Boris Pistorius: Bundeswehr muss sich schnell auf Kriegsfall vorbereiten

Berlin - Wie groß ist die Kriegsgefahr für Deutschland? Verteidigungsminister Boris Pistorius (63, SPD) rüttelt mit seinen Aussagen dazu wach.

Boris Pistorius (63, SPD) hat sich nach Amtsantritt ein umfassendes Bild von der Bundeswehr gemacht. (Archivbild)
Boris Pistorius (63, SPD) hat sich nach Amtsantritt ein umfassendes Bild von der Bundeswehr gemacht. (Archivbild)  © Federico Gambarini/dpa

"Wir kommen aus 30 Jahren Frieden, 30 Jahren Friedensdividende, von der wir alle profitiert haben. Und jetzt geht die Reise in die andere Richtung", sagte der 63-Jährige jetzt der Bild.

Seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine vor bald zwei Jahren ist die Sicherheitslage in Europa sehr angespannt. NATO-Partner wie Schweden, Norwegen und Großbritannien warnen ihre Bevölkerung vor einem drohenden Krieg mit Russland. Dieser drohe zwar nicht sofort, doch es blieben nur ein bis drei Jahre, um sich darauf vorzubereiten.

"Aktuell sehe ich keine Gefahr für einen Angriff Russlands auf das NATO-Gebiet oder einen NATO-Partner", so Pistorius. "Das ist aber eine Momentaufnahme. Keiner weiß, wie und ob das hält."

Gleichzeitig sagte der Verteidigungsminister: "Wir müssen richtig, richtig Tempo nachlegen, damit wir uns in die Situation bringen für den Fall der Fälle." Heißt, Deutschland muss sich für den Kriegsfall vorbereiten. Seit Monaten warnt der SPD-Politiker vor der Gefahr einer militärischen Eskalation in Europa.

Bundeswehr ist verteidigungsbereit, aber ...

Die Bundeswehr muss besser aufgerüstet werden, meint der Verteidigungsminister. (Archivbild)
Die Bundeswehr muss besser aufgerüstet werden, meint der Verteidigungsminister. (Archivbild)  © Bernd Wüstneck/dpa

Wie ist angesichts dessen die Bundeswehr aufgestellt? Ist sie abwehrbereit und kann den Verteidigungsauftrag erfüllen? "Wir haben ganz viele Systeme, die für uns bestimmt waren, an die Ukraine abgegeben", sagte Pistorius.

Die Liste der Unterstützung ist lang, auch wenn es immer wieder Kritik am angeblich zögerlichen Kurs der Bundesregierung gibt. Seit Kriegsbeginn lieferte Deutschland militärische Ausrüstung im Wert von sechs Milliarden Euro, darunter sind Kampfpanzer vom Typ Leopard 1 und 2, Schützenpanzer Marder, Mehrfachraketenwerfer MARS II, Panzerhaubitzen, Luftverteidigungssysteme IRIS-T und mehr.

Vieles davon kommt auch aus den Beständen der Bundeswehr, die dringend Ersatz braucht. "Wir sind verteidigungsfähig. Aber natürlich haben wir zu wenig von allem!"

Ersatz der an die Ukraine abgegebenen Systeme werde beschafft, versprach Pistorius. Die Zeit drängt offenbar. "Aber das sind genau die Zeitfenster, von denen ich gesprochen habe, die wir dann aufmachen. Die müssen wir schnell wieder schließen."

Auch personell sei die Bundeswehr "nicht auf einem großen Krieg, was die Stärke angeht, eingerichtet". Rund 184.000 Soldaten dienen derzeit. Pistorius: "Wir brauchen einen Aufwuchs."

Titelfoto: Federico Gambarini/dpa

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