gesagt, er ist schon weg."

Daniel, in Wirklichkeit in einer Adoptivfamilie aufwachsend, findet eines Tages seinen Impfausweis, auf dem ein Pflaster mit seinem (neuen) Namen Eike Hoffmann klebt. Er pult es ab und findet "Daniel H." (Name von der Redaktion verfremdet) darunter. Erst als er seine Eltern darauf anspricht, erfährt er von der Adoption.

Er setzt alle Hebel in Bewegung, besorgt sich im Archiv der Stadt Leipzig seine Abstammungsurkunde, auf dem seine leiblichen und Adoptiveltern stehen. Und auch der Vermerk, dass Eike früher Daniel H. hieß.

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Auf eine später aufgegebene Anzeige meldet sich seine Tante. Mit ihrem Mann und Eike fahren zu ihrer Schwester. "Irgendwann hat es bei mir ohne jegliche Vorwarnung an der Tür geklingelt", erinnert sich Mutter Regina. "Ich konnte mich weder freuen noch heulen. Da passte was nicht. Ich habe um Daniel getrauert und auf einmal steht ein fremder Mann mit anderem Namen da. Wie soll ich da zu der Person Zugang kriegen?"

DNA-Test bringt letzte Gewissheit: Der tote Daniel lebt!

Offensichtlich bekamen in der DDR Tausende Mütter ihre Babys weggenommen. (Archivbild)
Offensichtlich bekamen in der DDR Tausende Mütter ihre Babys weggenommen. (Archivbild)  © Fabian Strauch/dpa

Weil es vor allem Regina schwerfällt, eine Bindung aufzubauen, machen Mutter und Sohn einen DNA-Test, der die Verwandtschaft eindeutig belegt.

Ein weiterer unfassbarer Fall aus der DDR! "Jetzt geht's mir kalt den Rücken runter", sagt die Juristin Dr. Heidrun Budde, die nach solchen Beweisen sucht. "Diese Verbrecher! Was haben die der Mutter angetan, wie viele Jahre haben sie ihr gestohlen... Das macht mich sprachlos."

Etwa 2200 Fälle von Müttern, die vom angeblichen Säuglingstod ihres Babys betroffen sind, hat die Interessengemeinschaft gestohlene Kinder der DDR von Andreas Laake schon auf dem Tisch liegen gehabt - täglich werden es mehr. "Da ist ein System dahinter gewesen, wenn so viele Menschen betroffen sind", ist sich Laake sicher.

Die ganze Geschichte von Regina und Eike seht Ihr jederzeit auf Abruf bei "Entrissen - Die verschwundenen Babys der DDR" bei RTL+.

Titelfoto: RTL

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