Von Klima-Klebern über Layla bis Zeitenwende: So hat das Jahr 2022 unsere Sprache geprägt

Berlin - Hand aufs Herz: Wusstet Ihr vor etwas mehr als einem Jahr schon, was Klima-Kleber sein sollen und wieso Affenpocken auch für Menschen zum Problem werden könnten? Auch in diesem Jahr haben wieder eine Reihe von Begriffe unsere Sprache und unseren Alltag geprägt, denen wir zuvor keine größere, beziehungsweise eine andere Bedeutung zugemessen haben - oder die gar gänzlich neu entstanden sind.

Das Jahr der "Zeitenwende" brachte auch für unseren alltäglichen Sprachgebrauch eine Reihe an Neuerungen mit sich.
Das Jahr der "Zeitenwende" brachte auch für unseren alltäglichen Sprachgebrauch eine Reihe an Neuerungen mit sich.  © Frank Rumpenhorst/dpa

Meist bilden sie sich im Zusammenhang mit besonderen Ereignissen heraus, ob nun positiv oder negativ. Im Zusammenhang mit der Heim-WM 2006 wäre da das "Sommermärchen" zu nennen, beim Blick auf die Corona-Pandemie beispielsweise der "Instrumentenkasten". Der diente als Beschreibung für die Mittel und Wege von Bund und Ländern, Ansteckungen möglichst gering zu halten.

Auch 2022 gab es wieder eine Reihe solcher Wörter, die ihren Weg in unseren Wortschatz - neu oder anders definiert - gefunden haben. Vorneweg ist da natürlich die "Zeitenwende" zu nennen, die Bundeskanzler Olaf Scholz (64, SPD) kurz nach dem Angriff auf die Ukraine ausrief. Nach langer Zeit brach wieder ein "Krieg in Europa" aus, auf den es angemessen zu reagieren galt.

Und das nicht nur mit Waffenlieferungen, sondern auch innenpolitisch: Nach Jahren des Wohlstandes und des Wachstums rückte auf einmal die Energieversorgung in den Mittelpunkt der deutschen Aufmerksamkeit. Millionen Deutsche wurden praktisch über Nacht zu Experten für "LNG" beziehungsweise "Flüssiggas" ausgebildet, das seinen Weg möglichst schnell, auch über "schwimmende Terminals", in die Bundesrepublik finden soll.

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Um bis dahin mit den exorbitanten Preisen klarzukommen, entschied sich die Bundesregierung für die Einführung von "Strom- und Gaspreisbremsen", außerdem beschloss man einen "Streckbetrieb" für AKWs.

So besorgt wie selten haben die Deutschen in diesem Jahr auf die Kosten für Gas, aber auch für Strom geschaut.
So besorgt wie selten haben die Deutschen in diesem Jahr auf die Kosten für Gas, aber auch für Strom geschaut.  © Frank Rumpenhorst/dpa

Wörter des Jahres: Von "Klima-Klebern" zum "9-Euro-Ticket"

Die "Klima-Kleber" getauften Aktivisten sorgten mit ihren Aktionen 2022 für eine Reihe von Schlagzeilen.
Die "Klima-Kleber" getauften Aktivisten sorgten mit ihren Aktionen 2022 für eine Reihe von Schlagzeilen.  © Lennart Preiss/dpa

Doch nicht nur der Krieg beschäftigte die Menschen im Jahr 2022, auch der Klimawandel schritt unerbittlich voran. Nun ist das Wort "Waldbrände" kein neues, die Feuer in der Sächsischen Schweiz oder in Brandenburg zeigen aber eindrucksvoll, dass es in den vergangenen Monaten deutlich näher an unsere Lebensrealität herangerückt ist.

Kurz vorm Untergang sieht die sogenannte "Letzte Generation" unsere Welt. Ohne sofortiges Handeln würde man keine Chance mehr haben, das Klima zu retten. Um mit der Welt ihre Untergangphantasien teilen zu können, ließ man sich deshalb etwas Drastisches einfallen - die "Klima-Kleber" waren geboren.

Die machten CSU-Mann Alexander Dobrindt (52) mit ihren Klebeaktionen und Kartoffelbreiwürfen gleich so Angst, dass er eine "Klima-RAF" fürchtete.

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Wer 2022 nicht hinter irgendwelchen "Klima-Klebern" im Stau stehen wollte, schwang sich von Juni bis August in den Zug und erkundete mit dem "9-Euro-Ticket" sein Land. Eine echt gute Sache, die schlussendlich den Weg für das "Deutschlandticket" ebnete.

Nach Katar kam man mit dem günstigen Ticket für Bus und Bahn aber nicht. Dort fand von November bis Dezember die "Winter-WM" statt, garantiert ohne Alkohol und Party-Hit "Layla", dafür aber mit einer Flut an Menschen und Organisationen, die sich genötigt fühlten, "Zeichen zu setzen" gegen die Zustände im Land, unter denen die "Gastarbeiter" zu leiden hatten. Egal ob "One-Love-Binde" oder die Hand vor dem Mund, die Deutschen waren dabei - vergaßen dabei aber, ordentlich Fußball zu spielen.

Kein Party-Lied polarisierte in den vergangenen Monaten so sehr wie "Layla".
Kein Party-Lied polarisierte in den vergangenen Monaten so sehr wie "Layla".  © Sven Hoppe/dpa

Man darf gespannt sein, welche neuen Schöpfungen sich im Jahr 2023 zu Begriffen wie "Putin-Versteher" oder "Affenpocken" gesellen werden.

Titelfoto: Montage: Lennart Preiss/dpa, Arne Dedert/dpa, Frank Rumpenhorst/dpa, Sven Hoppe/dpa, Frank Rumpenhorst/dpa

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