Weltmeister über Nachteile seines Karriereendes: "Muss mir Frühstück selber machen"
Hamburg - 271 Bundesliga-Partien, zwölf Länderspiele und ein Weltmeister-Titel: Christoph Kramer (34) hat den Traum vieler Fußballer gelebt. In der "NDR Talk Show" sprach der Ex-Profi am Freitagabend über die Zeit seit seinem Karriereende.
"Ich kann jeden verstehen - ich bin es zum Glück nicht, weil ich mir meinen Terminkalender bewusst vollgepackt habe - aber ich kann jeden verstehen, der da in so ein Loch fällt", erklärte Kramer im Gespräch mit Moderatorin Barbara Schöneberger (51).
Der gebürtige Solinger weiter: "Ich bin 34, und das hört sich manchmal zwar ein bisschen lustig an, aber ich habe seit diesem Jahr das erste Mal einen Kalender, ich muss mir Frühstück selber machen, Flüge selber buchen, mich komplett selbst strukturieren. Was für Menschen in meinem Alter komplett normal ist, war für mich ein Leben lang nicht normal."
Darüber hinaus fehle ihm die ständige Bestätigung, die man als Fußballprofi bekomme: "Das ist ein unpopuläres Thema irgendwo, aber die Bestätigung, die du dann auf diesem Level hast, wenn die dann auf einmal abnimmt und abnimmt, ist das auch nicht ganz so einfach, wie ich finde."
Auch deshalb habe er Angst vor seinem Karriereende gehabt - unbegründet, wie der Weltmeister von 2014 hinterherschob: "Ich habe so einen Frieden mit dem Thema geschlossen, den ich auch auf keinen Fall mehr hergeben würde."
Christoph Kramer über Verbleib in Deutschland: "Bin ein Heimscheißer"
Frieden habe er auch mit der Entscheidung geschlossen, nie Deutschland verlassen zu haben. "So eine Auslandserfahrung ist immer etwas, das, glaube ich, richtig prägt und schön ist, aber ich bin ja auch so ein kleiner Heimscheißer und habe mich immer gefreut, dass ich mit meinen Jungs von der Schule irgendwie um die Häuser ziehen konnte."
Kritik äußerte Kramer indes an dem Modell der Nachwuchsleistungszentren.
"Von allen Kindern, die das machen - und das sind Millionen - die wollen alle Fußballprofis werden, von denen schaffen es 0,1 Prozent und die andern 99,9 Prozent schaffen es nicht. Und ich finde, dass man ihnen nicht die ganze Kindheit klauen sollte", monierte er.
Der 34-Jährige selbst wurde in der Jugend von Bayer 04 Leverkusen ausgebildet. Sein Profi-Debüt feierte er 2011 aber im Dress des VfL Bochum.
Titelfoto: NDR/Uwe Ernst

