Entführung, Knochenfund, Demo-Eskalation: Diese Fälle beschäftigten die Leipziger Polizei 2023 (Teil 1)

Leipzig - Wie jedes Jahr hatte die Leipziger Polizei auch 2023 wieder alle Hände voll zu tun. TAG24 gibt Euch im ersten Teil einen Überblick über die Fälle, die in der ersten Jahreshälfte für großes Aufsehen gesorgt haben.

Spektakulärer Entführungsfall mit glücklichem Ausgang

Samt Spürhund suchte die Leipziger Polizei mehr als 24 Stunden nach dem Entführungsopfer.
Samt Spürhund suchte die Leipziger Polizei mehr als 24 Stunden nach dem Entführungsopfer.  © Silvio Bürger

Das Jahr war noch keine zwei Wochen alt, da sorgte eine mysteriöse Entführung im Südosten der Stadt für einen Polizeieinsatz: Ein 29-jähriger Mann wurde am späten Abend des 10. Januar gewaltsam aus seiner Wohnung in der "Langen Lene" und vor dem Wohnblock schließlich in ein Auto gezerrt.

Mit quietschenden Reifen fuhr der Wagen davon, Zeugen haben zuvor sogar Schüsse wahrgenommen.

Die Einsatzkräfte leiteten sofort die Fahndung ein, Spürhunde kamen zum Einsatz, doch der Entführte aus Kamerun blieb zunächst verschwunden.

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Am Morgen des 12. Januar konnte schließlich Entwarnung gegeben werden. Die Entführer hatten sich offenbar mit einer Geldforderung an die Familie des Opfers gewandt.

Im Bandenmilieu soll der 29-Jährige schließlich gefunden worden sein, ein damals 21 Jahre alter Syrer wurde als Tatverdächtiger festgenommen und kam in Untersuchungshaft.

Yolanda K. nach jahrelanger Suche tot aufgefunden

Studentin Yolanda war 23 Jahre alt, als sie verschwand. Dreieinhalb Jahre später fand man ihre Überreste.
Studentin Yolanda war 23 Jahre alt, als sie verschwand. Dreieinhalb Jahre später fand man ihre Überreste.  © Polizei Leipzig

Eine jahrelange Vermisstensuche fand Ende Februar ihr trauriges Ende: Die sterblichen Überreste der Leipziger Studentin Yolanda K. wurden in einem Wald im Burgenlandkreis (Sachsen-Anhalt) entdeckt.

Eine Obduktion der gefundenen Knochen hatte Anfang März schließlich ergeben, dass es sich um die der Vermissten handelte.

Die damals 23-Jährige war Ende September 2019 spurlos verschwunden. An jenem Tag hatte sie ihre WG im Leipziger Süden verlassen, um zum knapp 20 Kilometer entfernten IKEA in Günthersdorf zu fahren.

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Nachdem sie am Abend zu einer Verabredung in Halle nicht erschienen war und niemand sie erreichen konnte, wurde sie als vermisst gemeldet. Insgesamt dreieinhalb Jahre wurde nach der jungen Frau gesucht, doch vergeblich.

Wie ihre Knochen zum von Leipzig rund 60 Kilometer entfernten Fundort gelangt sind, ist bis heute nicht abschließend geklärt.

18-Jähriger ohne Führerschein rast vier Menschen tot

Insgesamt vier Menschen starben infolge des Unfalls auf der B87, drei von ihnen noch an der Unfallstelle.
Insgesamt vier Menschen starben infolge des Unfalls auf der B87, drei von ihnen noch an der Unfallstelle.  © Jan Woitas/dpa

Ein schlimmer Unfall hat Anfang März ganz Sachsen schockiert: Ein Mercedes ist auf der B87 bei Eilenburg in den Gegenverkehr geraten und mit drei weiteren Autos und einem Lastwagen zusammengekracht.

Die erschütternde Bilanz: Drei Menschen starben noch am Unfallort, fünf weitere wurden zum Teil schwerst verletzt. Einer von ihnen erlag wenige Tage später seinen schweren Verletzungen.

Am Steuer des Unfallwagens saß ein damals 18 Jahre alter Teenager mit syrischen Wurzeln, der nicht im Besitz eines Führerscheins gewesen sein soll. Er war vermutlich viel zu schnell unterwegs.

Außerdem soll das Fahrzeug keinen gültigen TÜV gehabt haben und nur kurzzeitig auf den 18-Jährigen zugelassen gewesen sein.

Der junge Mann wurde selbst schwer verletzt bei dem tödlichen Crash, der vier Menschen aus dem Leben gerissen hat.

Schlag gegen Drogenfamilie nimmt unbefriedigendes Ende

Ralf N. (67) und seine Söhne Andreas (39, r.) und Uwe (35, l.) sind höheren Haftstrafen entgangen.
Ralf N. (67) und seine Söhne Andreas (39, r.) und Uwe (35, l.) sind höheren Haftstrafen entgangen.  © Bildmontage: Ralf Seegers

Ende März gelang Polizei und Zoll ein großer Schlag gegen einen Familienclan aus Colditz: Bei groß angelegten Durchsuchungen in Privat- und Geschäftsräumen wurden nicht nur mehrere Kilogramm Crystal Meth, eine Cannabis-Plantage und Waffen sichergestellt, sondern auch ein hoher Betrag Bargeld und zwei Luxusautos.

Ralf N. (67), Oberhaupt der ortsbekannten Familie, sowie seine zwei Söhne Uwe (35) und Andreas (39) wurden festgenommen - am darauffolgenden Tag wurden Haftbefehle erlassen.

Alle waren bereits vorbestraft, einer wegen Handels mit Betäubungsmitteln, die anderen wegen Gewaltdelikten.

Seit September standen die drei in Leipzig vor Gericht – der Vorwurf: bandenmäßiger Drogenhandel.

Unter anderem, weil sich nicht nachweisen ließ, dass es sich um eine Bande handelte, sowie aufgrund schwerer Verfahrensfehler sind die Urteile im November schließlich eher milde ausgefallen: Vater N. wurde zu vier Jahren Gefängnis verurteilt, seine Söhne bekamen jeweils drei Jahre.

Alle Beschuldigten kamen nach dem Urteil zunächst auf freien Fuß, müssen ihre Strafe erst im neuen Jahr antreten.

"Tag X"-Demo läuft aus dem Ruder

Die Demonstrationen nach dem Urteil gegen Linksextremistin Lina E. (28) sind Anfang Juni erst verboten worden und doch völlig eskaliert.
Die Demonstrationen nach dem Urteil gegen Linksextremistin Lina E. (28) sind Anfang Juni erst verboten worden und doch völlig eskaliert.

Der wohl größte Polizeieinsatz des Jahres sorgte Anfang Juni für großes Aufsehen in Sachsen und Deutschland.

Zuvor waren am 31. Mai die mutmaßliche Linksextremistin Lina E. (28) und weitere Mitangeklagte zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt worden. Infolgedessen gab es bereits am selben Abend Ausschreitungen in Leipzig.

Als am nächsten Tag die für den 3. Juni geplante "Tag X"-Demo in Connewitz verboten wurde, wurde eine weitere Versammlung gegen das Verbot angemeldet, welche jedoch ebenfalls kurzfristig untersagt worden ist.

Es kam zu Flaschen-, Stein- und Pyro-Würfen auf eingesetzte Polizeibeamte, woraufhin mehr als 1000 Menschen in einem Park nahe der Karl-Liebknecht-Straße über mehrere Stunden eingekesselt worden sind.

Mehrere Personen kam später in Untersuchungshaft - ihnen wurde schwerer Landfriedensbruch, tätlicher Angriff auf Vollstreckungsbeamte sowie teilweise versuchte gefährliche Körperverletzung vorgeworfen.

Das Vorgehen der Polizei war von einigen Seiten scharf kritisiert worden, da einerseits die Versorgungslage schlecht gewesen sei und sich andererseits auch Kinder unter den Eingekesselten befunden haben sollen.

Teil 2 der aufsehenerregendsten Polizeifälle im Jahr 2023 könnt Ihr am morgigen Donnerstag bei TAG24 lesen.

Titelfoto: Bildmontage: Silvio Bürger, Polizei Leipzig, privat

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