Kommentar zur Nationalelf: Neuer Tiefpunkt

Wien - Nach der verkorksten deutschen WM in Katar, die mit dem Vorrunden-Aus endete, sollte vieles besser werden: Rund ein Jahr später muss jedoch das Gegenteil festgestellt werden. Die deutsche Nationalmannschaft befindet sich nach der 0:2-Pleite in Österreich an einem weiteren Tiefpunkt. Es gibt zahlreiche Baustellen - ein Kommentar zur Krise des DFB-Teams.

Die Mienen von Mats Hummels (34) und Joshua Kimmich (28) sprechen Bände. Es läuft nicht rund für die deutsche Nationalmannschaft.
Die Mienen von Mats Hummels (34) und Joshua Kimmich (28) sprechen Bände. Es läuft nicht rund für die deutsche Nationalmannschaft.  © Christian Charisius/dpa

Mit der Zahl 3 lässt sich ganz gut beschreiben, was bei der DFB-Elf schief läuft.

Drei Turniere nacheinander endeten seit 2018 enttäuschend. Im Jahr 2023 standen mit Hansi Flick (58), Rudi Völler (63) und Julian Nagelsmann (36) drei Trainer an der Seitenlinie.

Und dann wäre da noch die magere Bilanz der vergangenen zwölf Monate: gerade mal drei Siege in elf Spielen. Jeder der drei Trainer hat genau einen der Siege geholt.

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Dass es für Flick nicht weitergeht, hatte sich angesichts der durchwachsenen Sommer-Auftritte beim Dreierpack gegen die Ukraine (3:3), Polen (0:1) und Kolumbien (0:2) schon abgezeichnet.

Beim Fiasko gegen Japan (1:4) zeigte sich dann auf dem Feld, was die Amazon-Doku mehr als andeutete. Der Bundestrainer erreicht die Mannschaft nicht mehr.

Zwischenzeitlich keimte Hoffnung auf, als Deutschland unterstützt von der Dortmunder Kulisse und mit Interims-Coach Völler die Top-Nation Frankreich 2:1 schlagen konnte.

Vielversprechend auch der erfrischende Offensiv-Fußball, den Julian Nagelsmann und seine Mannen beim 3:1-Erfolg in den USA präsentierten.

Doch drei Partien später hängt der Haussegen schief. Ein 2:3 gegen eine türkische B-Elf und ein chancenloses 0:2 bei den Ösis sorgen für Ernüchterung.

Nagelsmann hat DFB-Baustellen, die auch Hansi Flick vor Probleme stellten

Auch unter Bundestrainer Julian Nagelsmann (36) ist die DFB-Elf anfällig für Gegentore.
Auch unter Bundestrainer Julian Nagelsmann (36) ist die DFB-Elf anfällig für Gegentore.  © Christian Charisius/dpa

23 Gegentore in einem Jahr, sechs Niederlagen gegen Teams die alle nicht internationale Spitzenklasse verkörpern. Deutschland ist weit davon entfernt, für die EM im eigenen Land als Favorit zu gelten.

Julian Nagelsmann hat nicht nur mit einem viel diskutierten Outfit kurzzeitig für Belebung gesorgt, frischen Wind durch Nominierungen von Marvin Ducksch (29), Chris Führich (25) oder Kevin Behrens (32) reingebracht.

Doch die Probleme sind die Alten geblieben. Eine verlässliche Stammelf mit unerschütterlichen Säulen fehlt. Auch unter dem Ex-Bayern-Coach kassiert Deutschland zu viele Gegentore (8 in 4 Partien). Einzig Niclas Füllkrug (30, 12 Spiele, 10 Tore) ist in den deutschen Reihen dauerhaft treffsicher.

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Stabile Außenverteidiger sucht das deutsche Team vergeblich, sodass zu Experimenten gegriffen wird. Während bei Hansi Flick Nico Schlotterbeck (23) links hinten gänzlich ins Aus befördert wurde, macht auch Nagelsmanns Nominierung von Kai Havertz (24) als "Joker" auf der linken Bahn wenig Grund zu Stabilitäts-Hoffnung.

TAG24-Redakteur Martin Gaitzsch blickt auf ein ernüchterndes Jahr 2023 bei der deutschen Nationalmannschaft zurück.
TAG24-Redakteur Martin Gaitzsch blickt auf ein ernüchterndes Jahr 2023 bei der deutschen Nationalmannschaft zurück.  © Eric Münch

Vielleicht kommt die nun anstehende Pause für die DFB-Mannen ganz recht.

Bis zum Frühjahr 2024 bleibt Zeit, um frische taktische Lösungen aus dem Hut zu ziehen und den Misserfolg des Jahres 2023 abzustreifen, damit die Europameisterschaft vor eigenem Publikum nicht im Debakel endet.

Titelfoto: Bildmontage: Christian Charisius/dpa, Eric Münch

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