"Streik-Ampel"? - Koalitions-Ausschuss geht in die zweite Runde!

Berlin - Spitzenpolitiker von SPD, Grünen und FDP setzen am Dienstagmorgen ihr unterbrochenes Krisentreffen im Kanzleramt fort. Im Koalitionsausschuss suchen sie Kompromisse in diversen Streitfragen. Dem Vernehmen nach geht es dabei vor allem um mehr Klimaschutz im Verkehrsbereich und einen schnelleren Bau von Autobahnen.

Am Dienstag werden die Ampel-internen Diskussionen im Koalitionsausschuss fortgesetzt.
Am Dienstag werden die Ampel-internen Diskussionen im Koalitionsausschuss fortgesetzt.  © Michael Kappeler/dpa

Die Spitzen der Ampel-Koalition hatten ihre Gespräche über eine Reihe von Streitthemen am Sonntagabend aufgenommen, sie am Montag aber am frühen Nachmittag unterbrochen, weil Bundeskanzler Olaf Scholz (64, SPD) und mehrere Minister zu den deutsch-niederländischen Regierungskonsultationen in Rotterdam reisen mussten.

CDU, CSU, AfD und Linke werteten die Unterbrechung als Blamage und Armutszeugnis.

Scholz begründete die Verschiebung mit der Komplexität der zu lösenden Aufgaben. Es gehe um die Modernisierung Deutschlands.

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"Wir wollen sehr klare, konkrete Festlegungen treffen, die es möglich machen, dass wir das notwendige Tempo erreichen", sagte er in Rotterdam. "Die gemeinsame Überzeugung der Regierung ist, dass die gesetzlichen Regeln, die wir über die letzten Jahrzehnte so allmählich zusammengeschraubt haben, nicht zu der Geschwindigkeit passen, die wir heute benötigen."

Er verwies auf den Ausbau der erneuerbaren Energien, der Stromnetze und der Verkehrsinfrastruktur.

"Blockade-Koalition", "Streik-Ampel" und nicht regierungsfähig?

Zwischen den Verhandlungen im Kanzleramt ging es für Bundeskanzler Olaf Scholz (64, SPD) und weitere Teilnehmer des Koalitionsausschusses ohne viel Schlaf in die Niederlande.
Zwischen den Verhandlungen im Kanzleramt ging es für Bundeskanzler Olaf Scholz (64, SPD) und weitere Teilnehmer des Koalitionsausschusses ohne viel Schlaf in die Niederlande.  © Michael Kappeler/dpa

Nach der Ankunft in der niederländischen Stadt hatte Scholz gesagt, man habe "sehr, sehr gute Fortschritte erzielt".

Die bisherigen Gespräche seien sehr vertraulich und freundlich verlaufen. Die Konsultationen in Rotterdam nannte Scholz "eine nette Zwischenzeit, die wir jetzt hier bei unseren Freunden in den Niederlanden haben".

CDU-Generalsekretär Mario Czaja (47) stellte im "Tagesspiegel" die Regierungsfähigkeit der Ampel infrage.

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CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt (52) sagte der Mediengruppe Bayern: "Aus der Streit-Ampel wird jetzt auch noch die Streik-Ampel, weil es ja an Arbeitsverweigerung grenzt, wenn es nach so vielen Stunden kein einziges Ergebnis gibt."

Linken-Chefin Janine Wissler (41) bezeichnete das Ampel-Bündnis im Gespräch mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland am Dienstag als "Blockadekoalition".

Streitfragen beim Geld, Klima und Verkehr!

In der Ampel-Koalition gibt es derzeit viele Streit-Themen zu besprechen.
In der Ampel-Koalition gibt es derzeit viele Streit-Themen zu besprechen.  © Kay Nietfeld/dpa

SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert (33) betonte dagegen am Montagabend in der Sendung "RTL Direkt": "Es ist besser, zwei Tage lang hart um Lösungen in wichtigen Fragen zu ringen, als zwei Jahre lang ohne Lösungen in diesen Bereichen regieren zu müssen. Das könnten wir dem Land nicht zumuten. Die zwei Tage sind, glaube ich, mit viel Augen-Zudrücken schon zumutbar."

Die Spitzen des Bündnisses wollten im Kanzleramt eine lange Liste von Streitpunkten abarbeiten. Als größtes Konfliktthema deutete sich vorab der Klimaschutz im Verkehr an - denn hier muss die Bundesregierung eine Trendwende schaffen.

Laut Umweltbundesamt stiegen die Treibhausgasemissionen in diesem Bereich zuletzt, anstatt zu sinken, wie es eigentlich nötig wäre. Vor allem die Grünen verlangen von Verkehrsminister Volker Wissing (52) mehr Anstrengung.

Dessen FDP lehnt aber nicht nur ein generelles Tempolimit auf deutschen Autobahnen und eine Reform der Dienstwagenbesteuerung strikt ab.

Auch bei Fragen bezüglich dem Austausch von Öl- und Gasheizungen, der Finanzierung der Kindergrundsicherung sowie zu unterschiedlichen Haltungen beim Geldausgeben ist der Ton in der Koalition zuletzt rau geworden.

Titelfoto: Michael Kappeler/dpa

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