FC Bayern nach City-Pleite vor dem Aus: Kahn kämpferisch, Tuchel "hochzufrieden"

Manchester/München - Im festlichen Ballroom des Clocktower Hotels zeigte Oliver Kahn (53) eindringlich seine legendäre "Weiter, weiter, immer weiter"-Mentalität. "Ich habe im Fußball schon Unglaubliches erlebt", sagte der Vorstandschef des FC Bayern nach der 0:3-Abreibung bei Manchester City im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League. "Wir haben die Pflicht, in diesem Rückspiel nochmal alles, was möglich ist, reinzuwerfen."

Thomas Tuchel (49) musste in Manchester ein niederschmetterndes 0:3 moderieren.
Thomas Tuchel (49) musste in Manchester ein niederschmetterndes 0:3 moderieren.  © Jon Super/AP

Die klare Niederlage gegen den Königsklassen-Favoriten des ehemaligen Münchner Trainers Pep Guardiola (52) schmerzte - und war für die Bayern-Delegation bei Austern, Beef Wellington oder Quinoa Power-Salat in der Nacht zum Mittwoch immer noch schwer zu greifen.

Auf der einen Seite schnupperte die ohne Kapitän Thomas Müller (33) in das Spiel gestartete Elf bei den Distanzschüssen von Leroy Sané (27) zwischenzeitlich am Ausgleich. Auf der anderen Seite hätte sie aber auch eine noch höhere Niederlage kassieren können.

Das Spiel sei ein "bisschen eklig zu analysieren", befand der in der 80. Minute eingewechselte Müller.

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"Wir werden da wieder draus lernen, aufstehen und im Rückspiel alles versuchen. Aber ist natürlich eine miserable Ausgangssituation", sagte Leon Goretzka (28).

Rodri hatte Manchester City in der 27. Minute mit einem sehenswerten Distanzschlenzer in Führung gebracht. Bayerns Dayot Upamecano leitete mit einem schweren Patzer das 0:2 durch Bernardo Silva (70.) ein. Superstürmer Erling Haaland (76.), Vorbereiter beim 2:0, traf zum 3:0 für Manchester.

"Wir haben drei fantastische Tore geschossen, es ist ein hervorragendes Ergebnis", frohlockte Star-Trainer Guardiola.

FC Bayern vor Champions-League-Aus - Hasan Salihamidzic: "Wir brauchen ein bisschen Zeit"

Die Bayern-Stars bedanken sich nach der Pleite bei den mitgereisten Fans.
Die Bayern-Stars bedanken sich nach der Pleite bei den mitgereisten Fans.  © Tom Weller/dpa

Nach dem Aus im DFB-Pokal spricht nun nicht viel für eine weitere Runde der Münchner in Europas Bestenliga. Das Ergebnis habe den Bayern "einen Schlag in die Magengrube verpasst", sagte Müller, der in dieser besonderen Güteprüfung überraschend zunächst auf der Bank saß.

"Natürlich will jeder dabei sein", sagte Müller. Aber gerade als Kapitän gehe es nicht um Einzelfragen. "Es ist eine Entscheidung, mit der man nicht super-happy ist, aber sehr gut umgehen kann."

Das war mit dem Ergebnis eine Woche nach dem Pokal-Aus gegen den SC Freiburg weniger leicht. Auch ohne die Chance auf den Pokal-Titel und nach einem schlechten Ergebnis in der Champions League habe man gesehen, "dass wir guten Fußball spielen", sagte Sportvorstand Hasan Salihamidzic (46). "Wir brauchen ein bisschen Zeit, auch die Mannschaft mit dem neuen Trainer."

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Das Risiko der Trennung von Julian Nagelsmann zahlt sich zumindest für diese Saison nicht aus. "Ich glaube trotzdem, dass wir vom neuen Trainer noch sehr profitieren werden", sagte Joshua Kimmich (28).

FC Bayern: Statistik spricht klar gegen Halbfinaleinzug in der Champions League

Für Dayot Upamecano (r.) war es ein Abend zum Vergessen. Durch seinen kapitalen Bock baute ManCity seine Führung aus. In einer Phase, in der die Bayern eigentlich am Drücker waren.
Für Dayot Upamecano (r.) war es ein Abend zum Vergessen. Durch seinen kapitalen Bock baute ManCity seine Führung aus. In einer Phase, in der die Bayern eigentlich am Drücker waren.  © Tom Weller/dpa

Thomas Tuchel (49) hat eine schwierige Startphase erwischt. Trotz der Pleite bei City lobte er aber ausgiebig sein immer noch neues Team. "Ich weigere mich, da irgendwie die Leistung schlechtzureden. Ich habe eine sehr, sehr gute Leistung gesehen bis zur 70. Minute. Ich bin hochzufrieden", sagte der FIFA-Welttrainer des Jahres 2021.

Es sei natürlich ein ganz bitteres Ergebnis, das sie erstmal verdauen müssten, räumte Tuchel ein, der als neuer Bayern-Coach vor einer Woche erst im Viertelfinale des DFB-Pokals ausgeschieden war.

Er habe schon das volle Programm bekommen, meinte Tuchel, "aber heute bin ich schockverliebt in meine Mannschaft". Es habe Spaß gemacht, sie zu coachen.

Rein statistisch betrachtet, hat der FC Bayern keine Chance mehr auf das Erreichen des Halbfinales. Eine Niederlage mit zwei Toren oder mehr im Hinspiel haben die Münchner in ihrer Europapokal-Geschichte in insgesamt zehn Fällen nie aufholen können.

In der K.o.-Runde der Champions League lagen die Bayern bislang zweimal mit drei oder mehr Treffern zurück, beide Male blieb im Rückspiel ein Fußball-Wunder aus. Einem 0:3 beim FC Barcelona im Halbfinale der Saison 2014/2015 folgte ein 3:2 im Rückspiel vor eigenem Publikum. Im Viertelfinale 2008/2009 gelang ebenfalls gegen Barca nach einem 0:4 im Hinspiel nur ein 1:1.

Im der Champions League, im Europapokal der Landesmeister, im Pokal der Pokalsieger und im UEFA-Cup gab es weitere acht K.o.-Duelle, in denen die Münchner nach dem Hinspiel mit zwei oder mehr Tore zurücklagen. In keinem Fall konnten sie den Rückstand im Rückspiel wettmachen.

Titelfoto: Jon Super/AP

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