HSV-Boss Marcell Jansen kommt bei Frage nach Wüstefelds Titeln ins Schwimmen

Hamburg - Turbulente Tage beim Hamburger SV: Nach dem Rücktritt von Finanzvorstand Thomas Wüstefeld (53) hat sich Aufsichtsratschef Marcell Jansen (36) am späten Donnerstagnachmittag den Fragen der Presse gestellt.

HSV-Aufsichtsratschef Marcell Jansen (36) hat sich am Donnerstag zum Rücktritt des Finanzvorstandes Thomas Wüstefeld geäußert.
HSV-Aufsichtsratschef Marcell Jansen (36) hat sich am Donnerstag zum Rücktritt des Finanzvorstandes Thomas Wüstefeld geäußert.  © Daniel Reinhardt/dpa

Zu Wüstefelds Gründen erklärte der 36-Jährige, der am vergangenen Wochenende von dem 53-Jährigen über seinen Abschied informiert worden war: "Sein Hauptgrund war der Schutz seiner familiären Privatsphäre. Vor allem aber auch Ruhe für den Verein, daher ist es in dem Sinne die beste Entscheidung für den HSV."

In den vergangenen Wochen und Monaten waren immer neue Vorwürfe gegen den Gesellschafter aufgeploppt. So warfen Geschäftspartner dem Medizinunternehmer Untreue und Betrug vor. Zuletzt waren zudem große Zweifel an seinen Doktor-Titeln aufgekommen.

Auf Letzteres angesprochen, kam Jansen ins Schwimmen. "Wir haben interne Prüfungen gemacht und Leute entsandt, die einen Background haben", erläuterte der Ex-Profi. So habe es zwar ein Treffen gegeben, bei diesem sei er selbst jedoch nicht dabei gewesen.

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Er sei lediglich "darüber informiert worden, dass Wüstefeld Unterlagen dabei hatte, aber nicht im Detail, welche es waren" - nach eindeutigen Belegen für Wüstefelds akademische Titel klang das nicht!

Darüber hinaus ließ der 36-Jährige durchblicken, dass Wüstefeld mit seinem Rücktritt einer Entscheidung des Aufsichtsrats zuvorgekommen sei. "Die Proaktivität war da, sonst hätten wir keinen Termin für eine Sitzung gesucht, um uns mit den im Raum stehenden Themen zu beschäftigen", so Jansen. Die Sitzung sollte am Mittwoch stattfinden, dann ging Wüstefeld jedoch von sich aus.

Das sagt Marcel Jansen über Wüstefelds Nachfolge und Kühnes Angebot

In den vergangenen Wochen und Monaten wurden die Vorwürfe gegen Thomas Wüstefeld immer größer. Mit seinem Rücktritt kam der 53-Jährige einer Entscheidung des Aufsichtsrats zuvor.
In den vergangenen Wochen und Monaten wurden die Vorwürfe gegen Thomas Wüstefeld immer größer. Mit seinem Rücktritt kam der 53-Jährige einer Entscheidung des Aufsichtsrats zuvor.  © Daniel Bockwoldt/dpa

Persönliche Konsequenzen aus Wüstefelds Entscheidung wolle Jansen, der auch geschäftlich mit dem Unternehmer verwoben ist und sich trotz aller Vorwürfe immer schützend vor den 53-Jährigen gestellt hatte, für sich selbst nicht ziehen.

"Ich werde mich nicht mit irgendwas verheiraten, da ich immer unabhängig war, bin und bleibe. Wenn etwas nicht läuft, ist schnell Marcell Jansen schuld, und wenn es gut läuft, ist es halt gut. Als wir gemerkt haben, dass es ein anderes Level an Vorwürfen gibt, haben wir Impulse gegeben", rechtfertigte sich der Ex-Profi.

Nun habe sich das Thema erledigt und es sei Zeit, nach vorn zu schauen, verdeutlichte Jansen. Die Nachfolge von Wüstefeld wolle der Verein in der WM-Pause im November und Dezember klären. Die Zukunft vom jetzt alleinigen Vorstand Jonas Boldt (40) solle dann ebenfalls besprochen werden.

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Auch mit dem 120-Millionen-Euro-Angebot von Investor Klaus-Michael Kühne (85), das unter anderem an ein Ausscheiden von Wüstefeld geknüpft war (Jansen: "Kühne hat einen Kopf gefordert"), werde man sich zeitnah intensiv beschäftigen.

So wäre man als HSV "bescheuert" wenn man nicht das Gespräch mit dem Aktionär suchen würde, unterstrich der Ex-Nationalspieler. Auch durch Wüstefelds Arbeit habe man jedoch in den kommenden ein, zwei Monaten keinen großen finanziellen Handlungsdruck, so Jansen.

Titelfoto: Daniel Reinhardt/dpa

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