Thomas Helmer vor Hamburger Stadtderby "überzeugt, dass beide aufsteigen"

Hamburg - Das 110. Stadtderby zwischen dem FC St. Pauli und dem HSV am Freitagabend (18.30 Uhr) wirft bereits seine Schatten voraus. Auch Ex-Profi Thomas Helmer (58), der seit mehr als 20 Jahren in Hamburg lebt, fiebert dem Duell entgegen.

Ex-Profi Thomas Helmer (58) war in der Hamburger Redaktion von TAG24 zum großen Interview zu Gast.
Ex-Profi Thomas Helmer (58) war in der Hamburger Redaktion von TAG24 zum großen Interview zu Gast.  © Alice Nägle/TAG24

In der vergangenen Woche war der Europameister von 1996 zum großen Interview in der Hamburger Redaktion von TAG24 zu Gast, sprach dabei unter anderem auch über die beiden derzeit besten Zweitliga-Mannschaften.

"Aktuell bin ich davon überzeugt, dass beide Klubs am Ende der Saison aufsteigen. Das verteidige ich auch überall vehement", verdeutlichte der dreimalige deutsche Meister mit dem FC Bayern München.

Weder Fortuna Düsseldorf, noch Holstein Kiel oder Hannover 96 hätten im Vergleich die nötige Qualität, auch Hertha BSC und der FC Schalke 04 nicht. "Es sei denn, einer der beiden Klubs bricht komplett ein, das kann ich mir aber nicht vorstellen", unterstrich Helmer.

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Vorentscheidend für den Aufstieg sei das Duell am Freitag zwar auf keinen Fall, in Hamburg freue sich trotzdem jeder darauf, betonte der 58-Jährige, der sich allerdings nicht zu einer richtigen Prognose hinreißen ließ.

Unter anderem sprach der Europameister von 1996 über den HSV, den FC St. Pauli und das Hamburger Stadtderby am Freitagabend.
Unter anderem sprach der Europameister von 1996 über den HSV, den FC St. Pauli und das Hamburger Stadtderby am Freitagabend.  © Alice Nägle/TAG24

"St. Pauli ist für mich der Favorit, aber bei einem Derby kann man nie wissen, was passiert. Das kann ich aus eigener Erfahrung sagen", bekräftigte der 390-fache Bundesliga-Spieler.

Thomas Helmer über den HSV: "Irgendwann muss geliefert werden"

Der 58-Jährige zeigte sich "sehr optimistisch", dass der HSV in dieser Saison aufsteigt, fand aber auch kritische Worte für die Rothosen.
Der 58-Jährige zeigte sich "sehr optimistisch", dass der HSV in dieser Saison aufsteigt, fand aber auch kritische Worte für die Rothosen.  © Friso Gentsch/dpa

Die "größte Baustelle" beim HSV seien indes die oftmals zu einfachen Gegentore - und dass das Team von Coach Tim Walter (48) in manchen Situationen zu kopflos agiere, analysierte der gebürtige Herforder.

Das 2:4 in Kiel vor der Länderspielpause, bei dem die Rothosen ein 0:2 egalisierten und am Ende trotzdem als Verlierer vom Platz gingen, sei ein perfektes Beispiel dafür. "Der Trainer will dann unbedingt immer weiter nach vorn spielen", kritisierte Helmer.

Obwohl er bezüglich des Aufstiegs "sehr optimistisch" sei, müsse man insbesondere mit Blick auf die Auswärtsspiele in dieser Saison sagen, dass es "keine richtige Entwicklung" bei den Hanseaten gebe, so der UEFA-Cup-Sieger von 1996.

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Das sei am Ende aber unwichtig, wenn die Rückkehr in die 1. Liga trotzdem perfekt gemacht werde - diesem Ziel sei alles unterzuordnen. "Irgendwann muss geliefert werden. Das gilt auch für den Trainer", erklärte Helmer.

Sollte der Aufstieg erneut verpasst werden, rechne er nicht damit, dass Walter weiter Trainer bleibe - an ein Aus für Sportvorstand Jonas Boldt (41), der seit 2019 verantwortlich ist, glaube er hingegen nicht.

Thomas Helmer über St. Pauli: "Sie funktionieren extrem gut als Team"

Vom FC St. Pauli zeigte sich Helmer beeindruckt. Die Kiezkicker hätten eine "starke Achse" und im "brutal starken" Eric Smith (26, 4.v.l.) einen Schlüsselspieler.
Vom FC St. Pauli zeigte sich Helmer beeindruckt. Die Kiezkicker hätten eine "starke Achse" und im "brutal starken" Eric Smith (26, 4.v.l.) einen Schlüsselspieler.  © Andreas Gora/dpa

Für St. Pauli sei es im Vergleich weit weniger dramatisch, wenn es mit dem Aufstieg letztlich doch nichts werde. "Da ist niemand böse, wenn du in der 2. Liga spielst", urteilte der 68-fache deutsche Nationalspieler.

Wenn die Kiezkicker so weiter machten, sei das aber kein Thema. "Sie funktionieren extrem gut als Team und sind einfach sehr kompakt. Sie kriegen defensiv kaum Gegentore und verlieren offensiv nie die Geduld und das Selbstvertrauen, wenn das Tor mal nicht fällt", befand der 58-Jährige.

Von Trainer Fabian Hürzeler (30), habe er einen "sehr, sehr guten Eindruck", zudem sei Eric Smith (26) ein absoluter Unterschiedsspieler für ihn. "Der ist brutal stark, auch strategisch. Mein Gefühl ist, dass er da alles lenkt und der Kopf der Truppe ist", verdeutlichte Helmer.

Generell habe der FCSP aber eine "starke Achse", weshalb er sich nicht vorstellen könne, dass die Braun-Weißen in der Rückrunde einbrechen. "Wenn du mit anderen Vereinen sprichst, sagen auch alle, dass St. Pauli ganz oben anzusiedeln ist", bemerkte der Ex-Profi.

Das heimische Millerntor-Stadion habe daran auch seinen Anteil, so Helmer, der selbst sechsmal dort auflief. "Damals musstest du noch durch das alte Vereinsheim gehen, um in die Kabine zu kommen. Da wurdest du schon von links und rechts gepöbelt. Das war legendär", erinnerte er sich - lang ist es her!

Titelfoto: Alice Nägle/TAG24

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