Frust bei den Dresdner Eislöwen: Hat sich Coach Neilson verzockt?

Dresden - Nach der 2:4-Pleite schepperte es heftig, aber nicht in der Kabine der Dresdner Eislöwen, sondern am Plexiglas beim Eislöwen-Ausgang am Eis. David Rundqvist (30) hatte voller Frust seine Kelle dagegen gedroschen. Und beim Gang in die Kabine legte der Stürmer nach. Eine Szene, die bezeichnend für die Situation in Dresden ist.

Die Fans der Dresdner Eislöwen machten ihrem Unmut bei der Pleite gegen Regensburg Luft.
Die Fans der Dresdner Eislöwen machten ihrem Unmut bei der Pleite gegen Regensburg Luft.  © Lutz Hentschel

Die Spieler sind frustriert, weil ihr großer Einsatz nicht belohnt wird. Die Fans sind frustriert, weil der Erfolg ausbleibt und für sie kein Spielsystem zu erkennen ist. Dafür Fehlpässe und liegengelassene Chancen zuhauf.

Die Eislöwen sind jetzt Tabellen-Elfter in der DEL2. Die logische Konsequenz bei einigen Anhängern: "Neilson raus"-Rufe.

Für Coach Corey Neilson (47) ist "der Frust" bei Spielern wie Fans nachvollziehbar. Über weite "Strecken haben wir das Spiel bestimmt, schießen aber die Tore nicht. Das ist unser Hauptproblem", so der 47-Jährige. "Über die Leistung kann ich deshalb nicht enttäuscht sein, aber über das Ergebnis."

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Trifft die Analyse zu? Was auffällt, die Eislöwen sind extrem laufstark, halten das Tempo hoch und die Scheibe in ihren Reihen. Bei Dresdner Torschüssen landet die Scheibe aber oft auf der Brust des gegnerischen Goalies.

Es fehlt die Präzision, der Killerinstinkt. Kein neues Phänomen. Ein Knipser wird schon seit Jahren schmerzlich vermisst.

Das Spielsystem von Trainer Corey Neilson funktioniert noch nicht

Eislöwen-Trainer Corey Neilson (47) ist in Dresden längst nicht mehr unumstritten.
Eislöwen-Trainer Corey Neilson (47) ist in Dresden längst nicht mehr unumstritten.  © Lutz Hentschel

Durch das von Neilson geforderte Passspiel - durch die Mitte - gehen oft die Scheiben leichtfertig verloren. Vorm eigenen Kasten kam mehrfach ein Gegner frei zum Schuss.

Das finden Fans zum Haareraufen, die Dresdner Spieler sollen aber genau dies zulassen, weil die Goalies Janick Schwendener (31) oder Pascal Seidel (20) die Schüsse leichter wegfischen könnten.

Vergangene Saison kassierte Ex-Coach Andreas Brockmann (56) Kritik, weil er keinen Plan B oder C hatte, wenn sein System im Spiel nicht aufgeht. Hat Neilson einen anderen Plan? Dazu kommt der hohe Konkurrenz-Kampf im Team. Viele Spieler wechseln zwischen Tribüne und Eis, die Reihen werden oft umgestellt.

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Das sorgt auch für Frust und nicht für eine eingespielte Mannschaft. Ist der Kader zu groß, hat er zu viel Quantität statt Qualität?

Neuzugänge wie Dani Bindels (24) haben gezündet, Lukas Koziol (27) ist dagegen eher hinter den Erwartungen, ebenso wie Georgiy Saakyan (23). Verteidiger Simon Karlsson (30) ist bei einer Vielzahl der Gegentore auf dem Eis. Er hat zwar vier Tore geschossen und vier vorbereitet, aber gleichzeitig kassierten die Dresdner bei seiner Eiszeit 15 ihrer 44 Gegentore.

Liegt dies am Spielsystem vom Trainer? Die Jahre davor waren die Werte vom Schweden deutlich besser und im Plus.

Die Situation bei den Dresdner Eislöwen ist noch nicht dramatisch

David Suvanto (29, vorn) und Co. stecken derzeit in der Krise.
David Suvanto (29, vorn) und Co. stecken derzeit in der Krise.  © Lutz Hentschel

Offensichtlich hat der gute Saisonstart Probleme am Spielsystem überdeckt. Dazu konnten sich die Gegner besser auf die Eislöwen einstellen.

Dramatisch ist die Situation jedoch nicht. Vier Punkte trennen die Dresdner vom Dritten Crimmitschau. Die Liga ist eng und wird es bleiben.

Sportdirektor Matthias Roos (43) wollte eine 8:7 Bilanz, jetzt ist sie 7:8. Zufrieden ist er deshalb nicht.

Bis zur Länderspielpause sind es noch drei Spiele (Bietigheim/Dienstag, Landshut/Freitag und das Heimspiel gegen Krefeld/Sonntag).

Titelfoto: Lutz Hentschel

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