Schildkröten baden mit Herz: Wie aus Pflege Wellness wird
Schildkröten sind ruhige, genügsame Zeitgenossen und haben doch ganz eigene Bedürfnisse. Eines davon betrifft ein Thema, das oft Fragen aufwirft: das Baden. Muss man Schildkröten baden? Wie oft? Und wie geht es richtig?
Noch mehr Infos rund um Schildkröten hat der Kleintierratgeber parat.
Warum sollte man Schildkröten baden?

Tatsächlich gehen die Meinungen vieler Fachleute und Besitzer bzw. Besitzerinnen von Schildkröten bei diesem Thema auseinander. Während die einen für ein regelmäßiges Baden der Reptilien plädieren, raten andere eher davon ab.
Was man dabei wissen sollte: Für viele Tiere ist ein Wasserbad ein wichtiger Bestandteil der Pflege.
- Reinigung: Beim Baden werden Schmutzreste und Kot entfernt, besonders bei Landschildkröten, die sich gern vergraben.
- Anregen der Verdauung: Warmes Wasser hilft der Schildkröte, sich zu entleeren. Das ist vor allem bei trägen Tieren von Bedeutung.
- Feuchtigkeitsversorgung: Schildkröten nehmen nicht nur über den Schnabel, sondern auch über die Kloake und Haut Feuchtigkeit auf. Das ist wichtig für den Wasserhaushalt und unterstützt den Stoffwechsel.
Grundsätzlich ist es unerlässlich, das Wohl der Tiere im Blick zu haben. Letztlich bleibt es eine individuelle Entscheidung, ob man eine Schildkröte baden muss, oder nicht.
Wie oft bzw. wann sollte man eine Schildkröte baden?

Gegen das manuell durchgeführte Baden von Schildkröten wird häufig das Argument genannt, dass die Tiere in freier Natur auch nicht gebadet werden.
Das mag zwar grundsätzlich stimmen, allerdings kommt es in den natürlichen Lebensräumen der Reptilien im Frühjahr und Herbst in der Regel zu starken Regenfällen. Dadurch werden die Schildkröten dort ebenfalls regelmäßig „zwangsgebadet“.
Die Frage zur Häufigkeit lässt sich also nicht pauschal beantworten, sondern hängt von verschiedenen Faktoren wie beispielsweise der Haltung ab.
Stehen den Schildkröten mehrere, einladend gestaltete Wasserstellen zur Verfügung, die sie auch nachweislich benutzen, benötigen sie für gewöhnlich kein zusätzliches Bad. Ausnahmen davon bilden die folgenden drei Gründe.
Tipp: Im Zuge eines sogenannten Zwangsbades kann die Schildkröte einmal genauer betrachtet und einem Gesundheitscheck unterzogen werden. Insbesondere Veränderungen an den Augen, an den Ohren und am Panzer lassen sich so leichter erkennen.
Lesetipp: In diesem Zusammenhang liefert der Beitrag "Höckerbildung bei Schildkröten" nützliche Informationen.
Vor der Überwinterung
Beobachtet man, dass eine Schildkröte nicht von allein ins Wasser geht, kann man sie in Vorbereitung auf die Winterruhe baden. Das kurbelt die Verdauung an und hilft dem Panzertier bei der Entleerung. Ein tägliches Wasserbad sollte dabei nicht erfolgen, da es mehr schaden als nutzen könnte. So würden dem Reptil im Frühjahr diverse Mikroorganismen fehlen, die den Verdauungsprozess nach der Winterruhe wieder in Gang bringen.
Normalerweise genügen ein bis zwei Bäder in der Vorbereitungszeit auf die Überwinterung.
Nach der Überwinterung
Ein lauwarmes Bad nach der Winterruhe tut der Schildkröte richtig gut. Es hilft dabei, Abfallstoffe aus dem Körper zu spülen, die sich während der Ruhezeit angesammelt haben. Diese werden oft als schleimiger „Winterurin“ ausgeschieden. Gleichzeitig macht das Baden hungrig. Viele Schildkröten trinken ausgiebig, bevor sie zum ersten Mal fressen.
Ein bis zwei manuelle Bäder nach der Winterruhe sind bei gesunden Schildkröten ausreichend.
Bei Überhitzung
Normalerweise vergraben sich Schildkröten im Sommer bei starker Hitze oder ziehen sich an geeignete Schattenplätze zurück, um sich abzukühlen. Haben sie diese Möglichkeit nicht oder sind sie aus anderen Gründen dazu nicht in der Lage, können sie überhitzen.
In solch einem Fall kann ein lauwarmes Wasserbad hilfreich sein und dem Tier Feuchtigkeit spenden sowie für Abkühlung sorgen.
Schildkröten baden - So geht's richtig

Vorbereitung des Badeplatzes
Lege alle benötigten Utensilien bereit, dazu gehören eine Wanne, ein Krug lauwarmes Wasser und eventuell eine weiche Zahnbürste. Idealerweise benutzt man eine flache, rutschfeste Kunststoffwanne oder eine entsprechend große Waschschüssel, die nur für die Tiere vorgesehen ist.
Ideale Wassertemperatur
Das Wasser sollte nicht zu kalt oder heiß sein, optimal ist eine Wassertemperatur zwischen 30 und 35 Grad Celsius. Zur Kontrolle kann ein geeignetes Thermometer verwendet werden.
Richtige Wassertiefe
Nachdem die Schildkröten vorsichtig in das Badebecken gesetzt wurden, wird das Wasser dazugegeben, welches den Tieren maximal bis zum Kinn gehen darf. Ihren Kopf müssen die Reptilien dabei immer problemlos über Wasser halten können. Hilfreich kann es daher sein, eine Seite der Schüssel leicht erhöht, z. B. auf ein Buch, zu stellen. Dadurch wird eine tiefe und eine flache Wasserseite simuliert.
Wichtig! Wirkt eine Schildkröte beim Baden panisch, sollte der Vorgang für sie abgebrochen werden.

Dauer des Bades
Üblicherweise genügt eine Badezeit von etwa 10 bis 20 Minuten. Währenddessen nehmen die Schildkröten Wasser nicht nur übers Trinken auf, sondern absorbieren die Feuchtigkeit auch durch ihren Schwanz und die Haut.
Schildkröten abbürsten
In der Regel müssen Schildkröten nicht zusätzlich mit einer Bürste gesäubert werden. In manchen Fällen kann es jedoch hilfreich sein. Zum Beispiel dann, wenn sich die Schildkröte häutet oder der Panzer von Wasserschildkröten Algen angesetzt hat. Shampoos oder Seifen sind dafür nicht notwendig.
Abtrocknen lassen
Es ist nicht notwendig Schildkröten manuell abzutrocknen. Sie benötigen jedoch freien Zugang zu trockenen Bereichen, um ihre Haut und ihren Panzer an der Luft abtrocknen zu können.
Im Übrigen ist es völlig normal, dass Schildkröten während des Bades Kot und/oder Urin abgeben.
Achtung! Vom Baden in der Spüle oder Badewanne wird abgeraten. Schildkröten können Träger von Salmonellen sein, die für Menschen ein Gesundheitsrisiko darstellen. Deshalb sollte man sich nach dem Kontakt mit einer Schildkröte auch immer gründlich die Hände waschen.
Alternativen zum klassischen Baden

Gesunde, artgerecht gehaltene Schildkröten müssen in der Regel nicht zwangsgebadet werden, da sie über ihre Umwelt und die Ernährung ausreichend Feuchtigkeit aufnehmen.
Dennoch können sie von sanften Alternativen zum menschlichen Wasserbad profitieren. Das gilt insbesondere für scheue oder ältere Tiere.
Hier ein paar Beispiele:
- feiner Sprühnebel mit lauwarmen Wasser aus der Sprühflasche
- feuchte Rückzugsorte im Terrarium bzw. Gehege (z. B. durch feuchtes Moos)
- tropfende Pflanzen (z. B. nach dem Gießen oder einem Regenschauer)
- kurze Fußbäder, wobei lediglich die Hinterbeine im Wasser stehen
Manche Schildkröten genießen sogar einen feinen Wasserstrahl aus der Gießkanne.
Lesetipp: Wie man ein grünes Paradies für Schildkröten schafft, verrät der Beitrag "Schildkröten Freigehege-Bepflanzung".
Fazit:
Ein gesondertes Wasserbad kann einer Schildkröte guttun. Wird es richtig gemacht, unterstützt es vor allem Hygiene, Gesundheit und Wohlbefinden. Wichtig ist, die Schildkröte nicht zum Baden zu zwingen, sondern sie liebevoll daran zu gewöhnen.
Titelfoto: 123rf/boy8888