Polyamorie: Wichtige Tipps für die Liebe zu dritt

Eine romantische Zweierbeziehung, die zudem höchst exklusiv ist: Für manche Menschen ist das ein (Liebes-)Leben in Ketten. Denn sie lieben mehr als einen Menschen und wollen mit all diesen Besonderheiten eine Beziehung führen. Polyamorie nennt sich dieses Liebes- und Lebenskonzept.

Weitere interessante und prickelnde Themen lest Ihr außerdem in der Liebe-Rubrik von TAG24.

Polyamore Beziehungen gehen über die klassische Zweierbeziehung hinaus.
Polyamore Beziehungen gehen über die klassische Zweierbeziehung hinaus.  © 123rf/serezniy

Gesellschaftliche Normen, anerzogene Moralvorstellungen und das Konzept der klassischen Ehe schreiben einem vor, dass man sich nur für einen Partner oder eine Partnerin zur selben Zeit entscheiden darf. Ergo: Man kann nur einen Menschen zur selben Zeit lieben - so viel zur Ratio.

Aber hört auch das Herz auf diese gesellschaftlichen Konventionen, oder will es vielmehr, was bzw. wen es will? Schließlich "darf" man verschiedene Menschen auf verschiedene Arten lieben: Eltern, Geschwister, Freunde und Partner. All diese Personenkreise werden geliebt, aber nur mit einem wird eine feste Partnerschaft eingegangen.

Viele Menschen kehren diesen Normen den Rücken und leben einen polyamoren Lifestyle, der es ihnen erlaubt, mit mehr als einem Menschen zusammen zu sein.

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Wie die sogenannte Polyamorie funktioniert, was genau dahinter steckt und ob Ihr überhaupt der Typ für ein solches Beziehungsmodell seid, hat TAG24 für Euch zusammengestellt.

Polyamorie: Bedeutung und Definition

Polyamorie ist die Liebe zwischen mehreren Menschen.
Polyamorie ist die Liebe zwischen mehreren Menschen.  © 123RF/desertsolitaire

Bei der Polyamorie handelt es sich um eine einvernehmliche Liebesbeziehung zwischen mehr als zwei Menschen. Der Begriff setzt sich aus dem griechischen Wort poly für viel und aus dem lateinischen Wort amor für Liebe zusammen. Bei der Polyamorie spielt weder die Herkunft noch das Geschlecht oder Alter der Beteiligten eine Rolle.

Alle Personen, die in die polyamore Beziehung involviert sind, wissen voneinander und respektieren alle Verbindungen. Denn grundsätzlich sind alle Partner und Partnerinnen gleichgestellt und werden gleichermaßen geliebt.

Da sich Liebe aber nicht steuern lässt, kommt es in Einzelfällen auch zu "Liebes-Hierarchien". Das bedeutet, es kann auch Beziehungen des ersten, zweiten oder dritten Ranges geben. Das kann beispielsweise dann der Fall sein, wenn eine bereits langjährige Partnerschaft durch eine dritte oder auch vierte Person ergänzt wird und diese Liebe noch immer über allen anderen steht.

Manche Menschen fragen sich, ob Polyamorie nicht einfach nur ein Freifahrtschein für Untreue oder ein Synonym für eine offene Beziehung ist. Nein, hierbei gibt es große Unterschiede.

Ist eine polyamore Beziehung eine offene Beziehung?

Auch in der Polyamorie kann es zu Untreue kommen.
Auch in der Polyamorie kann es zu Untreue kommen.  © 123rf/Milkos

Es kann durchaus zur körperlichen Intimität zu dritt oder auch zu viert kommen, aber das steht bei der Polyamorie nicht im Vordergrund.

Im Gegensatz zur offenen Beziehung, in der die außerpartnerschaftliche Erotik im Fokus steht und die Verbindung rein körperlich ist, dreht sich hierbei alles um die Liebe zu den beteiligten Menschen. Sie teilen sich zwar die Liebe und auch die Lust, aber auch in einer polyamoren Beziehung kann Untreue zum Problem werden.

Denn obwohl die Liebe nicht exklusiv ist, ist sie auch nicht vollkommen frei. Polyamorie ist schließlich eine Liebesbeziehung zwischen mehr als zwei Menschen, in der jeder vom anderen weiß.

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Wird man also mit einer Person außerhalb der polyamoren Partnerschaft erwischt, wird das ebenfalls als Untreue gewertet.

Besonders weil mehrere Menschen in diese Verbindung involviert sind, ist Kommunikation das A und O. Das ist in einer Mehrfachliebe nicht immer leicht und schnell umsetzbar.

Auch der Alltag einer polyamoren Beziehung ist oft mit viel Organisation und Kritik behaftet. Folglich muss man viel Energie in dieses Beziehungskonzept stecken, um nachhaltig glücklich zu sein.

So lebt es sich polyamor

Leidenschaft zu dritt kann, aber muss nicht passieren.
Leidenschaft zu dritt kann, aber muss nicht passieren.  © 123rf/serezniy

Eine polyamore Beziehung ist eine Möglichkeit, sich selbst und seinen Partnern und Partnerinnen viele Freiheiten zu geben. Dennoch trägt man viel Verantwortung - sowohl sich selbst als auch seinen Liebsten gegenüber.

Polyamore Beziehungen lassen sich nicht in ein bestimmtes Schema pressen. Manche Poly-Paare wohnen getrennt voneinander, andere teilweise zusammen und manche leben sogar alle gemeinsam unter einem Dach. Zum Teil bringen sie auch ihre Kinder aus vergangenen Partnerschaften mit in diese Wohn- und Liebesgemeinschaft.

Es gibt diverse Möglichkeiten, die Mehrfachbeziehung zu leben und sich sowohl Zeit zusammen als auch wertvolle Zweisamkeit zu gönnen.

Zu den Maßnahmen einer harmonische polyamoren Beziehung können gehören:

  • feste Tage für gemeinsame Zeit mit allen Partnern und Partnerinnen
  • Verabredungen für ausgewählte Zweisamkeit
  • feste Pärchenabende zwischen bestimmten Partnern und Partnerinnen

  • Unternehmungen mit den Kindern - allein sowie als Poly-Paar
  • Gruppenchats für die alltägliche Organisation
  • feste Regeln bzgl. Untreue und Eifersucht
  • transparente Kommunikation auf allen Ebenen und zwischen allen Beteiligten
  • regelmäßige Gesprächsrunden, in denen alle Gefühle und Gedanken aus- und angesprochen werden

Wichtig! Jeder und jede Beteiligte muss sich in der polyamoren Beziehung gleichermaßen wertgeschätzt und wohlfühlen. Sobald es jedoch Dinge gibt, die für (innere) Disharmonie sorgen, müssen sie angesprochen und besprochen werden. Besonders in einer Mehrfachliebe ist Empathie und Kommunikation sehr wichtig.

Selbsttest: Bin ich für eine polyamore Beziehung geeignet?

Ist Polyamorie das richtige Beziehungsmodell für mich?
Ist Polyamorie das richtige Beziehungsmodell für mich?  © 123RF/deagreez

Polyamore Menschen müssen sich und ihren Poly-Lifestyle oft erklären und sich für ihn rechtfertigen.

Obwohl diese Art der Liebe recht unkonventionell ist, ist sie für viele Menschen sehr interessant. Manche fragen sich, ob dieser Liebesstil möglicherweise auch etwas für sie selbst sein könnte.

Stellt Euch also vor, in einer festen Partnerschaft mit mehr als einem Menschen zu sein, sie alle zu teilen und selbst geteilt zu werden.

Der folgende Selbsttest zeigt Euch, ob das im Bereich des für Euch machbaren ist.

Könnten die folgenden fünf Aussagen von Euch stammen, ist eine polygame Beziehung eher nichts für Euch:

1. "Wow, also ich könnte sowas ja nicht."

Erstaunen, Faszination, Kritik und Skepsis: Eine Mischung der Eindrücke, sobald man sich vorstellt, eine feste Beziehung mit mehreren Menschen zu führen. Sie zeigt deutlich, dass man eher ungeeignet für die Polyamorie ist.

2. "Mir wird ganz anders, wenn ich daran denke, meinen Schatz zu teilen."

Polyamore Menschen mögen den Besitzanspruch einer Zweierbeziehung nicht. Jeder Beteiligte soll Freundschaften schließen, ausgehen und auch mit jemandem schlafen dürfen - mit mehr als einem festen Partner oder Partnerin.

Bereitet Euch das eine Gruselgänsehaut? Dann werdet Ihr Euch in einer Zweierbeziehung (weiterhin) deutlich wohler fühlen.

3. "Polyamorie ist doch nur ein Freibrief zum Betrügen."

Ja, polyamore Paare sind offener, was die "außerpartnerschaftlichen" Leidenschaft angeht, aber auch in diesem Beziehungsmodell kann Lug und Betrug begannen werden. Da es bei Polyamorie aber in erster Linie um die Liebe zwischen einander und dem Leben miteinander geht, ist die Erotik nur ein Teil dieser Verbindung.

4. "Ich würde durchdrehen vor Eifersucht!"

Polyamore Menschen sagen häufig von sich selbst, dass auch sie manchmal eifersüchtig sind. Jedoch gehen sie anders damit um als die meisten. Sie hinterfragen das Gefühl der Eifersucht und gehen damit ganz transparent mit ihren Partnern und Partnerinnen ins Gespräch. So soll sowohl die Persönlichkeit jedes Einzelnen als auch die Beziehung wachsen.

5. "Polyamorie kann nicht langfristig funktionieren."

Sobald sich Menschen in ihrer Beziehung wohlfühlen, ist sie das richtige Konzept. Polyamorie soll die Monogamie nicht ablösen, sondern viel eher eine Alternative zur klassischen Zweierbeziehung sein.

Wichtig! Jeder sollte so sein dürfen wie er es fühlt und liebt. Nur weil Polyamorie ein Gegenentwurf der gesellschaftlich anerkannten Monogamie ist, sollte man nicht zu viel hinterfragen und kritisieren.

Menschen in Zweierbeziehungen sollten sich nicht rechtfertigen müssen, Poly-Paare aber ebenso wenig.

Die 5 Säulen einer funktionierenden Polyamorie

Viele Menschen fühlen sich in ihrer polyamoren Beziehung sehr wohl.
Viele Menschen fühlen sich in ihrer polyamoren Beziehung sehr wohl.  © 123RF/vershininphoto

Sprachen Euch die fünf Aussagen aus der Seele, seid Ihr in einer exklusiven Zweierbeziehung wohl besser aufgehoben.

Wenn Ihr es aber für möglich haltet, eine Mehrfachbeziehung zu leben und zu lieben, können Euch die folgende fünf Säulen der Polyamorie dabei helfen, Euer Glück in einer polyamoren Beziehung zu finden:

1. Säule: Ehrlichkeit

Wie auch in der klassischen Zweierbeziehung baut die Polyamorie auf Ehrlichkeit auf. Auch hierbei gibt es keine Geheimnisse oder Affären. Sollte doch eine weitere Liebschaft in die polyamore Beziehung integriert werden, muss das ehrlich zur Ansprache gebracht werden.

2. Säule: Transparente Kommunikation

Apropos Ansprache: Kommunikation. Damit alle Beteiligten einer polyamoren Beziehung voneinander wissen, ist Transparenz sehr wichtig.

Darüber hinaus ist es elementar, dass auch über Gefühle, Grenzen und auch emotionale Verletzungen offen gesprochen wird. Nur mit einer transparenten Kommunikation aller Beteiligten kann eine polyamore Beziehung glücklich machen.

3. Säule: Gleichberechtigung aller Parteien

In einer polyamoren Partnerschaft sollte die Beziehungsdynamik unverändert bleiben. Jeder Partner und jede Partnerin ist gleich wichtig, gleichberechtigt und es gibt bestenfalls keine Hauptbeziehung. Jede Person schenkt Liebe und bekommt Liebe geschenkt.

4. Säule: Respektvoller Umgang

Wie in jeder anderen Beziehungsart auch ist Respekt enorm wichtig. Das bezieht sich nicht nur auf den zwischenmenschlichen Respekt in Form des täglichen Umgangs, sondern auch oder insbesondere auf die individuellen Vereinbarungen wie Untreue und Sexualität sowie Zweisamkeit und Poly-Paarzeit.

5. Säule: Langfristigkeit

Sobald es sich um Polyamorie handelt, steht nicht die Erotik im Vordergrund, sondern die Emotionalität zueinander. Da eine polyamore Beziehung eine faktische Partnerschaft ist, ist sie auf Langfristigkeit ausgelegt. Nach dem Kennenlernen folgt idealerweise das Verlieben und daraus resultiert eine feste Bindung - egal ob zu dritt, zu viert oder zu fünft.

Rechtlicher Unterschied zwischen Polyamorie und Polygamie

Eine Ehe zu dritt ist in Deutschland verboten.
Eine Ehe zu dritt ist in Deutschland verboten.  © 123RF/mukhina1

Das Recht der sexuellen Selbstbestimmung in Deutschland erlaubt polyamore Beziehungen. Voraussetzung ist aber, dass alle Beteiligten der Polyamorie zustimmen.

Dem gegenüber steht die Polygamie, die Ehe mit mehr als einem Partner oder einer Partnerin. Die Polygamie ist hierzulande illegal. Sobald man den Stand einer rechtmäßigen Ehe eingeht, muss diese zunächst geschieden werden, damit man sich erneut verheiraten kann.

Polyamorie und Polygamie sind demzufolge strikt voneinander zu trennen. Ein Trauschein macht somit den wesentlichen Unterschied.

Fazit: "Die eine" Beziehungsform gibt es nicht

Egal welche Beziehungsform man wählt: Hauptsache sie macht die beteiligten Menschen glücklich.
Egal welche Beziehungsform man wählt: Hauptsache sie macht die beteiligten Menschen glücklich.  © 123RF/javiindy

Homo-, hetero-, bi- oder pansexuell sowie Freundschaft plus, offene Beziehung, mono- oder polygam: Die sexuellen Orientierungen und beliebten Beziehungsformen sind so vielseitig wie Menschen selbst.

Denn Menschen kreieren Liebe und Lust so, dass man sich damit identifizieren und wohlfühlen kann.

Aber manches ist auch mit Skepsis oder gar Kritik behaftet, was häufig zu Rechtfertigungen und mentaler Ermüdung bei den "Betroffenen" führt. Die Gesellschaft des 21. Jahrhunderts ist schon deutlich offener und toleranter geworden, aber sie hat noch einiges zu lernen.

Denn keine Sexualität sollte sich in ein Korsett zwängen lassen, das die Luft zum Atmen raubt.

Viel eher sollte man die Konventionsketten sprengen und die eigene Liebe und Lust so leben, dass man aufatmen und glücklich sein kann!

Titelfoto: 123rf/serezniy

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