Ulf Kirsten kritisiert Ausbildung: "Für mich war Deutschland immer eine Stürmernation"

Riesa - Wenn einer weiß, wie man Tore schießt, dann wohl der Ulf Kirsten (57)! "Der Schwatte" war dreimal Torschützenkönig in der Bundesliga und rangiert immer noch auf Rang sieben der ewigen Knipser-Liste. Die von ihm mitgeprägte Neuner-Position hat mittlerweile aber einen anderen Stellenwert.

Von 1983 bis 1990 ging Ulf Kirsten (57) für Dynamo Dresden auf Torejagd, anschließend schnürte er 13 Jahre für Bayer Leverkusen die Fußballschuhe.
Von 1983 bis 1990 ging Ulf Kirsten (57) für Dynamo Dresden auf Torejagd, anschließend schnürte er 13 Jahre für Bayer Leverkusen die Fußballschuhe.  © Lutz Hentschel

Nicht erst zur verkorksten WM 2022 wurden in Expertenkreisen wieder Stimmen laut, die sich für die deutsche Nationalmannschaft einen Mittelstürmer vom klassischen Typus zurückwünschen würden.

Die sind hierzulande vor allem im Nachwuchsbereich aber inzwischen eher Mangelware, wie die Nominierung von Werder-Routinier Niclas Füllkrug (30) im November unterstrichen hat.

Eine Entwicklung, die auch Dynamo-Dresden-Legende Kirsten kritisch betrachtet: "Es kann doch nicht sein, dass Miroslav Klose der letzte deutsche Stürmer mit Weltformat war. Für mich war Deutschland immer eine Stürmernation", sagte der 57-jährige Ex-Goalgetter im Interview mit transfermarkt.de.

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Den Grund dafür sieht der gebürtige Riesaer in der Herangehensweise des DFB und von den einzelnen Klubs bei der Ausbildung der jungen Kicker: "Aus meiner Sicht wird den Kindern und Jugendlichen viel zu viel über Taktik erzählt, anstatt sie einfach spielen zu lassen."

Ulf Kirsten setzt sich mit Gin und Bolzplätzen für junge Fußballer ein

Ulf Kirsten (57) engagiert sich aktiv für den kickenden Nachwuchs.
Ulf Kirsten (57) engagiert sich aktiv für den kickenden Nachwuchs.  © Lutz Hentschel

Darüber hinaus werde den künftigen Profis heute alles vorgegeben: "Die Spieler werden sofort in eine Schublade einsortiert und wenn dann einer mal aneckt, ist der Aufschrei groß und es werden sofort Konsequenzen angedroht. So ziehe ich mir jedoch keine Mentalitätsspieler groß."

Noch seien Hopfen und Malz aber nicht komplett verloren. Kirstens Lösungsansatz: "Ich finde, wir brauchen auch mehr gezieltes, individuelles Fördertraining mit geschultem Personal – und damit meine ich Ex-Profis. Die Kinder und Jugendlichen können am meisten von Erfahrungen profitieren."

Damit die Stars von morgen abseits der Nachwuchsleistungszentren ihre Kreativität frei entfalten können, engagiert sich der 51-fache Nationalangreifer zusammen mit seiner Stiftung sowie seinem Sohn Benjamin Kirsten (35) auch selbst.

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Durch den Verkauf seines schwarzen "Der Schwatte"-Gins sammelte der langjährige Torgarant von Bayer 04 Leverkusen während der Corona-Zeit Geld, das in den Bau von Bolzplätzen fließen soll.

Die Aktion war so erfolgreich, dass im Frühjahr 2023 nun die erste Spielstätte in Dresden realisiert werden kann.

Titelfoto: Lutz Hentschel

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