Vom Rolltreppen-Gemecker bis zum Migrations-Gemotze: Trumps große UN-Abrechnung
Von Khang Mischke, Benno Schwinghammer, Jörg Blank
New York City (New York/USA) - US-Präsident Donald Trump (79) hat sich vor der UN-Vollversammlung als künftiger Friedensnobelpreisträger empfohlen und gegen die Vereinten Nationen sowie eine Politik der offenen Grenzen ausgeteilt.

Innerhalb "von nur sieben Monaten habe ich sieben unendbare Kriege beendet", sagte Trump in der Generaldebatte der UN-Vollversammlung in New York in einer in weiten Teilen von Selbstlob und scharfer Kritik an den Vereinten Nationen geprägten Rede.
Dazu zählten Kriege zwischen Kambodscha und Thailand, Pakistan und Indien und anderen Ländern, so der Präsident weiter - diese Darstellung Trumps ist dabei umstritten und wird von beteiligten Staaten teilweise zurückgewiesen.
Tatsächlich sind Trumps diplomatische Erfolge aber überschaubar. Eine Deeskalation im Nahost-Konflikt ist dem Republikaner ebenso wenig gelungen wie die Beendigung des Ukraine-Kriegs.
Die fast einstündige Rede am ersten Tag der UN-Generaldebatte vor den mehr als 140 Staats- und Regierungschefs in New York markiert Trumps Rückkehr auf die größte diplomatische Bühne der Welt. Zuletzt sprach er vor der Vollversammlung 2019 in seiner ersten Amtszeit.
US-Präsident Donald Trump kritisiert die Vereinten Nationen scharf

"Jeder sagt, dass ich den Friedensnobelpreis für jede einzelne dieser Errungenschaften bekommen sollte", sagte Trump und fügte hinzu: "Mir geht es nicht darum, Preise zu gewinnen, sondern Leben zu retten." Es sei ihm "eine große Ehre" gewesen, die Kriege zu beenden. "Schade, dass ich diese Dinge tun musste anstelle der Vereinten Nationen. Und traurig, dass in all diesen Fällen die Vereinten Nationen noch nicht einmal versucht haben zu helfen."
Die UN hätten ihn noch nicht einmal angerufen, um Hilfe anzubieten. "Die Vereinten Nationen waren nicht für uns da. Sie waren nicht da." Die Organisation hätte "so ein großes Potenzial", aber sie erfülle dies nicht.
Trump beschwerte sich auch über eine defekte Rolltreppe im UN-Hauptquartier. Diese habe plötzlich angehalten, als er und seine Ehefrau Melania (55) sie benutzt hätten. "Wenn die First Lady nicht so gut in Form wäre, wäre sie gefallen, aber sie ist gut in Form. Wir sind beide gut in Form."
Zuvor hatte sich Trump bereits darüber beschwert, dass sein Teleprompter zunächst nicht funktionierte. "Ich kann nur sagen, wer auch immer diesen Teleprompter bedient, steckt in großen Schwierigkeiten." Das Publikum in der großen Halle der UN lachte daraufhin. "Das sind die zwei Sachen, die ich von den Vereinten Nationen bekommen habe", sagte er: "Eine schlechte Rolltreppe und einen schlechten Teleprompter. Vielen Dank."
Donald Trump zollt neuer Bundesregierung "großen Respekt"

Der US-Präsident fand auch lobende Worte für die Bundesregierung von Kanzler Friedrich Merz (69, CDU).
"Ich zolle Deutschland großen Respekt. Deutschland wurde auf einen sehr kranken Weg geführt, sowohl in der Einwanderungspolitik als auch in der Energiepolitik", sagte er und spielte auf die Förderung von erneuerbaren Energien durch die Ampel-Regierung des damaligen Kanzlers Olaf Scholz (67, SPD) an. "Sie wurden grün und gingen bankrott."
Trump behauptete fälschlicherweise, die neue Bundesregierung sei deshalb wieder auf fossile Brennstoffe und Atomkraft umgeschwenkt. "Ich spreche Deutschland dafür großes Lob aus", sagte er.
Tatsächlich ist Deutschland aus der Atomkraft ausgestiegen. In der schwarz-roten Bundesregierung gibt es aber Stimmen, die das Aus für die Atomkraft falsch finden und auch einen wieder stärkeren Einsatz von Gas als Übergangsenergie in Erwägung ziehen.
Trump warb zudem für eine harte Migrationspolitik.
"Es ist Zeit, das gescheiterte Experiment der offenen Grenzen zu beenden", sagte er und fügte hinzu: "Stolze Nationen müssen ihre Gemeinschaften schützen und verhindern können, dass ihre Gesellschaften von Menschen überwältigt werden, die sie noch nie zuvor gesehen haben, mit anderen Bräuchen, Religionen und einfach allem." An die Zuhörer gewandt sagte er: "Ihre Länder fahren vor die Hunde."
Titelfoto: Fotomontage: Richard Drew/AP/dpa