Nachts allein nach Hause: "Kripo live" testet das "Heimwegtelefon"

Leipzig/Dresden - Der nächtliche Heimweg kann sich manchmal bedrohlich anfühlen - gerade dann, wenn er nicht richtig beleuchtet ist. Der Verein "Heimwegtelefon" will Menschen diese Angst mit nur einem Anruf nehmen. "Kripo live" hat das Angebot ausprobiert.

Jeder kennt das Gefühl, wenn sich eine schlecht beleuchtete Straße nachts plötzlich bedrohlich anfühlt. Der Verein "Heimwegtelefon" sorgt dafür, dass sich Menschen auf dem Weg nach Hause sicherer fühlen.
Jeder kennt das Gefühl, wenn sich eine schlecht beleuchtete Straße nachts plötzlich bedrohlich anfühlt. Der Verein "Heimwegtelefon" sorgt dafür, dass sich Menschen auf dem Weg nach Hause sicherer fühlen.  © TEA/123RF

Sie selbst habe auf dem Heimweg bereits mehrfach bedrohliche Situationen erlebt, sagt Reporterin Friederike Franke zu Beginn des Beitrags.

"Zum Beispiel war ich vor ein paar Monaten nachts auf dieser Straße mit dem Fahrrad unterwegs und dann hat mich ein Mann auf seinem Rad eingeholt und mich mehrfach angesprochen." Die Reporterin habe dem Mann mehrfach mitgeteilt, dass sie sich nicht unterhalten möchte. "Aber er ist mir mit seinem Fahrrad bis vor meine Haustür gefolgt."

Einer Studie zufolge, die das Bundeskriminalamt 2022 vorgestellt hat, geben 67 Prozent der befragten Frauen an, dass sie sich nachts in öffentlichen Verkehrsmitteln nicht sicher fühlen. 58 Prozent der Studienteilnehmerinnen meiden in der Nacht bestimmte Plätze oder Parks. Mehr als 25 Prozent hat Angst, sexuell belästigt zu werden. Im Vergleich dazu: Bei Männern sind es gerade einmal sieben Prozent.

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Für das Experiment will Friederike Franke zu einer Fußgängerbrücke über die Elbe in Dresden laufen. Während sie sich in der Innenstadt befindet, ruft sie das Heimwegtelefon an. Dahinter verbirgt sich eine bundesweite Telefonhotline, bei der man anrufen kann, wenn man sich auf dem Heimweg unsicher fühlt.

Die Reporterin wird sofort mit Daniel verbunden, der fortan immer wieder fragt, wo sie sich gerade befindet und ihren Standort auf einer Karte verfolgt. Passiert etwas, setzt Daniel sofort einen Notruf ab.

"Die Sicherheit in Deutschland ist höher, als wir das meist empfinden"

Alles, was es dazu braucht, ist ein Anruf. Der Service ist deutschlandweit erreichbar und kostenlos.
Alles, was es dazu braucht, ist ein Anruf. Der Service ist deutschlandweit erreichbar und kostenlos.  © shangarey/123rf

2018 wurde der Verein "Heimwegtelefon" ins Leben gerufen. Mittlerweile gehören ihm 80 Mitglieder an. Wer mitmachen möchte, muss eine sechsmonatige Ausbildung machen, erklärt Daniel, der im Verlauf des Beitrags noch interviewt wird. Die Arbeit erfordere viel Feingefühl. Darüber hinaus müssten die Telefonisten genau wissen, wie sie in einem Moment reagieren. Passiert etwas, schreiten die Mitarbeiter des Vereins ein. Sie rufen Hilfe und geben die Informationen an die zuständigen Behörden weiter.

Allein im vergangenen Jahr habe der Verein rund 8000 Anrufe angenommen. Tendenz: steigend.

Daniel erklärte dabei auch, dass der Verein bei 8000 Anrufen im vergangenen Jahr lediglich in 17 Fällen die Polizei oder den Rettungsdienst habe einschalten müssen. "Und das auch oft nur präventiv. Das heißt, die Sicherheit, die wir in Deutschland haben, ist höher, als wir das meist empfinden."

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Ihre Arbeit würden die Mitarbeiter trotzdem sehr ernst nehmen, damit sich andere Menschen auf ihrem Heimweg sicher fühlen. Das bestätigte schließlich auch Reporterin Friederike Franke, nachdem sie an ihrem Ziel angekommen war. "Ich habe immer das Gefühl gehabt, dass Daniel wusste, wo ich bin. Manchmal hat er mir sogar Tipps gegeben, welchen Weg ich nehmen kann, damit die Strecke kürzer ist."

Das "Heimwegtelefon" könnt Ihr von Sonntag bis Donnerstag in der Zeit von 20 bis 24 Uhr anrufen sowie freitags und samstags sogar bis 3 Uhr morgens. Tel.: 030/12074182. Die Nummer gilt deutschlandweit und ist kostenlos.

Titelfoto: shangarey/123rf

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