Noch immer "böses Blut": DSV-Stars legen im Skisprung-Zoff nach

Planegg - Der Anzugskandal rund um die norwegischen Skispringer hat das Vertrauen in eine saubere Sportart nachhaltig erschüttert. Die DSV-Adler sind darüber immer noch sauer - und hätten sich härtere Strafen für die Beteiligten gewünscht.

Philipp Raimund (25) tritt im Winter wieder gegen die norwegischen Skispringer an, das Verhältnis dürfte frostig sein.
Philipp Raimund (25) tritt im Winter wieder gegen die norwegischen Skispringer an, das Verhältnis dürfte frostig sein.  © Hendrik Schmidt/dpa

"Ein bisschen böses Blut ist immer noch da, ganz verziehen habe ich den Norwegern definitiv noch nicht und das wird auch in Zukunft nicht passieren", sagte Philipp Raimund (25) bei Eurosport.

Schließlich hätten die Norweger die gesamte Szene in Verruf gebracht, nicht nur die Springer, sondern die ganze Sportart habe unter dem Betrug gelitten.

Bei der Nordischen Ski-WM war ein Video aufgetaucht, auf dem zu sehen ist, dass an den Anzügen mehrerer norwegischer Skispringer nach der Abnahme noch Änderungen vorgenommen wurden, die Verantwortlichen hatten den Betrug später eingeräumt.

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Die betroffenen Skispringer Marius Lindvik (27) und Johann André Forfang (30) waren daraufhin für drei Monate suspendiert worden, Trainer Magnus Brevig (41) soll für 18 Monate gesperrt werden.

Raimund sieht die Strafen für die Sportler allerdings kritisch: "Es ist wichtig, dass es eine Strafe gab, meiner Meinung nach war sie jedoch ein bisschen zu niedrig. Es war unfaires Verhalten und dementsprechend hätte ich mir gewünscht, dass das härter bestraft worden wäre."

Dafür erhielt er Zustimmung von seinem Teamkollegen Karl Geiger (32): "Die Strafe im Sommer abzusitzen, ist keine wirkliche Strafe. Man weiß auch nicht, inwieweit die Athleten involviert waren und vom Betrug wussten."

Philipp Raimund: "Wer im Glashaus sitzt ..."

Auch Karl Geiger (32) steht den Norwegern nach wie vor kritisch gegenüber.
Auch Karl Geiger (32) steht den Norwegern nach wie vor kritisch gegenüber.  © Darko Bandic/AP/dpa

Besonders auf Magnus Brevig (41), damals norwegischer Nationaltrainer, ist Raimund nicht gut zu sprechen. Der Coach gab nach seiner Sperre dem Weltverband FIS die Schuld für seine Beteiligung an der Anzugmanipulation, schließlich sei das nur das Ergebnis der Kultur, die sich in den vergangenen Jahren im Skispringen entwickelt habe.

"Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen", kommentierte der deutsche Sieger des Sommer-Grand-Prix die Äußerungen des Norwegers, Geiger ergänzte: "Auf das Wort von jemandem, der aktiv betrogen hat, brauche ich nicht viel Wert legen."

Inzwischen wurde durch den Manipulationsskandal eine Reihe von neuen Maßnahmen beschlossen, durch die das Skispringen fairer gestaltet werden soll, wie etwa ein System aus Gelben und Roten Karten.

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"Ich finde das sehr gut, weil man für einzelne Wettkämpfe gesperrt werden kann und die Leute dann weniger bescheißen", sagte Raimund und konnte sich eine kleine Stichelei nicht verkneifen: "Die Einführung der Karten kommt ein Jahr zu spät."

Titelfoto: Bildmontage: Hendrik Schmidt/dpa, Darko Bandic/AP/dpa

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