Magdeburg - Vor fast einem Jahr fuhr Taleb A. (51) mit einem Auto über den Magdeburger Weihnachtsmarkt. Sechs Menschen starben, Hunderte wurden verletzt. Am Montag startet der Prozess.
Eigens für das Gerichtsverfahren wurde am Jerichower Platz in Magdeburg ein provisorisches Gerichtsgebäude aufgebaut. Die kostspielige Umsetzung stößt bis heute auf viel Kritik.
Das Objekt bietet Platz für 100 Medienvertreter aus aller Welt sowie weitere 100 Plätze für Besucher. Denn die Verhandlungen sind öffentlich.
Während der Magdeburger Weihnachtsmarkt aktuell mit einer neuen Gestaltung an seinem alten Standort sowie höheren Sicherheitsvorkehrungen aufgebaut wird, steht A. vor Gericht.
Dem 51-Jährigen droht eine lebenslange Sicherungsverwahrung. Worauf er und sein Verteidiger plädieren, wird sich am Montag zeigen. Bisher hat das zuständige Landgericht 45 Verhandlungstage angesetzt. Die Justiz wird sich voraussichtlich bis in den März des Folgejahres mit dem Anschlag beschäftigen.
Anschlag in Magdeburg: Taleb A. kam 2006 nach Deutschland
Am Abend des 20. Dezember 2024 endete das sonst ruhige und fröhliche Treiben des Weihnachtsmarktes auf dem Alten Markt vor dem Magdeburger Rathaus abrupt.
Der damals noch 50-jährige Taleb A. raste mit einem gemieteten Auto an den Buden vorbei und zielte dabei bewusst auf die Besucher. Nur wenige Augenblicke später konnte der Täter zurück auf einer öffentlichen Straße von Einsatzkräften der Polizei gestoppt und festgenommen werden.
Er sorgte damit für einen der größten und schrecklichsten Anschläge der jüngsten Geschichte in Deutschland. Selbst internationale Medien berichteten tagelang über das Geschehene.
Taleb A., ein studierter Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie, kam 2006 nach Deutschland. Über die Jahre hinweg machte der Islamkritiker negative Erfahrungen unter anderem mit verschiedenen Institutionen. So wurden beispielsweise im Jahr 2013 die Prüfungsleistungen zu seiner Facharztausbildung von der Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern angezweifelt.
Schon damals fiel der saudi-arabische Arzt den Behörden auf. Er drohte der Einrichtung daraufhin telefonisch mit einem Anschlag. Zuletzt arbeitete A. im Maßregelvollzug Bernburg. Dort behandelte er suchtkranke Straftäter. Niemand hatte damit gerechnet, was in Magdeburg zur traurigen Realität wurde.
Inzwischen ist klar: Die Tat wird aufgrund eines Gutachtens für den Untersuchungsausschuss im Landtag von Sachsen-Anhalt als politisch motivierter Terrorismus eingeschätzt.
45 Verhandlungstage wurden angesetzt
Der Amokfahrer nutzte für seine Tat eine Lücke in der Absperrung. Über eine Fußgängerampel gelangte er mit dem Auto zu einem der Besuchereingänge und somit auf das Weihnachtsmarktgelände.
Nach der Tat wurde lange gestritten, ob die Polizei sowie die Stadt einen Fehler begangen hatten oder ob das Sicherheitskonzept des Marktbetreibers unzureichend war.
Mit zeitweise bis zu 50 Kilometern pro Stunde soll A. durch die Besuchermenge gefahren sein. Sechs Menschen starben. Darunter ein neunjähriger Junge.
329 weitere Personen wurden verletzt. Viele von ihnen sind Nebenkläger in dem am Montag startenden Strafprozess.