Helikopter-Tragödie: Das letzte Foto - 15 Sekunden vor dem Absturz

Grimma - Nach dem Absturz eines Bundeswehr-Hubschraubers in die Mulde bei Grimma hat die Polizei mehrere Zeugenhinweise erhalten. Es gibt sogar Aufnahmen, die den Airbus-Helikopter H135 Sekunden vor dem Absturz zeigen. Das dritte Crew-Mitglied wurde am Donnerstag tot aus dem Fluss geborgen.

Der Flug in die Katastrophe: Das Augenzeugen-Foto zeigt, wie der Helikopter nach dem Brückendurchflug in Richtung des Seils steuert. Rund 15 Sekunden später kommt es zum Absturz.
Der Flug in die Katastrophe: Das Augenzeugen-Foto zeigt, wie der Helikopter nach dem Brückendurchflug in Richtung des Seils steuert. Rund 15 Sekunden später kommt es zum Absturz.  © privat

Dieses Bild lässt den Atem stocken. Zu sehen ist, wie der von der Bundeswehr genutzte H135 gerade unter der großen Autobahnbrücke hindurchgeflogen ist.

Als der Zeuge den Fotoauslöser auf seinem Handy betätigte, war der Hubschrauber nur noch rund 500 Meter von dem todbringenden Seil, das am Pegelmesspunkt Golzern die Mulde überspannt, entfernt.

Rund 15 Sekunden blieben der Besatzung von da an noch, die Gefahr zu erkennen und die Maschine hochzureißen.

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Ob die Zeit für das rettende Manöver nicht ausreichte oder die sehr tief fliegende Crew die Gefahr nicht erkannte, ist weiterhin unklar. Die Auswertung des Flugschreibers soll darüber Klarheit bringen.

Flugunfallermittler der Bundeswehr untersuchen am Ufer das Helikopterwrack.
Flugunfallermittler der Bundeswehr untersuchen am Ufer das Helikopterwrack.  © Sören Müller

Der Flugschreiber soll Aufklärung bringen

Die Schäden am Pegelhaus sind deutlich zu sehen. Aus der Luke über dem Fenster kam das Halteseil. Beim Aufprall hat es den Luken-Rahmen eingedrückt.
Die Schäden am Pegelhaus sind deutlich zu sehen. Aus der Luke über dem Fenster kam das Halteseil. Beim Aufprall hat es den Luken-Rahmen eingedrückt.  © Sören Müller

Von den Aufzeichnungen erhoffen sich die Flugunfallermittler auch Informationen, ob alle durchgeführten Flugmanöver wirklich vom Flugplan freigegeben waren.

Sie sollen vor allem Gewissheit bringen, dass im Tiefflug über der Mulde kein "Touch-and-Go"-Manöver geflogen wurde. Dieses kurze Aufsetzen mit den Kufen mit anschließendem Durchstarten gehört an Land zur Standardausbildung von Helikopter-Piloten.

Über Wasser zählt es hingegen pilotenintern als "Mutprobe". Und die sind bei Helikoptern ohne Schwimmer an den Kufen verboten, da die Maschinen nicht schwimmfähig sind.

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Der abgestürzte H135 hatte keine Schwimmer-Kufen.

Am anderen Mulde-Ufer steht der Pfeiler, an dem die ursprünglich drei Seile der Pegelmessstation befestigt waren. Seit dem Unfall überspannen nur noch zwei Verbindungen die Mulde.
Am anderen Mulde-Ufer steht der Pfeiler, an dem die ursprünglich drei Seile der Pegelmessstation befestigt waren. Seit dem Unfall überspannen nur noch zwei Verbindungen die Mulde.  © Sören Müller
Bergekommando: Am späten Nachmittag entdeckten Polizeitaucher die Leiche des dritten Crew-Mitglieds nahe der Autobahnbrücke.
Bergekommando: Am späten Nachmittag entdeckten Polizeitaucher die Leiche des dritten Crew-Mitglieds nahe der Autobahnbrücke.  © Sören Müller

Drittes Crew-Mitglied tot aus Fluss geborgen

Nach der Bergung der Wrackteile am Mittwochabend gingen am Donnerstag die Suchmaßnahmen nach dem dritten Crew-Mitglied weiter.

Am späten Nachmittag entdeckten Taucher die Leiche in der Nähe der Autobahnbrücke im Fluss. Sie wurde nach der Bergung ins Institut für Rechtsmedizin überführt.

Laut Bundeswehr bestand die Besatzung aus einer Pilotin, einem Piloten und einem Bordmeister (Techniker). Zum Unfallzeitpunkt soll die Pilotin den Helikopter gesteuert haben.

Titelfoto: privat

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