Morddrohungen: Darum ist die Schiri-Ansetzung beim BVB am Freitag so besonders

Dortmund - Nach der Winterpause sind am Freitagabend alle Augen auf das Bundesliga-Topduell zwischen Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen (20.30 Uhr, live bei DAZN) gerichtet. Nicht nur für die Spieler wird es eine besondere Partie, sondern vor allem für den Schiedsrichter.

Die Dortmunder Spieler rund um Jude Bellingham (21, l.) und Emre Can (30, r.) waren damals in Bochum außer sich, als Sascha Stegemann (40, M.) dem Team einen klaren Elfmeter verwehrte.
Die Dortmunder Spieler rund um Jude Bellingham (21, l.) und Emre Can (30, r.) waren damals in Bochum außer sich, als Sascha Stegemann (40, M.) dem Team einen klaren Elfmeter verwehrte.  © Federico Gambarini/dpa

Denn der Deutsche Fußball-Bund schickt Sascha Stegemann (40) in den Signal-Iduna-Park. Da er einer der besten Unparteiischen Deutschlands ist, keine überraschende Entscheidung.

Wäre da nicht der Fakt, dass der Mann aus Niederkassel die wohl schlimmste Phase seines Lebens mit dem BVB verbindet.

Nachdem Stegemann am 28. April 2023 beim 1:1 der Schwarz-Gelben beim VfL Bochum den Gästen einen klaren Elfmeter verwehrte, erhielt er Morddrohungen und stand im Anschluss rund vier Wochen lang unter Polizeischutz.

Kabale und echte Liebe: "Diamantenauge" soll BVB-Machtkampf zum Opfer fallen!
Borussia Dortmund Kabale und echte Liebe: "Diamantenauge" soll BVB-Machtkampf zum Opfer fallen!

In der 65. Minute foulte der damalige Bochum-Spieler Danilo Soares (33, jetzt 1. FC Nürnberg) den heute noch beim BVB spielenden Karim Adeyemi (22). Dabei sprang der Brasilianer dem deutschen Nationalspieler seitlich von hinten mit beiden Beinen im Strafraum in den Körper und brachte Adeyemi zu Fall.

Stegemann gab den Elfmeter nicht, Videoschiedsrichter Robert Hartmann (45) checkte sie Szene zwar, schickte den Schiedsrichter aber nicht in die Review Area, wo er sich die Situation selbst nochmal hätte ansehen können, sondern bestätigte den ausbleibenden Pfiff.

Sascha Stegemann entschuldigte sich nach seinem Fehler öffentlich, bekam dennoch Morddrohungen

Diese Szene erhitzte damals die Gemüter: Danilo Soares (33, am Boden) bringt Karim Adeyemi (22, l.) im Strafraum zu Fall.
Diese Szene erhitzte damals die Gemüter: Danilo Soares (33, am Boden) bringt Karim Adeyemi (22, l.) im Strafraum zu Fall.  © IMAGO / Sven Simon

Schon kurz nach der Partie bekam Stegemann ein mulmiges Gefühl, spätestens als seine Frau ihm eine Nachricht aufs Handy schickte, dass sie "ihn zerreißen" würden, wurde ihm klar, dass er womöglich in den Meisterschaftskampf eingegriffen hatte.

Vor dem Spieltag führte der BVB die Tabelle mit einem Zähler Vorsprung vor dem FC Bayern München an. Durch ein 2:0 bei Hertha BSC und dem Unentschieden des BVB in Bochum tauschten beide die Plätze.

Das Ende ist bekannt: Am 27. Mai 2023 ging der BVB mit zwei Punkten Vorsprung auf die Bayern in das Saisonfinale und verspielte mit dem 2:2-Unentschieden gegen den 1. FSV Mainz die Meisterschaft.

Antrittsgeschenk für Kovac: BVB zittert sich zu Arbeitssieg
Borussia Dortmund Antrittsgeschenk für Kovac: BVB zittert sich zu Arbeitssieg

Einen Abend nach dem Bochum-Spiel standen bei Stegemann zu Hause Polizisten vor der Tür, die von eindeutigen Morddrohungen gegen ihn und seine Familie berichteten.

Zuvor hatte sich der Schiedsrichter bereits öffentlich entschuldigt. Erst im September vergangenen Jahres sprach er mit dem "General-Anzeiger" über die Zeit und über Rücktrittsgedanken. Seine Frau hätte ihn damals bestärkt, weiterzumachen.

Nicht nur für ihn, sondern für die gesamte Familie steht der Freitagabend unter einem besonderen Stern.

Titelfoto: Federico Gambarini/dpa

Mehr zum Thema Borussia Dortmund: