Für Harmonie im Gehege: Kann man Meerschweinchen vergesellschaften?

Meerschweinchen sind nicht nur sehr kommunikativ, sondern auch sehr sozial und brauchen daher immer mindestens einen zweiten ihrer Art. Aber wie gelingt es am besten, einander fremde Meerschweinchen zu vergesellschaften? TAG24 hat ein paar nützliche Tipps zusammengestellt.

Viele weitere Infos und hilfreiche Hinweise gibt's im Ratgeberbereich Kleintiere.

Warum ist die Vergesellschaftung von Meerschweinchen wichtig?

Meerschweine dürfen nicht allein gehalten werden.
Meerschweine dürfen nicht allein gehalten werden.  © 123RF/kurashova

So wie Meerschweinchen in freier Natur im Rudel leben, sollten sie auch als Haustiere nie dauerhaft allein gehalten werden. Da sie sehr soziale Tiere sind, fühlen sich Meerschweinchen unter ihresgleichen einfach am wohlsten und zeigen dann die für sie typischen Verhaltensmuster.

Das heißt aber noch lange nicht, dass jeder beliebige Artgenosse ohne Weiteres miteinander auskommt. Von unnötigen Vergesellschaftungen wird daher eher abgeraten. Damit setzt man die Tiere überflüssigem Stress aus und schadet ihnen schlimmstenfalls sogar.

Nun kann es jedoch vorkommen, dass man ein neues Meerschwein in die Gruppe aufnehmen muss, weil es sonst allein leben und folglich vereinsamen würde oder eins der eigenen Tiere verstorben ist und diese Lücke wieder gefüllt werden soll.

Möchte man also ein Meerschweinchen vergesellschaften, ist es gut zu wissen, auf was geachtet werden muss. Im besten Fall entsteht am Ende eine harmonische Gruppe.

Meerschweinchen vergesellschaften - Wer passt zu wem?

Hat man sich dazu entschieden, ein neues Meerschweinchen in das Rudel zu integrieren, sollte man sich an der aktuellen Konstellation orientieren. Denn nicht jedes Tier kommt gleich gut mit seinen Artgenossen aus.

Lesetipp: Einzel- oder Gruppenhaltung - Darf man Meerschweinchen alleine halten?

Geschlecht: Männchen, Weibchen oder gemischt?

Die Haremsgruppe stellt die natürlichste Zusammenstellung bei Meerschweinen dar.
Die Haremsgruppe stellt die natürlichste Zusammenstellung bei Meerschweinen dar.  © 123RF/michaklootwijk

Bezüglich der Geschlechter erweisen sich folgende Zusammensetzungen in der Regel als gut:

  • Haremsgruppe: Ein kastrierter Bock lebt mit mehreren Weibchen zusammen. Das Männchen fungiert hier als Anführer und häufig auch als Streitschlichter. Solch eine Haremsgruppe entspricht am ehesten der natürlichen Lebensweise von Meerschweinchen.
  • Bockgruppe: Es werden mindestens zwei Männchen zusammengehalten. Größere Gruppen bedürfen an ausreichend Erfahrung von Seiten des Halters bzw. der Halterin. Um Revierkämpfe zu minimieren, wird die Kastration der Tiere empfohlen.
  • Weibchengruppe: Die Haltung von ausschließlich Weibchen gilt ebenso wie eine reine Bockgruppe als unnatürlich, kann aber harmonisch verlaufen.

Tiere aus einem gemeinsamen Wurf müssen normalerweise nicht vergesellschaftet werden.

Jung oder alt: Das gibt es bei Altersunterschied zu beachten

Im Hinblick auf das Alter werden Jungtiere meistens ohne große Probleme in eine alteingesessene Gruppe aufgenommen. Soll jedoch ein junges zu lediglich einem älteren Tier gesetzt werden, kann das Schwierigkeiten bereiten. Denn der altersbedingt unterschiedlich stark ausgeprägte Bewegungsdrang und die Neugier können das alte Meerschweinchen stressen, während das Jungtier unterfordert ist.

Von reinen Jungtiergruppen wird allerdings abgeraten. Sie benötigen erfahrene Meerschweinchen an ihrer Seite, um von ihnen richtiges bzw. ihr artspezifisches Sozialverhalten zu lernen.

Wenn möglich, sollte das neue Meerschweinchen in etwa dem gleichen Alter sein, wie das vorhandene.

Alter und Charakter sollten bei der Vergesellschaftung von Meerschweinchen berücksichtigt werden.
Alter und Charakter sollten bei der Vergesellschaftung von Meerschweinchen berücksichtigt werden.  © 123rf/eduardandrica

Passen alle Charaktere zusammen?

Soll ein neues Meerschweinchen vergesellschaftet werden, berücksichtigt man idealerweise auch die jeweiligen Charaktere.

So ist es besonders in kleinen Gruppen von Vorteil, wenn die einzelnen Nager vom Wesen her ähnlich sind. Ganz nach dem Motto: Gleich und gleich gesellt sich gern.

Ruhige Meerschweinchen harmonieren gut mit anderen ruhigen Tieren, wohingegen aufgeweckte Meeries besser zu ebenso lebendigen Artgenossen passen.

Die Vergesellschaftung von Meerschweinchen: Eine Anleitung

Ein neues Meerschweinchen sollte man nie einfach so in das Gehege einer bereits länger bestehenden Gruppe setzen. Sie könnte den Neuling als Störenfried ansehen und verjagen wollen, was schlimmstenfalls blutig bzw. mit Verletzungen endet.

Die Zusammenführung von Meerschweinchen sollte daher immer unter Aufsicht erfolgen, um gegebenenfalls eingreifen und die Tiere trennen zu können.

Empfehlung: Möchte man fremde Meerschweinchen vergesellschaften, sollten die Neuzugänge vor der Zusammenführung für etwa zwei Wochen in Quarantäne. Dabei haben die Tiere keinen Kontakt zueinander und sind räumlich getrennt. Somit wird das Risiko minimiert, Krankheiten in die vorhandene Gruppe zu holen.

Vorbereitungen treffen

Kleine Futterberge sorgen für anfängliche Ablenkung.
Kleine Futterberge sorgen für anfängliche Ablenkung.  © 123rf/bubbers

1. Ausreichend Platz

Man kann sowohl einen neutralen Ort als auch das vorhandene Gehege für die Vergesellschaftung auswählen. Wichtig ist so oder so, dass der Auslauf richtig sauber und entsprechend groß ist. Zwei Meerschweinchen sollten mindestens zwei Quadratmeter Fläche zur Verfügung stehen.

2. Fluchtmöglichkeiten schaffen

Außerdem müssen genügend Versteckmöglichkeiten vorhanden sein, die wiederum in keine Sackgasse führen dürfen. Das heißt: Alle Häuser und sonstigen Unterschlüpfe besitzen mindestens zwei Eingänge, sodass die Tiere immer durch einen Ausweg flüchten können.

3. Für Ablenkung sorgen

Verteilt man einige Heuberge und anderes artspezifisches Futter im Gehege sind die Meerschweinchen zu Beginn etwas abgelenkt und gehen nicht gleich aufeinander los.

Arrangiert man zusätzlich die vorhandene Einrichtung neu, haben nicht nur Neuankömmlinge etwas zu entdecken, sondern auch die alteingesessenen Meerschweinchen.

Tipp: Verwinkelte oder enge Käfige bzw. Gehege sind für die Vergesellschaftung von Meerschweinchen eher ungeeignet.

Lesetipp: Meerschweinchen draußen halten: So sorgst Du für Sicherheit und Wohlbefinden.

Zusammenführung: So gelingt die Vergesellschaftung

Es braucht etwas Zeit, bis sich die Tiere aneinander gewöhnen.
Es braucht etwas Zeit, bis sich die Tiere aneinander gewöhnen.  © 123RF/oceane2508

Schritt #1: Am Tag der Zusammenführung ist vor allem Lärm und Hektik zu vermeiden, um die Tiere nicht zusätzlich zu stressen.

Schritt #2: Die Meerschweinchen werden möglichst gleichzeitig bzw. zügig nacheinander in den Auslauf bzw. das Gehege gesetzt, wobei das neue Tier zuerst hineinkommt.

Soll der Neuankömmling in eine sehr große Gruppe integriert werden, ist es ratsam, die Vergesellschaftung mit nur zwei oder drei der bestehenden Meerschweinchen zu beginnen.

Schritt #3: Jetzt haben die Tiere erst einmal Zeit, sich gegenseitig zu beschnuppern und kennenzulernen. Dabei können sie quietschen, sich jagen und sogar streiten. Schließlich muss häufig die Rangordnung neu geklärt werden, was völlig normal ist und nur im Ausnahmefall unterbunden werden sollte.

Schritt #4: In der Regel legen sich die ersten Zankereien nach wenigen Stunden. Bis die Fronten jedoch vollends geklärt sind, können ein paar Tage oder sogar Wochen vergehen.

Von einer erfolgreichen Vergesellschaftung der Meerschweinchen kann man dann ausgehen, wenn die Tiere unter anderem gemeinsam fressen, zusammen liegen und sich gegenseitig putzen.

Lesetipp: Es klingt süß und lebhaft - Aber warum quieken Meerschweinchen?

Wann ist die Vergesellschaftung gescheitert?

Sollte das fremde Meerschweinchen überhaupt nicht in das bestehende Rudel passen, zeigt sich das meist innerhalb kurzer Zeit.

Meerschweinchen zu vergesellschaften funktioniert nicht immer.
Meerschweinchen zu vergesellschaften funktioniert nicht immer.  © 123rf/ewastudio

Folgende Merkmale sind Anzeichen dafür, dass die Vergesellschaftung nicht funktioniert:

  • Der Neuzugang wird ständig gejagt und gebissen.
  • Das neue Meerschwein frisst nicht bzw. wird nicht zur Futterstelle gelassen.
  • Der Neuling kommt nicht zur Ruhe und wirkt panisch.
  • Es kommen immer wieder neue, schlimme Bisswunden am fremden Meerschweinchen hinzu.

In diesen Fällen ist die Vergesellschaftung gescheitert. Der Vorgang muss abgebrochen und das betroffene Tier wieder aus der Gruppe genommen werden.

Soll das Meerschwein dennoch im Haushalt bleiben und man hat den entsprechenden Platz, kann man die Tiere für einen neuen Versuch in zwei "Teams" aufteilen.

Gut zu wissen: Hat man ein Meerschwein aus dem Tierheim oder von einem Züchter geholt, nehmen diese das Tier bei einer missglückten Zusammenführung in den meisten Fällen wieder zurück.

Meerschweinchen vergesellschaften: Diese häufigen Fehler vermeiden

Zuletzt werden noch einige Punkte aufgezählt, die man bei der Zusammenführung von Meerschweinchen vermeiden sollte.

  • Die Methode, Tiere auf dem eigenen Schoss aneinander zu gewöhnen, ist völlig ungeeignet.
  • Meerschweinchen sollten nicht voneinander getrennt, in nebeneinander stehenden Käfigen vergesellschaftet werden.
  • Selbst über Nacht, wenn man kein Auge auf die Tiere hat, sollte ein neues Meerie nicht aus der Gruppe genommen werden.
  • Auch wenn das gegenseitige Jagen und bestimmte Laute bedrohlich wirken, sollte man nicht sofort eingreifen.

Im Übrigen wird dringend davon abgeraten, zwischen zwei kämpfende Meerschweinchen zu greifen. Sie können mit ihren Zähnen durchaus schlimme Verletzungen zufügen.

Die geselligen Meerschweinchen brauchen immer mindestens einen Artgenossen.
Die geselligen Meerschweinchen brauchen immer mindestens einen Artgenossen.  © 123RF/rodimovpavel

FAQ rund um die Zusammenführung von Meerschweinchen

Kann man verschiedene Meerschweinen-Rassen zusammenführen?

In der Regel können alle Meerschweinchen-Rassen zusammen gehalten werden. Eine Ausnahme bilden jedoch die Nacktmeerschweinchen. Durch das fehlende Fell sind sie unter anderem vor Bissverletzungen nicht ausreichend geschützt.

Darf man Kaninchen mit Meerschweinchen vergesellschaften?

Zwar dulden sich Meerschweinchen und Kaninchen oft, können sich aber nicht untereinander verständigen, da sie einfach nicht die gleiche Sprache sprechen. Möchte man diese beiden artfremden Tiere dennoch zusammen halten, brauchen sie jeweils mindestens einen Artgenossen und ausreichend Ausweichmöglichkeiten bzw. Platz.

Wie lange dauert es, bis sich Meerschweinchen aneinander gewöhnen?

Bis die Rangfolge nach einem Neuzugang in der Meerschweinchengruppe geklärt ist, können mehrere Tage und durchaus auch bis zu ein paar Wochen vergehen. Insbesondere dann, wenn zwei Alphatiere aufeinander treffen.

Warum beißen Meerschweinchen während der Vergesellschaftung?

Beißen sich die Nager während der Zusammenführung, geschieht das meistens in Verbindung mit der Klärung der Rangordnung. Dieses Verhalten ist vor allem dann zu sehen, wenn sich zwei ähnlich dominante Meerschweinchen streiten.
Allerdings kann das Beißen auch ein Zeichen für Schmerz oder eine Krankheit sein. Deshalb sollte immer die Gesamtsituation betrachtet und das betroffene Tier im Zweifel von einem Tierarzt oder einer Tierärztin untersucht werden.

Was bedeutet das Zähneklappern bei Meerschweinchen während der Vergesellschaftung?

Das Zähneklappern kann als Drohgebärde interpretiert werden, womit ein Meerschweinchen seinen Kontrahenten vor einem Angriff warnt. In der Regel hört dieses Verhalten wieder auf, wenn die neue Rangordnung festgelegt bzw. untereinander geklärt ist.

Fazit:

Meerschweinchen sind keineswegs Einzelgänger, sondern brauchen Gesellschaft, um sich wohl zu fühlen. Hinterbliebene Tiere sollten daher möglichst zeitnah wieder mit geeigneten Artgenossen zusammengeführt werden.

Der Vorgang bedarf jedoch einer gewissen Vorbereitung und Kenntnis und sollte nicht leichtfertig bzw. unbeaufsichtigt erfolgen.

Titelfoto: 123RF/kurashova

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