"Frankfurt ist ein Scheiß dagegen": "stern TV" zeigt Kölns schockierende Drogenszene

Bickenbach/Köln - Der Neumarkt, eigentlich ein belebter Platz im Herzen Kölns, hat sich längst zum traurigen Brennpunkt für Süchtige und obdachlose Menschen entwickelt. stern TV hat sich am Mittwochabend (23. Juli) das Elend ganz genau angeschaut - und die Bilder schockieren.

Immer wieder kommt es in der Kölner Innenstadt nahe dem Neumarkt zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Drogensüchtigen. (Archivfoto)
Immer wieder kommt es in der Kölner Innenstadt nahe dem Neumarkt zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Drogensüchtigen. (Archivfoto)  © Vincent Kempf/dpa

Moderator Steffen Hallaschka (54) nimmt die Zuschauer mit in einen Alltag zwischen Sucht, Elend und Hoffnungslosigkeit.

Eine, die mittendrin steckt, ist Gisem (26). Nach einem Fahrradunfall zeigt sie blutige Wunden in die Kamera und erzählt Unglaubliches: "Die Leute, die hier konsumieren oder verkaufen, die haben mich währenddessen abgezogen. Sie haben mein Geld, meinen Stoff, einfach alles geklaut."

Ehrlichkeit und Empathie? Fehlanzeige. In der Szene geht jeder gegen jeden.

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Köln beklagte allein 2024 schon 71 Drogentote. Immer wieder sterben Menschen direkt vor Ort, auf offener Straße und vor den Augen anderer. "Frankfurt ist ein Scheiß dagegen", sagt eine frühere Konsumentin. Und ein anderer bringt es bitter auf den Punkt: "Wenn am Wochenende einer nicht auftaucht, dann denkt man sich: Entgiftung, Tod oder Knast. Die beste Entgiftung ist eh der Knast."

Anwohner am Limit: Maßnahmen der Politik zu "schwach"

Steffen Hallaschka (54) moderiert seit 2011 die Sendung "stern TV" bei RTL. (Archivfoto)
Steffen Hallaschka (54) moderiert seit 2011 die Sendung "stern TV" bei RTL. (Archivfoto)  © RTL/Stefan Gregorowius

Die Anwohner rund um den Neumarkt leben in Angst und fühlen sich von der Stadt alleine gelassen.

Zwar käme die Polizei fast täglich, um Präsenz zu zeigen, doch das wirke eher wie eine "einstudierte Choreografie". Die Süchtigen verschwinden kurz – und tauchen wenig später einfach wieder auf.

Und als wäre das nicht genug, bilden sich ständig neue Drogen-Hotspots, etwa in der Kronengasse.

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Olivia, eine Anwohnerin, berichtet von Junkies auf dem Bürgersteig, aufgebrochenen Autos und Menschen, die einfach so ins Haus laufen. Weil von offizieller Seite kaum was passiert, haben Vermieter sogar schon einen privaten Wachdienst engagiert.

Auch Geschäftstreibende vor Ort betiteln die Maßnahmen der Politik als zu "schwach" und wünschen sich, das endlich härter durchgegriffen wird.

Lösungsvorschläge der Stadt klingen nach Zukunftsmusik

Harald Rau (59) steht links neben Henriette Reker (68), Oberbürgermeisterin der Stadt Köln, und Christian Miller, Chef der Berufsfeuerwehr, in einem Schlafsaal für ukrainische Flüchtlinge. (Archivfoto)
Harald Rau (59) steht links neben Henriette Reker (68), Oberbürgermeisterin der Stadt Köln, und Christian Miller, Chef der Berufsfeuerwehr, in einem Schlafsaal für ukrainische Flüchtlinge. (Archivfoto)  © Federico Gambarini/dpa
Von Heroin habe sich der Konsum am Neumarkt neuerdings auf Crack verlagert. (Symbolfoto)
Von Heroin habe sich der Konsum am Neumarkt neuerdings auf Crack verlagert. (Symbolfoto)  © Boris Roessler/dpa

Prof. Harald Rau ist Sozialdezernent der Stadt Köln und zuständig für Soziales, Gesundheit und Wohnen.

"Einige der Wege, die wir bestritten haben, sind ganz offensichtlich nicht schnell genug gewesen", gibt Rau im Interview mit Steffen Hallaschka während der Sendung offen zu.

Zwar habe man in den letzten zwei Jahren viele Hilfsangebote auf die Beine gestellt, doch das reiche bei Weitem nicht aus. Vor allem, weil sich das Problem verlagert habe: Statt Heroin sei jetzt Crack das große Thema und viele Maßnahmen, die früher geholfen hätten, würden heute einfach nicht mehr greifen.

Mehr Angebote, neue Ideen, bessere Konzepte – das sei jetzt der Plan. Rau nennt das sogenannte "Zürcher Modell" als Vorbild. Doch auch wenn sich Köln an anderen Städten orientieren will: Vieles klingt nach Zukunftsmusik. Und auf die Frage, wie man kurzfristig etwas verbessern könnte, kann der Sozialdezernent keine klare Antwort formulieren.

Stern TV wird jeden Mittwoch live um 22.15 Uhr von RTL ausgestrahlt und ist im Stream bei RTL+ abrufbar.

Titelfoto: Vincent Kempf/dpa

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