Warum Kaninchen nicht nachtaktiv sind - Der echte Biorhythmus der Langohren
Wenn abends das Licht ausgeht, hört man es plötzlich rascheln, hoppeln und knabbern - das Kaninchen ist wieder aktiv! Viele Halter fragen sich dann: Sind Kaninchen nachtaktiv wie beispielsweise Hamster oder Katzen? Die Antwort überrascht.
Noch mehr Infos rund um Kaninchen gibt es im Ratgeber unter Kleintiere.
Warum Kaninchen abends und morgens aktiv sind
Um die Frage vorab zu beantworten: Nein, Kaninchen sind nicht ausschließlich nachtaktiv. Sie gehören zu den dämmerungs- und wechselaktiven Tieren. Das bedeutet, dass sie vor allem in der Morgendämmerung und am Abend aktiv sind, während sie in den Mittagsstunden und in der tiefen Nacht meist ruhen.
Dieses Verhalten stammt von ihren wilden Vorfahren und ist auch bei Hauskaninchen noch fest im Instinkt verankert.
In freier Natur leben Kaninchen in weit verzweigten Höhlensystemen und kommen nur dann heraus, wenn es draußen etwas dunkler ist. Die Dämmerung bietet ihnen eine gewisse Sicherheit sowie folgende Gründe:
Schutz vor Feinden: In der Dämmerung ist das Licht diffus, Greifvögel und Raubtiere haben es schwerer.
Optimale Futterzeiten: Gräser und Kräuter sind morgens saftiger, abends weniger ausgetrocknet.
Fluchttierverhalten: Kaninchen sind immer wachsam und meiden Zeiten, in denen sie leicht entdeckt werden könnten.
Angenehme Temperaturen: In der Morgen- und Abenddämmerung ist es in der Regel weder zu heiß, noch zu kalt.
Dieser Rhythmus bleibt auch bei Hauskaninchen bestehen, egal ob sie in der Wohnung oder im Garten leben. Sie passen sich zwar teilweise an den Alltag ihrer Menschen an, behalten aber ihre natürlichen Aktivitätsphasen bei.
Wildkaninchen vs. Hauskaninchen - Gibt es Unterschiede im Biorhythmus?
Wildkaninchen
Wild lebende Kaninchen verbringen den Großteil des Tages unter der Erde in selbst gegrabenen Bauten. Sie kommen meist bei Sonnenauf- und -untergang hervor, um zu fressen, zu spielen und ihr Revier zu erkunden.
Hauskaninchen
Die in Haustierhaltung lebenden Artgenossen sind dagegen etwas flexibler. Sie befinden sich in sicherer Umgebung und müssen keine direkte Gefahr spüren. Doch selbst wenn sie ihre aktiven Phasen geringfügig an das Leben in menschlicher Umgebung anpassen, ihr biologischer Rhythmus bleibt erhalten.
Beobachtet man seine Kaninchen genau, zeigt sich:
Morgens und abends sind sie neugierig, verspielt und fressen besonders gern.
Tagsüber und nachts ruhen sie - oft mit halb geschlossenen Augen, scheinbar wach, aber tiefenentspannt.
Nicht zu vergessen ist obendrein, dass Kaninchen wechselaktiv sind. Sie zeigen keine stundenlangen Tiefschlafphasen, sondern wechseln immer wieder zwischen Erholung und Bewegung - am Tag und in der Nacht.
Tipp: Aufgrund ihrer wechselaktiven Phasen sollten Kaninchen nicht im Kinder- oder Schlafzimmer gehalten werden, da sie den menschlichen Schlaf vor allem durch ihre nächtlichen Aktivitäten sehr stören können.
Aktivität von Kaninchen: Was bedeutet das für die Haltung?
Die Aktivitätszeiten der Kaninchen sollten unbedingt bei der Haltung berücksichtigt werden. Hier einige praxisnahe Tipps:
Auslauf auch in der Nacht ermöglichen
Kaninchen brauchen rund um die Uhr Bewegungsfreiheit. Wer sie über Nacht in einen kleinen Käfig sperrt, verhindert ihr natürliches Verhalten. Ein großes, sicheres Gehege mit mehreren Rückzugsorten bzw. ein kaninchengerechtes Zimmer sind ideal.
Beschäftigung zu den aktiven Zeiten
Abends und frühmorgens sind Kaninchen besonders verspielt, wollen buddeln, rennen und knabbern. Gerade dann sollten ihnen frisches Heu, Zweige oder Intelligenzspielzeuge bereitstehen. So nutzen sie ihre Energie sinnvoll und können ihren Bewegungs- und Knabbertrieb ausleben.
Lesetipp: Was fressen Kaninchen? Das Wichtigste zur Fütterung.
Rückzugsorte für die Ruhephasen
Zwischen den Aktivitätszeiten ruhen Kaninchen häufig in kurzen Intervallen, verteilt über den ganzen Tag und die Nacht. Dafür sind ruhige Schlafplätze (Verstecke, Häuschen) ohne Lärm oder grelles Licht wichtig.
Wohnung vs. Außenhaltung
Wohnungskaninchen sind oft ruhiger, weil sie weniger äußeren Reizen ausgesetzt sind. Dennoch sollte man ihnen nachts keine Unruhe antun (z. B. laute Musik, Fernseher, grelles Licht). Bei Außenhaltung muss das Gehege nachts raubtiersicher sein, denn Kaninchen sind in dieser Zeit aktiv und neugierig - und damit potenziell gefährdet.
Lesetipp: Kaninchen draußen halten - So schaffst Du ein ideales Gehege.
Sind Kaninchen nachtaktiv - Missverständnisse & häufige Fragen
Mein Kaninchen hüpft nachts umher - ist das ungesund?
Nein! Ganz im Gegenteil: Bewegung ist ein Zeichen für Wohlbefinden. Wenn das Tier nachts aktiv ist, nutzt es nur seine natürlichen Aktivitätsphasen.
Warum schläft mein Kaninchen tagsüber so viel?
Kaninchen schlafen nicht am Stück, sondern in vielen kleinen Nickerchen. Tagsüber sind sie meist ruhig, weil die Dämmerungsstunden morgens und abends ihre Hauptspielzeit sind.
Kann ich mein Kaninchen nachts stören?
Besser nicht. Auch wenn die Tiere nachts wach sind, brauchen sie Phasen der Ruhe. Wer ständig Licht anmacht oder sie anfasst, kann damit ihren Rhythmus durcheinander bringen.
Sind Kaninchen nachtaktiv wie beispielsweise Hamster?
Nein, Kaninchen sind wechselaktiv. Die Langohren sind zwar teilweise nachts wach, aber sie sind nicht ausschließlich nachtaktiv.
Wie viel Schlaf brauchen Kaninchen?
Etwa sechs bis acht Stunden, verteilt auf viele kleine Nickerchen.
Kann man den Schlaf-Wach-Rhythmus von Kaninchen ändern?
Nur bedingt. Hauskaninchen können sich zwar geringfügig dem menschlichen Alltag anpassen, sie behalten aber dennoch ihren Dämmerungsrhythmus.
Und wie sieht es mit dem Biorhythmus von anderen Kleintieren aus? Mehr dazu erfährst Du in diesen Beiträgen:
Fazit:
Kaninchen sind nicht nachtaktiv und schlafen auch nicht immer dann, wenn ihre Menschen es tun. Sie sind vielmehr Liebhaber der Dämmerung und bevorzugen die frühen und späten Stunden des Tages.
Für die artgerechte Haltung bedeutet das unter anderem: 24-Stunden-Auslauf für freie Bewegung, Beschäftigung und Futter in ihren Aktivitätszeiten sowie Ruhe und Dunkelheit in ihren Ruhephasen.
Wer diesen Rhythmus berücksichtigt, wird mit ausgeglichenen Kaninchen belohnt und kann ihr natürliches Verhalten beobachten, ohne sich über nächtliches Geklopfe zu wundern.
Titelfoto: 123RF/parilovv
