Leipziger Rosental-Vergewaltiger: Warum die Polizei lange Zeit den Falschen jagte
Leipzig - Durchbruch in einem der schlimmsten Sexualdelikte der Nachwendezeit: Acht Jahre nach der brutalen Vergewaltigung im Leipziger Rosental nahm die Polizei am Donnerstag den 33-jährigen Deutschen Marcus L. fest, nachdem seine DNA-Spur zufällig in einem anderen Fall festgestellt wurde. "Kripo live" erklärte nun, warum die Polizei lange Zeit dem falschen Phantom nachjagte.

Es war der 31. August 2017, als sich die brutale Tat ereignete. Auf der Hundewiese nahe der Waldstraße wird eine 69-Jährige von hinten von einem Mann gepackt. Der Angreifer reißt sie zu Boden, schlägt und tritt ihr mehrmals heftig ins Gesicht, bevor er sie vom Weg auf eine Wiese zerrt. Dort vergewaltigt er die Frau, ohne auch nur ein Wort zu sagen. Als er fertig ist, lässt er sein Opfer blutend liegen und rennt davon.
Die Vergewaltigung im Leipziger Rosental war eine der schlimmsten Sexualstraftaten der Nachwendezeit. In Leipzig sorgte das Verbrechen damals für große Verunsicherung. Die Polizei forderte damals Frauen auf, nur noch zu zweit durch Parkanlagen zu joggen. Fuß- und Fahrradstreifen patrouillierten monatelang durch das Rosental. Weil zuvor schon Frauen attackiert worden waren, ging die Polizei von einem Serientäter aus.
Die 69-Jährige wurde durch die brutale Attacke so schwer verletzt, dass sie kurzzeitig in Lebensgefahr schwebte und notoperiert werden musste.
Die Seniorin gab der Polizei eine Personenbeschreibung, ebenso wie zwei weitere Frauen, die bereits zuvor angegriffen wurden. Sie erklärte, dass der Täter ihr "irgendwie südländisch" vorkam, wie es in "Kripo live" hieß.
Ermittler sollen Marcus L. bereits 2022 nahegekommen sein

"Zunächst hatten wir nicht viel. Wir hatten die Personenbeschreibungen und wir hatten objektiv die DNA-Spur", erinnerte sich nun Polizeisprecher Olaf Hoppe. "Und da war tatsächlich ein Fokus auf einen Migrationshintergrund beim Tatverdächtigen."
"Zunächst hatte man ja nichts anderes als die Beschreibung der Frauen", bestätigte auch "Kripo live"-Reporter Rico Wolf, der den Fall begleitet hat. "Es war eine Ausnahmesituation, was sie dort erlebt haben und dann haben sie versucht, den Täter zu beschreiben. Und die Beschreibung ging eben in diese Richtung: südländischer Typ, gebräunte Haut, dunkle Augen. Und da hat die Polizei eben nach genau so einem Typen gesucht."
Wolf habe am Tag nach der Attacke sogar einen möglichen Zeugen interviewt, der meinte, jemanden gesehen zu haben. "Der sagte sogar, wahrscheinlich jemand aus Afghanistan oder Vorderasien." Der Hinweis sollte sich jedoch als Sackgasse herausstellen.
2022 sollen die Ermittler Marcus L. schon einmal beinahe auf die Schliche gekommen sein. Bei zwei weiteren Straftaten im Leipziger Norden wurde seine DNA entdeckt. "Sie sind ihm schon relativ nahe gekommen, hatten ihn aber noch nicht."
"Kripo live"-Reporter: "Durch die Arbeit im Vorfeld konnte es diesen Zufall nur geben"

Letztendlich brachte "Kommissar Zufall" den Erfolg: Bei einem Einbruch in einen Baumarkt stellte die Polizei Marcus L. auf frischer Tat. Er wurde vorläufig festgenommen und erkennungsdienstlich behandelt. "Es wurde eine Speichelprobe gemacht und dann hatte man ihn."
Die Polizei sei schließlich selbst überrascht gewesen. Gleichzeitig betonte Wolf: "Man muss auch sagen: Durch die Arbeit im Vorfeld, durch das Sichern von Spuren an den Tatorten, konnte es ja nur zu diesem Zufall kommen, dass die Spur gepasst hat."
Titelfoto: Montage: MDR/Andreas Lander + Alexander Bischoff