Tag X: Leipziger Bündnis ruft zu Trauermarsch "in stiller Würde" auf
Leipzig - Zwei Jahres ist es her, dass die ursprünglich geplante "Tag X"-Demo auf dem Alexis-Schumann-Platz ihr vorzeitiges Ende fand. Noch heute sorgen die Zustände im sogenannten Leipziger Kessel für Gesprächsstoff und Klärungsbedarf. Ein Bündnis will nun mit einem Trauerzug an das Geschehene erinnern.
Alles in Kürze
- Leipziger Bündnis ruft zu Trauermarsch auf
- Trauermarsch erinnert an Polizeieinsatz 2023
- Über 1000 Personen wurden damals eingekesselt
- Bündnis fordert Aufarbeitung des Einsatzgeschehens
- Trauermarsch findet am 03. Juni in Leipzig statt

Obwohl es sich am 3. Juni 2023 um eine angemeldete Veranstaltung handelte, untersagte die Polizei den rund 1500 Menschen vor Ort das Loslaufen. Noch während der Verhandlungen über eine alternative Demoroute griffen Vermummte die Polizei an. Die Einsatzkräfte kesselten kurz darauf über 1000 Personen, für teils mehr als elf Stunden, ein.
"Frühzeitig wurde die Anweisung gegeben, dass keine linken Personen in Richtung Innenstadt gelangen sollten, also einzukesseln seien", sagt Irena Rudolph-Kokot (52) vom Bündnis "Leipzig nimmt Platz".
Die Eskalation sei nicht von den Demonstranten ausgegangen, sondern von der Polizei, die unter der Aufsicht der Staatsanwaltschaft und des Innenministeriums das Ziel verfolgt habe, Menschen festzuhalten und einzuschüchtern: "In der Annahme, dass, wer lange genug unter unwürdigen Bedingungen ausharren muss, künftig stillbleibt", so Rudolph-Kokot.
Marcus Röder ergänzt für den "Say it loud e. V.": "1324 Menschen, darunter über 100 Minderjährige, wurden an diesem Tag bis zu 11 Stunden festgehalten – ohne Zugang zu sanitären Anlagen und ohne ausreichende Versorgung." Es sei gezielt in Kauf genommen worden, dass unter diesen Umständen die Wahrung der Menschenwürde der Personen im Kessel nicht hätte garantiert werden können.
Laut Röder hat kein legitimer Grund für die Einkesselung bestanden: "Die Erzählung, über 1000 Personen stünden im Verdacht des schweren Landfriedensbruchs, das alles ist an Absurdität nicht zu überbieten."
Das Bündnis fordert eine Fortsetzung der Aufarbeitung

Im Leipziger Stadtrat hatte die Aufarbeitung des Einsatzgeschehens hohe Wellen geschlagen. Auch der Sächsische Landtag hatte eine Sondersitzung des Innenausschusses einberufen.
Auslöser für die Ereignisse war die Verurteilung der Linksextremistin Lina E. (30) in Dresden. Unterstützer hatten bundesweit für die Demonstration am darauffolgenden Wochenende in Leipzig mobilisiert.
Um an das Geschehene auf dem Alexis-Schumann-Platz zu erinnern, ruft das Bündnis "Leipzig nimmt Platz" am 03. Juni unter dem Motto "Versammlungsfreiheit gilt auch in Leipzig" zum Trauermarsch auf.
Vom Neuen Rathaus aus soll es "in stiller Würde" um 18 Uhr in Richtung Alexis-Schumann-Platz gehen. Rund um die Demonstrationsroute kann es an diesem Tag zu Verkehrsbehinderungen kommen.
Titelfoto: Hendrik Schmidt/dpa