HSV nach "unfassbarem" Stadtderby im Freudentaumel, St. Pauli im Tal der Tränen

Hamburg - Über dieses Spiel wird man noch lange sprechen! Das 109. Hamburger Stadtderby zwischen dem HSV und dem FC St. Pauli lieferte Tore, Emotionen und Spektakel - mit den Rothosen als lächelndem Sieger.

Die Spieler des HSV drehten nach dem knappen Derbysieg eine Ehrenrunde durch das Volksparkstadion, ließen sich von den Fans ausgiebig feiern.
Die Spieler des HSV drehten nach dem knappen Derbysieg eine Ehrenrunde durch das Volksparkstadion, ließen sich von den Fans ausgiebig feiern.  © Marcus Brandt/dpa

Nach dem Duell, das eigentlich keinen Verlierer verdient gehabt hatte, war die Euphorie bei den Hanseaten angesichts des 4:3-Heimsieges und der Rückeroberung der Stadtmeisterschaft grenzenlos.

"Es war eines der unfassbarsten Fußballspiele meines Lebens. So eine Atmosphäre habe ich noch nie erlebt", resümierte Sechser Jonas Meffert (28), und sprach seinen Mitspielern damit aus der Seele.

Sebastian Schonlau (28) war insbesondere geflasht von dem, was nach dem Abpfiff passierte: "Solch eine Atmosphäre wie nach dem Spiel erlebt man nicht jeden Tag. Es war unglaublich schön so zusammenzukommen, nachdem die Fans auf den Rängen und wir auf dem Platz so viel investiert hatten", erklärte der Kapitän mit Blick auf die Jubel-Szenen.

Wechsel von HSV-Star Laszlo Benes kurz vor dem Abschluss?
HSV Wechsel von HSV-Star Laszlo Benes kurz vor dem Abschluss?

In der Tat war der Derbysieg ein richtig hartes Stück Arbeit. So waren die Kiezkicker insbesondere in der ersten Hälfte das bessere Team, gingen auch verdient durch Manolis Saliakas (26) in Führung. "Durch das Gegentor sind wir ins Schlingern geraten", wusste auch HSV-Coach Tim Walter (47).

Kurz vor der Halbzeit sorgte Jonas David (23) jedoch durch ein Traumtor aus der Distanz für den Ausgleich. "Mich freut es ungemein, dass sich Jonas mit so einem Tor belohnt hat, nachdem er nicht so leichte Wochen hatte. Das tat uns kurz vor der Pause sehr gut", befand Sportvorstand Jonas Boldt (41).

HSV-Coach Tim Walter ist "stolz", FCSP-Trainer Fabian Hürzeler bemängelt Fehler

HSV-Coach Tim Walter (47, l.) war nach dem Derbysieg "stolz" auf seine Mannschaft und die Fans, St.-Pauli-Trainer Fabian Hürzeler (30) kritisierte die Fehler seines Teams.
HSV-Coach Tim Walter (47, l.) war nach dem Derbysieg "stolz" auf seine Mannschaft und die Fans, St.-Pauli-Trainer Fabian Hürzeler (30) kritisierte die Fehler seines Teams.  © Fotomontage: Marcus Brandt/dpa, Christian Charisius/dpa

Aus der Kabine kamen die Gastgeber dann wie die Feuerwehr - und drehten die Partie durch Treffer von Bakery Jatta (24) und Moritz Heyer (28) innerhalb von vier Minuten. "In der Phase haben wir genau das umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben", verdeutlichte Keeper Daniel Heuer Fernandes (30).

Doch anstatt das Derby anschließend kontrolliert nach Hause zu spielen, ließen die Rothosen die Kiezkicker noch einmal herankommen - Elias Saad (23) erzielte das 2:3. Anschließend wurde es turbulent: Jakov Medic (24) traf zum 4:2 ins eigene Tor, zwei Minuten später verkürzte Jackson Irvine (30) per Kopf auf 3:4 - der Endstand.

"Wir wollten den Fans unbedingt den Sieg schenken. Dass uns das mit diesem Spektakel gelungen ist, macht es umso besser", unterstrich Meffert und Walter konstatierte abschließend: "Ich bin stolz auf meine Mannschaft und ebenso auf unsere Fans. Sie waren grandios."

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Während die Rothosen feierten, war die Stimmung beim unterlegenen FCSP naturgemäß auf dem Tiefpunkt. "Es ist sehr enttäuschend. Wir haben alles reingeworfen und es war ein sehr intensives und schnelles Spiel. Sehr emotional", gab Irvine zu Protokoll.

Auch Trainer Fabian Hürzeler (30) zeigte sich frustriert: "Ich werde die Niederlage nicht schönreden, vier Gegentore sind beim HSV zu viel, um etwas zu holen. Wir haben zu viele individuelle Fehler gemacht, haben es nicht geschafft, die Dynamik nach dem zweiten Gegentreffer zu stoppen", so der 30-Jährige.

St.-Pauli-Torschütze Saliakas nach Derby-Niederlage: "Wir waren besser"

Nichts als betretene Gesichter bei St. Pauli. Die Kiezkicker bedankten sich nach dem Abpfiff kurz bei ihren Fans und verschwanden dann schnell in die Kabine.
Nichts als betretene Gesichter bei St. Pauli. Die Kiezkicker bedankten sich nach dem Abpfiff kurz bei ihren Fans und verschwanden dann schnell in die Kabine.  © Christian Charisius/dpa

Für Torschütze Saliakas waren die Kiezkicker sogar das überlegene Team: "Wir wussten, welche Qualität der HSV hat, vor allem zu Hause mit den Fans, aber meiner Meinung nach waren wir besser" - umso mehr schmerzte die knappe Niederlage.

Kapitän Leart Paqarada (28) hatte indes bereits die Schlüsselszene(n) ausgemacht, analysierte: "Der Ausgleich kam für sie natürlich zur richtigen Zeit. Sie kamen mit sehr viel Wucht aus der Halbzeit raus und bestrafen uns eiskalt."

Dabei hätten die Braun-Weißen absolut noch die Möglichkeiten gehabt, zumindest den Ausgleich zu schaffen. "Alle Torchancen bringen nichts, wenn wir sie nicht reinmachen", traf Hürzeler den Nagel auf dem Kopf.

Ausnahme: Youngster Saad - aber auch der Torschütze war nach Spielende am Boden: "Ich bin traurig und enttäuscht über das Ergebnis. Das Spiel war sehr intensiv, beide Teams hatten viele Chancen und am Ende lag es einfach an uns", bilanzierte der Offensivakteur.

Irvine konnte dem Ganzen abschließend aber auch etwas Positives abgewinnen: "Es war es ein gutes Spiel von uns, eines der besten der vergangenen Partien", erklärte der Australier - und ergänzte: "Es sind jetzt noch fünf Spiele, 15 Punkte zu vergeben und auf die Partien wollen wir uns jetzt fokussieren." Feiern durften an diesem Abend andere ...

Titelfoto: Fotomontage: Christian Charisius/dpa, Marcus Brandt/dpa

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