Neues Jahr, alte Probleme: Wann gibt es beim FC Bayern endlich gute Lösungen?

München - Der FC Bayern hat wieder losgelegt! Nach vielen Wintercamps in Katar bleiben die Stars des Rekordmeisters in diesem Jahr erstmal daheim. Der Engpass in der Defensive wird aber sofort wieder offenkundig. Wann gibt's Lösungen?

Thomas Tuchel (50) hat beim FC Bayern keine leichte Aufgabe. Der Kader des deutschen Rekordmeisters bereitet dem Übungsleiter erhebliche Probleme.
Thomas Tuchel (50) hat beim FC Bayern keine leichte Aufgabe. Der Kader des deutschen Rekordmeisters bereitet dem Übungsleiter erhebliche Probleme.  © Peter Kneffel/dpa

Thomas Tuchel (50) empfing seine Spieler zum Trainingsauftakt am gestrigen Dienstag passend zum Wetter in Mütze und dicker Winterjacke.

Vor einem großen Fan-Andrang startete der Coach pünktlich im windigen München die Vorbereitung des deutschen Meisters auf die zweite Saisonhälfte.

Auf die Erfüllung seiner so sehnlichst erhofften Neujahrswünsche muss er allerdings noch warten.

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Der Auftakt in eine ungewöhnliche Vorbereitung mit dem geplanten Angriff in der Champions League und der Jagd auf den aktuellen Tabellenführer des deutschen Oberhauses, Bayer 04 Leverkusen, in der sollte für den Trainer der Münchner noch ohne die fest eingeplante Verstärkung der Abwehr erfolgen.

In München wissen sie aus Erfahrung: Das Shopping im Winter ist kompliziert, kostspielig und birgt erhebliche Risiken. "Der Wintertransfermarkt ist noch ein bisschen komplizierter als der im Sommer", erklärte Tuchel noch vor dem Auftakt. Der 50-Jährige musste in den vergangenen Monaten gerade in der Abwehr und im defensiven Mittelfeld viel zu häufig improvisieren.

"Es hat uns immer wieder auf den Positionen erwischt", klagte er. "Wir wissen, dass wir Bedarf haben. Wir waren personell ziemlich auf dem letzten Zacken", sagte Sportdirektor Christoph Freund (46), der natürlich gefordert ist.

FC Bayern München und die Probleme in der Defensive: Start ins neue Jahr wird knüppelhart

Min-jae Kim (27, l.) und Noussair Mazraoui (26) fehlen zunächst.
Min-jae Kim (27, l.) und Noussair Mazraoui (26) fehlen zunächst.  © MICHAELA REHLE/AFP

Der defensive Engpass wird gleich zu Jahresbeginn wieder offenkundig. Innenverteidiger Min-jae Kim (27), der zum Fußballer des Jahres in Südkorea gekürt wurde, ist längstens bis zum 10. Februar für sein Heimatland beim Asien-Cup in Katar aktiv.

Bis zu sechs Ligaspiele verpasst Kim, darunter womöglich das Topspiel in Leverkusen. Und am 14. Februar steht dann auch noch das Achtelfinal-Hinspiel in der Königsklasse bei Lazio Rom an.

Zudem wurde Außenverteidiger Noussair Mazraoui (26) vom marokkanischen Nationaltrainer trotz Verletzung für den Afrika-Cup, der vom 13. Januar bis 11. Februar 2024 ausgetragen wird, berufen.

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Kaufen oder leihen? Spezialisten oder Allrounder? Das sind die Fragen, auf die Antworten gefunden werden müssen.

"Ist es ein Spezialist oder kann ein Spieler mehrere Positionen besetzen? Dann kann auch einer reichen", erklärte Tuchel.

Eine Aufstockung des Kaders ist für ihn zwingend erforderlich - aber bitte mit Qualitätsspielern, denn sonst dürfte die Maßnahme vollends verpuffen. Doch welcher Klub in Europa lässt im Januar Topkräfte ziehen? "Es ist sehr schwer, mitten in der Saison Spieler zu bekommen, von denen wir hundertprozentig überzeugt sind", räumte selbst Tuchel ein.

FC Bayern im Winter auf Shoppingtour? Zahlreiche Kandidaten werden gehandelt

Arnau Martínez (20, FC Girona) soll auf dem Wunschzettel des FC Bayern München stehen. Derzeit kickt der Youngster in Spanien.
Arnau Martínez (20, FC Girona) soll auf dem Wunschzettel des FC Bayern München stehen. Derzeit kickt der Youngster in Spanien.  © Jose Breton/AP/dpa

Ein kleiner Rückblick: Vor zwölf Monaten wurden die Bayern ebenfalls im Winter aus Zwang aktiv.

Der Schweizer Nationaltorwart Yann Sommer (35) wurde als Ersatz für den nach seinem Beinbruch ausfallenden Kapitän Manuel Neuer (37) für stolze acht Millionen Euro in Gladbach losgeeist. João Cancelo (29) kam als Leihspieler von Manchester City an die Isar. Zusätzlich wurde der vereinslose Routinier Daley Blind (33) zum Nulltarif verpflichtet.

Das Ergebnis: Alle drei sind längst wieder weg!

"Der Winter ist nicht so einfach", bemerkte Freund passend. Als entsprechende Kandidaten werden an der Säbener Straße Arnau Martínez (20 vom FC Girona) oder Clément Lenglet (28), welcher vom FC Barcelona an Aston Villa ausgeliehen ist, gehandelt.

Als Wunschspieler galt Ronald Araújo (24). Der Uruguayer ist aber noch langfristig an den FC Barcelona gebunden und gilt inzwischen bereits nicht mehr als heiße Spur für einen Transfer.

Tuchels Wunsch nach einem vor allem defensiv denkenden Sechser im Mittelfeld ist auf der Prioritätenliste vorerst einmal mehr hinter eine Abwehrlösung gerutscht. Zum dringend notwendigen Kader-Upgrade im Winter kommt für Vorstandschef Jan-Christian Dreesen (56), Freund und Tuchel die wichtige Gestaltung des Bayern-Teams der Zukunft.

Kader des FC Bayern der Zukunft: Thomas Tuchel und Co. müssen auch im Winter mit Weitsicht handeln

Thomas Tuchel (50) und die weiteren Verantwortlichen des FC Bayern München sind im Winter massiv gefordert. Es müssen Lösungen her!
Thomas Tuchel (50) und die weiteren Verantwortlichen des FC Bayern München sind im Winter massiv gefordert. Es müssen Lösungen her!  © Sven Hoppe/dpa

Mit Neuer, Thomas Müller (34) und Ersatztorwart Sven Ulreich (35) wurde schon bis 2025 verlängert.

Dann enden wiederum die Verträge von Joshua Kimmich (28), Alphonso Davies (23), der erst am heutigen Mittwoch wieder dabei sein wird, und Leroy Sané (27), der auf das leistungsmäßig beste Halbjahr seiner Zeit bei den Bayern zurückblickt.

In den kommenden Monaten stehen bei dem Trio also entsprechende Zukunftsentscheidungen an.

Dass vor allem Sané in der Offensive perfekt mit Königstransfer Harry Kane (30) harmoniert, spielt dem Nationalspieler beim Poker in die Karten.

Sané will auch dieses Jahr Tore und Vorlagen liefern. "Ich will auch zur Stelle sein, wenn es spätestens Richtung Frühling in die entscheidende Phase in der Champions League und in der Meisterschaft geht."

In Tuchel hat Sané den Trainer gefunden, der ihn fördert und fordert. "Leroy hat meine allerhöchste Wertschätzung für das, was er in der Hinrunde geleistet hat. Er hat die Messlatte sehr hochgelegt", sagte Tuchel unlängst.

Zwölf Tage Weihnachtsurlaub gab es nach dem letzten Spiel des zurückliegenden Jahres gegen den VfL Wolfsburg. Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren, als es Anfang Januar regelmäßig nach Katar ging, bereiten sich die Münchner diesmal daheim auf die zweite Saisonhälfte vor. Am 12. Januar geht es in der Bundesliga gegen die TSG 1899 Hoffenheim weiter.

Davor gibt es am Samstag ein Testspiel beim FC Basel. Erst nach dem Hoffenheim-Spiel geht's für ein paar Tage nach Portugal an die Algarve, wo Tuchel sein Ensemble enger zusammenschweißen will - am liebsten mit ein, zwei Neuen.

Titelfoto: Peter Kneffel/dpa

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