Als Familie nachhaltig leben: So geht's auch ohne viel Stress

Nachhaltig leben gewinnt nicht nur immer mehr an Bedeutung, es ist mittlerweile auch relativ unkompliziert umsetzbar. Aber kann man auch als Familie mit Kindern nachhaltig leben? Ganz klar: Ja!

Eine nachhaltige Lebensweise kann man bereits in jungen Jahren lernen.
Eine nachhaltige Lebensweise kann man bereits in jungen Jahren lernen.  © 123RF/nastyaofly

Die meisten von uns wissen, dass zu einer nachhaltigen Lebensweise unter anderem die Reduzierung von Energie bzw. Strom, Plastikmüll sowie Mikroplastik oder auch eine fleischarme Ernährung gehören.

Für jeden allein wäre diese Umsetzung problemlos zu bewältigen. Hat man aber Kinder daheim, kommen diese Vorhaben schnell ins Wanken - Essensreste auf dem Teller, Plastikspielzeug im Kinderzimmer, praktische Reinigungstücher sowie Windeln, hohe Wäscheberge und Co. stehen dann auf der Tagesordnung.

Dennoch gibt es mehrere Möglichkeiten auch als Familie mit Kind nachhaltig leben zu können, und das sogar ganz ohne Stress.

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Interessante Tipps sowie kreative Ideen, wie der Familienalltag mit Kind gestaltet werden kann, liefert der TAG24-Familienratgeber.

Infos für Schnellleser:

  • Mit ein paar einfachen Maßnahmen, die in den Alltag integriert werden, kann jede Familie umweltschonend und nachhaltig leben.
  • Kinder können bereits im jungen Alter an das Thema Nachhaltigkeit herangeführt werden.
  • Unter anderem tragen bereits das Basteln mit Materialien, die die Natur zu bieten hat, die Verwendung von Second-Hand-Ware und Stoffwindeln oder auch die Inanspruchnahme einer Bücherei zu einer ökologischen Lebensweise bei.
  • Beim Erwerb von neuer oder gebrauchter Ware sollte auf die Kennzeichnung mit entsprechenden Umweltsiegeln geachtet werden.

10 Tipps für mehr Nachhaltigkeit im Familienalltag

Nachhaltig Leben bedeutet am Ende nicht nur den Verbrauch wertvoller, natürlich vorkommender Ressourcen zu verringern, meist kann man dadurch sogar Zeit und Geld sparen.

Bereits ganz kleine Dinge können somit einen Beitrag für umweltbewusstes Handeln leisten. Beispielsweise schmeckt und erfrischt Leistungswasser aus dem Glas, versetzt mit etwas Zitrone oder Minze genauso gut wie diverse kohlensäure- und zuckerhaltige Getränke aus Plastikflaschen.

1. Insektenfreundliches Gärtnern

Selbst angebautes Obst und Gemüse macht zwar mehr Arbeit, schmeckt dafür umso besser, weil man genau weiß, wo es herkommt.
Selbst angebautes Obst und Gemüse macht zwar mehr Arbeit, schmeckt dafür umso besser, weil man genau weiß, wo es herkommt.  © 123RF/halfpoint

Grundsätzlich ist es nachhaltiger, sein eigenes Obst und Gemüse anzubauen, als es zu kaufen. Gerade Kinder lernen dadurch, dass hinter jedem Nahrungsmittel meist eine Menge Arbeit steckt.

Gleichzeitig können sie die einzelnen Pflanzen in ihren jeweiligen Entwicklungsstadien beobachten, von der Aussaat über das Wachstum bis hin zur Ernte.

Wer einen Garten oder Balkon hat, sollte diesen möglichst insektenfreundlich gestalten. Hierfür eignen sich beispielsweise heimische Wildpflanzen wie Himbeere, Weißdorn und Efeu, aber auch Blumen und Kräuter wie Glockenblumen, Kornblumen, Salbei und Thymian.

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Tipp: In jedem Fall sollte beim Kauf von Erde und Dünger darauf geachtet werden, dass diese frei von Pflanzenschutzmitteln sind.

Insekten leisten einen wichtigen Beitrag für unser Ökosystem und uns Menschen, indem sie unter anderem für fruchtbare Böden sowie saubere Gewässer sorgen und die Vermehrung von Pflanzen begünstigen. Sie gilt es daher unbedingt zu schützen. Das Aufstellen eines sogenannten Insektenhotels ist ein guter Anfang, weil es den kleinen Tierchen optimale Nistmöglichkeiten bietet.

Schon gewusst? Wer keinen Garten bzw. Balkon zum Bepflanzen hat, kann sich auch ein Stückchen Ackerfläche zum eigenen Bewirtschaften pachten. Nähere Informationen dazu gibt es im Internet.

2. Fahrgemeinschaften bilden für mehr Umweltschutz

Zugegeben, das Auto ist schon eine tolle Erfindung und kaum jemand wird wohl gänzlich darauf verzichten wollen. Hin und wieder ist es jedoch durchaus überlegenswert, es mal stehenzulassen. Gerade in der Stadt lassen sich viele Wege mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, mit dem Fahrrad oder zu Fuß erledigen.

Eine gute Alternative ist beispielsweise auch das Bilden von Fahrgemeinschaften. Diese eignen sich insbesondere bei Kindergeburtstagen, sportlichen Aktivitäten, Schul- bzw. Kitabesuchen oder sonstigen Freizeitaktivitäten.

Es ist schließlich weitaus ökologischer, wenn in einem Auto drei Kinder sitzen, die zum Fußballtraining oder in die Musikschule gebracht werden, als wenn drei Autos mit je einem Kind in die gleiche Richtung fahren.

3. Wer auf Second-Hand zurückgreift, lebt nachhaltig

Auf Flohmärkten findet man für Groß und Klein gut erhaltene Kleidung, aussortiertes Spielzeug und vieles mehr.
Auf Flohmärkten findet man für Groß und Klein gut erhaltene Kleidung, aussortiertes Spielzeug und vieles mehr.  © 123rf/hanohiki

Kinder wachsen manchmal unglaublich schnell. Kaum hat man neue Kleidung besorgt, ist sie schon wieder zu klein. Wer hier nicht ständig neue Sachen kaufen möchte, kann beispielsweise auf Second-Hand-Ware zurückgreifen.

Dabei ist es im Prinzip egal, ob man im Bekannten- und Freundeskreis nach gebrauchter Kleidung fragt oder auf diversen Plattformen bzw. Flohmärkten danach stöbert.

Auf diese Weise können nicht nur Baby- und Kindersachen ausgetauscht werden, sondern lassen sich auch Möbelstücke, Kinderwagen und Spielzeug untereinander weitergeben.

Extra-Tipp: Besonders kleine Kinder sind mit zu viel Spielzeug häufig überfordert. Hier gilt die Devise: weniger ist mehr. Statt neues Spielzeug zu besorgen, können nicht beachtete Dinge einfach für eine gewisse Zeit im Keller verstaut und irgendwann aufs Neue hervorgeholt werden. So kann das vorhandene Spielzeug zumindest für eine Weile immer wieder ausgetauscht werden, bis das Kind tatsächlich zu alt dafür geworden ist.

Hinweis: Wer beim Einkaufen auf umweltfreundliche Produkte zurückgreifen möchte, kann sich an diversen Ökosiegeln orientieren. Laut Umweltbundesamt gehören diese fünf zu den Top-Umweltsiegeln:

  • EU-Energielabel (für Elektrogeräte usw.)
  • Bio-Siegel (für Lebensmittel)
  • EU Ecolabel (für diverse Alltagsprodukte)
  • Blauer Engel (für bestimmte Alltagsprodukte)
  • Grüner Knopf (für Bekleidung)

4. Umweltschonendes Basteln

Mit Materialien aus der Natur lassen sich prima Dinge basteln.
Mit Materialien aus der Natur lassen sich prima Dinge basteln.  © 123rf/duriq

Die meisten Kinder lieben es, zu basteln. Und das geht sogar auch ganz ohne Plastikperlen, Glitzersteinchen und Co. Allein die Natur bietet ein breites Spektrum an verschiedenen Materialien, mit denen sich tolle Dinge herstellen lassen.

Je nach Jahreszeit können bei einem gemütlichen Spaziergang Naturstoffe wie Kastanien, Eicheln, Hagebutten, Blumen, Blätter, Stöcke, Steine, Tannenzapfen, Moos, leere Schneckenhäuser, Muscheln usw. gefunden werden.

Aber auch diverse Reste, die im Haushalt entstehen, können von so manchem Hobbykünstler fantasievoll verwertet werden. Hier eignen sich beispielsweise leere Klopapier- bzw. Küchenrollen, altes Zeitungspapier, Wachsrückstände, Eisstiele, Stoffreste, Eierkartons oder sonstige Pappreste.

Selbst aus ausgelesenen, unbrauchbaren Büchern lassen sich kreative, zum Teil völlig neue Produkte kreieren. Ein paar Inspirationen liefert dieser Beitrag:

>>>Mit einem Bücher-Upcycling kannst Du etwas aus alten Büchern machen - 5 Tipps

5. Nachhaltig lesen

Auch unter Kindern gibt es richtige Leseratten. Schnell kommen da mal ein paar Bücher zusammen, die irgendwann ausgelesen oder nicht mehr altersgerecht sind und am Ende im Regal landen, wo sie Platz wegnehmen bzw. einfach verstauben.

Eine nachhaltige Möglichkeit, um an eine Vielfalt von Büchern zu gelangen, ohne sie zu kaufen, stellt der Büchereiausweis für die örtliche Bibliothek dar. Hier werden sowohl kleine als auch große Kinder garantiert fündig - vom Pappbilderbuch, über Fantasieromane bis hin zur Wissenslektüre hat man eine große Auswahl zum Ausleihen.

6. Wiederverwendbare Windeln statt Einwegwindeln

Stoffwindel oder Wegwerfwindel? Erstere sind weitaus umweltschonender.
Stoffwindel oder Wegwerfwindel? Erstere sind weitaus umweltschonender.  © 123rf/redche

Im Durchschnitt benötigen Kinder bis zu ihrem dritten bzw. vierten Lebensjahr eine Windel. Allein dadurch entsteht eine große Menge an Müll.

Wenn man zusätzlich bedenkt, dass jede herkömmliche Wegwerfwindel, die nicht in einer entsprechenden Müllverbrennungsanlage landet, weil es beispielsweise die Infrastruktur nicht hergibt, mehrere hundert Jahre benötigt, um sich vollständig zu zersetzen, stellt sich die Frage, ob es diesbezüglich nicht Alternativen gibt?

Eine Möglichkeit besteht beispielsweise darin, auf kompostierbare Einwegwindeln zurückzugreifen. Diese können mit einem Anteil von bis zu 85 Prozent biologisch abgebaut werden.

Auch Stoffwindeln stellen eine umweltschonende Alternativlösung dar. Sie können nicht nur über einen langen Zeitraum verwendet, sondern bei guter Qualität auch an jüngere Geschwister bzw. andere Kinder weitergegeben werden. Allerdings bedürfen sie etwas mehr Aufwand, da sie gereinigt werden müssen. Damit deren Ökobilanz am Ende auch tatsächlich stimmt, sollte man sie bei unter 60 Grad in der Waschmaschine waschen.

Wer weitere Informationen zu diesem Thema benötigt, sollte sich an seine Trageberaterin oder Hebamme wenden, die bestimmt gern aushelfen werden.

7. Feuchttücher selber machen

Jeder, der einmal mit einem Kind unterwegs war, weiß, dass es sich früher oder später schmutzig macht und einer groben Reinigung bedarf. Selten ist jedoch ein Waschbecken bzw. sauberes Wasser in der Nähe. Klassische Feuchttücher sind in diesem Fall eine tolle Erfindung, leider aber oftmals nicht wirklich nachhaltig.

Zum Glück lassen sich Feuchttücher mithilfe einer Küchenrolle schnell selber machen. Einfach mit etwas Wasser und ein paar Tropfen Babyöl tränken, fertig. Natürlich kann auch ein ganz normaler Waschlappen verwendet werden.

Das klappt im Übrigen nicht nur daheim, sondern auch für unterwegs. Eine Flasche Wasser sowie ein paar Blätter der Küchenrolle bzw. der Waschlappen werden dafür einfach in einer entsprechenden Box transportiert und sind so jederzeit griff- und einsatzbereit.

8. Nachhaltig leben mit der richtigen Essens- bzw. Einkaufsplanung

Ist das Kind alt genug, kann es aktiv am Einkaufen teilnehmen. Auf einem Bauernmarkt wird darüber hinaus deutlich, welche Obst- und Gemüsesorten aus der eigenen Region stammen.
Ist das Kind alt genug, kann es aktiv am Einkaufen teilnehmen. Auf einem Bauernmarkt wird darüber hinaus deutlich, welche Obst- und Gemüsesorten aus der eigenen Region stammen.  © 123rf/stockbroker

Für viele Familien macht es durchaus Sinn, nur zwei bis drei Tage im Voraus die Mahlzeiten zu planen. Wie schnell kommt mal etwas dazwischen oder niemand hat mehr Appetit auf das, was laut Speiseplan vorgesehen war.

Unnötiger Lebensmittelverschwendung kann hier schon beim Einkauf vorgebeugt werden. Statt einmal in der Woche einen Großeinkauf zu erledigen, können demnach zwei bis drei kleinere Einkäufe erfolgen. Das gilt speziell für leicht verderbliche Produkte wie rohes Fleisch, Fisch sowie Milcherzeugnisse, aber auch für Frischwaren wie Brot, Obst und Gemüse.

Das geht zwar unter Umständen mit einem höheren Zeitaufwand einher, am Ende bleibt man aber, gerade was die Essensplanung mit Kindern angeht, deutlich flexibler.

Weitere Tipps für nachhaltiges Einkaufen:

  • Eine Einkaufsliste zu schreiben, welche Dinge wirklich benötigt werden, kann besser vor Impulskäufen schützen.
  • Auf wiederverwendbare Stoffbeutel und Tragetaschen oder Einkaufskörbe zurückgreifen, statt Plastiktüten zu verwenden.
  • Regionales und saisonales Einkaufen bestimmter Lebensmittel (insbesondere auf einem Wochen- oder Bauernmarkt) sorgen für eine gesunde, abwechslungsreiche Ernährung.
  • Nicht zuletzt ist die richtige Lagerung bzw. Aufbewahrung der Lebensmittel für deren Haltbarkeit wichtig.

Extra-Tipp: Eine nachhaltige Alternative zu Frischhaltefolie oder Aluminiumfolie stellen neben wiederverwendbaren Dosen auch Bienenwachstücher, Abdeckhauben aus Stoff oder kompostierbares Haushaltspapier dar.

9. Essensreste optimal verwerten

Schälreste können als solide Basis für Brühen verwendet werden.
Schälreste können als solide Basis für Brühen verwendet werden.  © 123rf/jeannierv

Nicht immer kocht man genau die Portionsgröße, die später von jedem einzelnen Familienmitglied verzehrt wird. Entweder kann man sich den Rest am nächsten bzw. übernächsten Tag noch einmal aufwärmen oder man friert es direkt ein.

Auch aus angefangenen Wurst- und Käsepackungen oder Gemüseresten lassen sich noch tolle Gerichte zaubern. Ganz klassisch dafür wäre zum Beispiel eine Soljanka. Aus übrig gebliebenen Kartoffeln oder Nudeln lassen sich beispielsweise leckere Aufläufe kochen.

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Können auch Küchenabfall wie Schalen oder Knochen noch verwertet werden? Ja, na klar. Wer keine Tiere als Futterverwerter hat, kann daraus ideale Grundlagen für Suppen, Soßen und Eintöpfe herstellen. So manche Gemüseschalen können sogar als Reinigungs- oder Färbemittel dienen. Hier lohnt sich eine kurze Recherche im Internet allemal.

Letztendlich ist die richtige Entsorgung über den Biomüll wichtig. So leisten Essensreste als Kompost für die Biogasanlage noch einen wichtigen Dienst.

10. Umweltbewusst Waschen bzw. Trocknen

Bei Familien mit mindestens einem Kind fallen häufig große Berge dreckiger Wäsche an. Dementsprechend kommt oft mehrmals pro Woche die Waschmaschine zum Einsatz. Neben dem energiesparenden Waschgang im Eco-Modus bzw. bei maximal 40 Grad kann aber vor allem beim Trocknen nachhaltig gehandelt werden.

Statt sie in einen Wäschetrockner zu stopfen, kann die nasse Kleidung einfach auf einen Wäscheständer gehängt werden. Das ist zwar mit etwas mehr Aufwand verbunden, spart am Ende aber jede Menge Energie und Geld.

Übrigens: Im großen TAG24-Ratgeberbereich Sparen gibt es viele nützliche Tipps, wie und wo man Ressourcen und Geld sparen kann.

Fazit:

Sicher ist es nicht von heute auf morgen getan, seinen gewohnten Lebensstil umzustellen und nachhaltiger zu gestalten. Wer aber nach und nach mehr Bewusstsein für unsere Umwelt entwickelt und auch seine Kinder von klein auf daran erinnert, dass bestimmte Ressourcen nicht unbegrenzt verfügbar sind und wir sparsam damit umgehen müssen, trägt bereits einen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit.

Titelfoto: 123RF/nastyaofly

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