9-Euro-Ticket: Podcaster werfen Christian Lindner "unverfrorene Blödheit" vor

Koblenz - Seit dem Mittag ist klar: Es wird eine Art Nachfolger des 9-Euro-Tickets geben! Doch zur Finanzierung und dem Preis des Nachfolge-Angebots gibt es noch keine Informationen. Ist die Ankündigung nur eine Finte des Bundesfinanzministers Christian Lindner (43, FDP)? Die bekannten Podcaster und YouTuber Wolfgang M. Schmitt und Ole Nymoen dürften in jedem Fall misstrauisch sein, griffen sie den FDP-Chef doch erst heute Morgen wegen dessen Politik massiv an.

Bundesfinanzminister Christian Lindner (43, FDP) vollzog am heutigen Mittwoch eine politische Kehrwende: Er hat seinen Widerstand gegen ein Nachfolge-Angebot zum 9-Euro-Ticket aufgegeben.
Bundesfinanzminister Christian Lindner (43, FDP) vollzog am heutigen Mittwoch eine politische Kehrwende: Er hat seinen Widerstand gegen ein Nachfolge-Angebot zum 9-Euro-Ticket aufgegeben.  © Kay Nietfeld/dpa

Der in Koblenz lebende Film- und Ideologie-Kritiker Wolfgang M. Schmitt betreibt seit etwa drei Jahren zusammen mit dem Studenten Ole Nymoen (Soziologie und Wirtschaftswissenschaften) den Wirtschafts-Podcast "Wohlstand für alle".

Ihre am heutigen Mittwochmorgen veröffentlichte Folge trägt den Titel "Rettet das 9-Euro-Ticket!".

Nach der nun erfolgten überraschenden politischen Wende des Bundesfinanzministers - Christian Linder hatte erst Anfang August allen Befürwortern einer Weiterführung des stark verbilligten ÖPNV-Tickets eine "Gratismentalität" vorgeworfen - dürften die beiden Wirtschafts-Podcaster insbesondere auf die Finanzierung und Preis-Bildung des Nachfolge-Angebots einen sehr kritischen Blick werfen.

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In ihrer aktuellen Podcast-Folge befassen sich die beiden Wirtschafts-Aufklärer intensiv mit dem heute zu Ende gehenden 9-Euro-Ticket. Wie sie dabei ausführen, würde eine Beibehaltung des verbilligten Ticket-Preises in seiner gegenwärtigen Form rund 10 bis 15 Milliarden Euro jährlich kosten.

Den Bundesfinanzminister attackieren die Podcaster, da er lange behauptete, eine Fortführung des 9-Euro-Tickets sei nicht finanzierbar.

Diese Behauptung des FDP-Bundesvorsitzenden wollten sie auseinandernehmen, erklärt Ole Nymoen, da sie "wirklich von unverfrorener Blödheit" sei.

Wolfgang M. Schmitt: "10 Milliarden Euro, ist das wirklich viel?"

Wolfgang M. Schmitt (l.) und Ole Nymoen betreiben zusammen den Wirtschafts-Podcast "Wohlstand für alle".
Wolfgang M. Schmitt (l.) und Ole Nymoen betreiben zusammen den Wirtschafts-Podcast "Wohlstand für alle".  © Montage: Screenshot/Instagram/wolfgangmschmitt, Screenshot/Instagram/ole.nymoen

"Vergegenwärtigen wir uns die Summe: 10 Milliarden Euro, ist das wirklich viel?", fährt Wolfgang M. Schmitt fort.

Um den Zuhörern die Relationen bewusst zu machen, verweist er auf den deutschen Militär-Haushalt, also das jährliche Budget des Bundesverteidigungsministeriums.

Nach dem Willen der Bundesregierung soll dieses steigen und zukünftig in jedem Jahr gemäß der geltenden Nato-Vorgabe bei zwei Prozent des deutschen Bruttoinlandsprodukts liegen.

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Die dadurch entstehenden Mehrkosten würden in etwa den Kosten eines stark vergünstigten ÖPNV-Tickets für alle Bürger entsprechen, erklärt der Koblenzer.

Hinzu komme das bereits beschlossene Sondervermögen für die Bundeswehr, dass die zehnfache Größe der jährlichen Kosten eines bundesweiten 9-Euro-Tickets habe, fügt Ole Nymoen hinzu.

"Das ist jetzt nur ein Beispiel, um zu zeigen, dass der deutsche Staat im Rahmen des jetzigen Haushalts mehr als genug Geld hätte, um ein 9-Euro-Ticket weiter zu finanzieren", unterstreicht Wolfgang M. Schmitt.

Die Ausführungen der Podcaster sind nach wie vor aktuell, denn Bundesverkehrsminister Volker Wissing (52, FDP) erklärte bereits, dass es angeblich ein Finanzierungs-Problem bei dem geplanten Nachfolge-Angebot zum 9-Euro-Ticket gebe.

Bundesverkehrsminister: "Man kann nicht vom Bund erwarten, dass er einfach Geld auf den Tisch legt"

"Man kann nicht vom Bund erwarten, dass er einfach Geld auf den Tisch legt", sagte der 52-Jährige und deutete an, dass er die Bundesländer an den Kosten beteiligen möchte.

Es ist also keineswegs sicher, dass die bis heute bestehende Regelung des 9-Euro-Tickets einfach fortgeführt wird. Tatsächlich deuten die Aussagen von Volker Wissing eher darauf hin, dass das Nachfolge-Ticket deutlich teurer werden könnte als 9 Euro.

Wolfgang M. Schmitt und Ole Nymoen dürften dem jedoch mit Nachdruck widersprechen.

Titelfoto: Kay Nietfeld/dpa

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