Sind Steingärten wirklich verboten? Das spricht gegen die Schottergärten des Grauens

Modern, elegant, pflegeleicht: So sehen einige ihre Steinwüste im Vorgarten. Aber womöglich sind genau diese Stein- und Schottergärten verboten.

Wirklich rechtswidrig? In welchen Bundesländern sind Schottergärten verboten? Erfahre es hier.
Wirklich rechtswidrig? In welchen Bundesländern sind Schottergärten verboten? Erfahre es hier.  © 123RF/udo72

Ein schöner, gepflegter (Vor-)Garten erfordert Zeit, Geduld und Pflege. Aus diesem Grund entscheiden sich einige für eine scheinbar pflegeleichte Steinwüste.

Ein solches Steinmeer im Garten spaltet die Gemüter jedoch: Die einen finden’s praktisch und modern, die anderen spießig und nicht vertretbar. Nicht ganz unbegründet, denn unter Umständen sind solche Beete aus Kies und Schotter nicht erlaubt.

Aber sind Steingärten verboten? Und warum? Für die Antwort muss man tatsächlich erst einmal zwischen den synonymisch genutzten Begriffen Steingärten und Schottergärten unterscheiden.

Was Stein- und Schottergärten genau sind, warum sie so verrufen und berüchtigt sind, und ob solche Beete aus Steinen tatsächlich verboten sind, erfährst Du hier.

Weitere Artikel mit Tipps und Inspiration für Deinen Garten findest Du übrigens im Gartengestaltung-Ratgeber.

Unterschied: Steingarten - Schottergarten

Ein Steingarten, auch Kiesgarten genannt, ahmt eine Gebirgslandschaft nach und ist - anders als häufig angenommen - daher keine reine Steinwüste. Stattdessen werden mit trockenem, nährstoffarmem Boden, kalkhaltigem Gestein, und - ganz wichtig - passenden, in der Regel häufig trockenresistenten Pflanzen alpine Magerwiesen imitiert.

Ein wichtiger Unterschied zwischen Schottergärten und Steingärten: Steingärten sind bepflanzt.
Ein wichtiger Unterschied zwischen Schottergärten und Steingärten: Steingärten sind bepflanzt.  © 123rf/galsand2

Nicht zu verwechseln ist der Steingarten jedoch mit dem Schottergarten, bei dem es sich tatsächlich um eine reine Steinwüste handelt. Ein Schottergarten ist nämlich ein ganzes un- oder kaum bepflanztes Beet aus Steinen und Schotter, das auf einem Gartenvlies liegt, um Unkraut und Wildwuchs zu vermeiden.

Diese Unterscheidung zwischen Steingarten und Schottergarten ist essenziell, denn das, was viele Menschen unter Steingarten verstehen, ist eigentlich ein Schottergarten. Die Frage sollte daher nicht lauten, ob Steingärten verboten sind - dafür gibt es keinen Grund - sondern ob Schottergärten verboten sind.

Während der Steingarten zwar Wärme speichert, aber dank der Pflanzen nicht ganz so stark erhitzt, Tieren zudem Unterschlupf und Nahrungsquellen bietet, und für ein besseres Mikroklima sorgt, hat der Schottergarten aufgrund von fehlenden Pflanzen keineswegs ökologische Bedeutung.

Warum sind Schottergärten problematisch?

Während Käfer im Steingarten zwischen den warmen Steinen Unterschlupf finden, Bienen auf der Suche nach Pollen und Nektar um Blüten schwirren, und Eidechsen sich auf den Steinen wärmen, hat der Schottergarten keinen ökologischen Mehrwert. Im Gegenteil: Er hat sogar negative Auswirkungen auf die Umwelt.

Problem #1: Die notwendige Folie unter den Steinen, die Unkraut und sämtliches Bodenleben verhindert und zerstört, kann sich zudem zersetzen und als Mikroplastik in der Erde und in Gewässern enden.

Problem #2: Durch fehlendes Bodenleben verschlechtert sich die Bodenfruchtbarkeit. Das macht es auch im Anschluss schwerer, den Boden wieder zu renaturieren.

Problem #3: Schottergärten sind schlecht für das (Mikro-)Klima. Die Steine heizen auf und geben Hitze an die Umgebung ab. Es gibt keine Pflanzen, die die Temperatur der Umgebung senken können.

Problem #4: Zusätzlich kann keine Luftreinigung stattfinden. Es gibt keine Pflanzen, die Feinstaub und Schadstoffe binden oder Sauerstoff bilden können. Die Feinstaubbelastung ist dadurch höher.

Problem #5: Schottergärten sind alles andere als tier- oder insektenfreundlich. Zum einen ist die Hitze gefährlich für Tiere, die sich doch dorthin verirrt haben. Andererseits bietet die kahle Steinwüste keine Nahrungs- und Nistmöglichkeiten für Insekten, Vögel und Kleintiere. Sogar Eidechsen ist ein solcher Ort ohne Bepflanzung zu monoton.

Problem #6: Aufgrund des Unkrautvlies unter den Steinen sowie der fehlenden Begrünung kann kaum Wasser aufgenommen und gespeichert werden. Das kann zu Überschwemmungen beim nächsten Starkregen führen.

Problem #7: Wegen der fehlenden Begrünung können auch Schallwellen nicht aufgenommen werden. Stattdessen werden diese zurückgeworfen, was den Umgebungslärm verstärkt.

Abgesehen davon ist das Anlegen eines Schottergartens nicht gerade preiswert und entgegen häufiger Erwartungen zudem auch nicht pflegeleicht. Auf den Steinen bilden sich mit der Zeit Algen und Moos. Für einen gepflegt aussehenden Garten müssen diese nach etwa zwei Jahren aufwendig gereinigt werden. Auch das Vlies oder die Folie sollte dann ersetzt werden.

Sind Schottergärten verboten?

Aufgrund all dieser Auswirkungen herrscht daher vielerorts bereits ein Schottergarten-Verbot. Wo kein explizites Verbot herrscht, ist das Anlegen von Schottergärten bundesweit aufgrund von Bauordnungen dennoch rechtswidrig.

Bauordnungen verweisen auf ein Begrünungsgebot und sagen aus, dass nicht bebaute Flächen auf Grundstücken - abgesehen von befestigten Plätzen für Fahrräder, Mülltonen und Autos - begrünt oder bepflanzt werden müssen. Ausreichend ist dafür schon das Anlegen eines Rasens. Andere drücken aus, dass die unbebaute Fläche wasseraufnahmefähig sein muss, was Schottergärten spätestens durch Vlies oder Folie nicht mehr sind.

Klare Verbote für das Anlegen von Schottergärten gibt es bereits in einigen Bundesländern wie Sachsen-Anhalt, Baden-Württemberg, Hamburg, einigen Städten in Nordrhein-Westfalen (wie Paderborn, Herford, Dortmund und Xanten) sowie einigen in Rheinland-Pfalz (Mainz, Speyer, Bad Neuenahr-Ahrweiler und Neustadt an der Weinstraße).

In Bayern dürfen Kommunen seit Februar 2021 Schottergärten explizit verbieten. Davon Gebrauch machen beispielsweise Erlangen und Würzburg. Ähnlich sieht es in Niedersachsen aus. Andere Bundesländer lassen ebenfalls die Gemeinden entscheiden, verweisen auf die Rechtswidrigkeit laut der Bauordnung oder sind noch in Diskussionen, um mit einem Verbot nachzuziehen. So gilt in Bremen ab 2027 ein Schottergarten-Verbot, sodass bereits angelegte bis Ende 2026 begrünt werden müssen.

Während noch nicht überall in Deutschland ein klares Verbot für Schottergärten ausgesprochen wurde, so sind sie dennoch bundesweit rechtswidrig.

Aber: Bepflanzte Steingärten sind nicht verboten.

Schottergarten: Was nun?

Glücklicherweise lässt sich ein Schottergarten renaturieren. Hat man einen Schottergarten, kann man diesen mit den folgenden Möglichkeiten ganz einfach wieder begrünen. Man kann den Schottergarten entfernen und …

Nach dem Schottergarten-Rückbau: Eine Kräuter- oder Blumenwiese lockt Insekten und bietet Nahrung und Unterschlupf.
Nach dem Schottergarten-Rückbau: Eine Kräuter- oder Blumenwiese lockt Insekten und bietet Nahrung und Unterschlupf.  © 123RF/laluna28

Fazit:

Bepflanzte Steingärten sind nicht verboten. Das Anlegen der häufig unter Steingarten bekannten Schottergärten ist dagegen deutschlandweit rechtswidrig und teilweise explizit verboten. Wer einem Bußgeld oder Ärger aus dem Weg gehen will und außerdem Tieren und der Umwelt etwas Gutes tun will, sollte seinen Schottergarten daher entfernen.

Titelfoto: 123RF/udo72

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