Wiesn-Bilanz nach gut fünf Stunden: Bierzelte voll, Tierwohl-Protest, Alkoholleichen und Lauterbach-Segen

München - Das Oktoberfest 2022 ist erst wenige Stunden alt und verursacht bereits Schlagzeilen und Reaktionen.

Überfüllung noch vor der Mittagszeit: Wer es nicht in die Festzelte schaffte, muss sich auf lange Wartezeiten einstellen.
Überfüllung noch vor der Mittagszeit: Wer es nicht in die Festzelte schaffte, muss sich auf lange Wartezeiten einstellen.  © AFP/Christoph Stache

Neben den obligatorischen Kritiken in den sozialen Netzwerken - häufig über das Zelebrieren des Konsums von Alkohol, während vermeintlich harmlosere Drogen polizeilich verfolgt werden - haben vor Ort Tierwohl-Aktivisten versucht, den Einzug der Wiesn-Wirte zu stören.

Laut Polizeiangaben hätten sich sieben Mitglieder der Gruppe "Animal Rebellion" auf die Strecke gesetzt, auf der die Wirte traditionell mit den Brauerei-Pferden zur Theresienwiese fahren.

Große Behinderungen hätten sie aber nicht ausgelöst und alle Aktivisten konnten hinter eine Absperrung gebracht werden.

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Die Gruppe protestiere gegen schädliche Ernährungsgewohnheiten und die Bagatellisierung der Zerstörung und Gewalt, die damit verbunden seien.

Während die Protestierenden vermutlich kein Interesse daran haben, in die Bierzelte zu kommen, mussten andere unfreiwillig draußen bleiben. Bereits nach wenigen Stunden bildeten sich schon lange Schlangen vor den ersten Festzelten.

Erste Bierleichen und mahnende Worte von Lauterbach

Bundesgesundheitsminister Karl-Lauterbach (59) hält eine Wiesn 2022 für vertretbar, mahnt aber angesichts der Corona-Situation zur Vorsicht.
Bundesgesundheitsminister Karl-Lauterbach (59) hält eine Wiesn 2022 für vertretbar, mahnt aber angesichts der Corona-Situation zur Vorsicht.  © AFP/John Macdougall

Bei neun Grad Celsius, Nieselregen und Kälte ist das nicht gerade die angenehmste Unternehmung auf der 187. Münchner Wiesn.

Laut einem Sprecher der Aicher Ambulanz hatte man bis 13 Uhr zumindest noch keine Alkoholleiche (also jemanden, der sich bewusstlos trinkt) versorgen müssen. Beim letzten Oktoberfest 2019 hatte man bereits um 12.10 Uhr die erste Bierleiche vor sich. Eine 18-jährige Engländerin hatte schon zehn Minuten nach dem Anzapfen eine Alkoholvergiftung.

Bis 13 Uhr mussten heuer lediglich eine Platzwunde, eine Fingerverletzung und eine Kopfverletzung behandelt werden. Dabei kam auch das in diesem Jahr erstmals an der Wiesn stationierte CT-Gerät zum Einsatz.

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Kurze Zeit später kamen dann jedoch die ersten Abstürze: Um 14.07 Uhr sei eine "volltrunkene" junge Frau ärztlich versorgt worden, 24 Minuten später folgte ein 20-Jähriger.

O'gsteckt is: Corona-Zahlen nach mehreren Volksfesten angestiegen

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (55, l.) und Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (64, 2.v.r.) eröffneten die 187. Wiesn.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (55, l.) und Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (64, 2.v.r.) eröffneten die 187. Wiesn.  © Sven Hoppe/dpa

Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (64, SPD) begrüßte die Entscheidung, das Fest stattfinden zu lassen: "So viele Leute trotz des bescheidenen Wetters am Straßenrand. Alle freuen sich drauf - und das freut einen als Oberbürgermeister einfach am meisten."

Kritisch - aber nicht ablehnend - meldete sich Bundesgesundheitsminister Karl-Lauterbach (59) aus Berlin zu Wort: Er wolle angesichts der Corona-Situation kein Spielverderber sein, mahne aber zur Vorsicht.

"Vorerkrankten ist ein Besuch auf jeden Fall abzuraten. Und alle anderen sollten sich vor einem Zeltbesuch aus Rücksicht auf andere testen lassen", zitiert ihn die Deutsche Presseagentur. Seiner Einschätzung nach wäre das größte Volksfest der Welt aber vertretbar.

In den letzten Monaten fanden bereits teils große Volksfeste statt. Nicht selten waren vor den Events die Inzidenzzahlen im unteren dreistelligen Bereich und stiegen danach ins Vierstellige.

Dennoch möchte sich auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (55) das Feiern nicht vermiesen lassen: "Wir haben so schwere Zeiten hinter und, ich befürchte, noch so schwere vor uns. Umso wichtiger ist es dann, Kraft zu tanken." Man könne sich ja nicht aussuchen, in welcher Zeit man feiern würde.

Titelfoto: Montage: AFP/Christoph Stache + AFP/John MacDougall

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